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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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in vier Wochen mein Manuskript »Bommel macht Ferien« abgeben muss, ist mir das sehr wichtig und € 10000 Euro wert. Bitte melden Sie sich schnell!
    Grüße
    Sabine Wellmann KLEINGEDRUCKTES
    Ich habe die Geschäftsbedingungen gelesen und bin mit ihnen einverstanden. Bei Auftragsannahme von whats-yourproblem.de zahle ich 10% des Erfolgshonorars an, die Restsumme wird im Erfolgsfall fällig. Im Gegenzug verpflichtet sich whatsyourproblem.de, die Anonymität des Auftraggebers zu wahren.
    Shahin ist total entsetzt. Offenbar kann man im Iran mit spielenden Kindern noch was anfangen.
    »Eine Kinderbuchautorin, die von Kindern genervt ist?«
    »Die ist echt bekannt, Shahin, die Bommel-Bücher kriegst du an jeder Ecke.«
    »Ja, aber ... die kann doch nicht die Kinder wegschicken, nur weil sie ihr Buch nicht fertig kriegt.«
    »Stimmt. Das sollen ja auch WIR machen.«
    Ruckartig steht Shahin auf, um grübelnd durchs Cafe zu gehen wie ein antiker Philosoph.
    »Mhhh .«
    Ich lehne mich zurück und wuchte meine Füße auf den Tisch.
    »Ich find's auch hart.«
    »Mhhh .«
    »Auf der anderen Seite: Zehntausend Euro sind viel Geld und ich brauche echt jeden Euro für meine Anzahlung. In fünf Tagen läuft das Ultimatum ab! Bis dahin brauch ich mindestens hunderttausend Euro!«
    Nach zwei gelaufenen Kreisen und einer Ellipse bleibt Shahin das erste Mal stehen.
    »Was ist, wenn wir die Bild oder den Express anrufen und die Story verraten? Ich meine, das ist doch 'ne geile Schlagzeile: >Bommel-Autorin hasst Kinder!<«
    Ich schüttle energisch mit dem Kopf.
    »Dann stehen wir zwar pädagogisch-moralisch da wie 'ne Eins, kriegen aber nie wieder einen Kunden.«
    Shahin verharrt in der Mitte seines virtuellen Philosophenkreises.
    »Wie viel krieg ich denn eigentlich von den zehntausend?«
    Genervt lehne ich mich zurück.
    »Geht das jetzt wieder los?« »Ja! Es geht wieder los. Weil ich nicht will, dass du mich über den Tisch ziehst.«
    »Keiner will dich über den Tisch ziehen, Shahin.«
    »Gut. Dann sechzig für mich, vierzig für dich.«
    Mich haut es fast vom Stuhl.
    »Hast du noch alle Dichtungen in der Shisha? Wie kommst du denn auf so was?«
    »Weil deine Idee nix wert ist ohne mich. Ich hab die ganze Seite programmiert zwei Nächte durch. Ich hatte schon einen Dreh heute, da hast du noch geschlafen. Ich arbeite mehr, also will ich auch mehr.«
    »Du willst MEHR als ich?«
    »Ja!«
    Ich nehme die Beine vom Tisch und verschränke schmollend meine Arme.
    »Kannste vergessen.«
    »Okay. Dann lassen wir's.«
    Trotzig schleicht Shahin hinter seinen Tresen und schnappt sich ein zerfleddertes arabisches Taschenbuch, als wäre all die letzten Tage nichts passiert. Ich bin so verblüfft, dass ich in einer Übersprungshandlung auf spiegel.de gehe, um nachzuschauen, ob was passiert ist. Es ist nichts passiert und so finde ich auch relativ schnell meine Sprache wieder.
    »Shahin?«
    »Ja.« Er schaut nicht mal auf. Was für ein fieser Zocker!
    »Du kannst doch jetzt unmöglich lesen!«
    Shahin liest nicht nur, er liest auch noch laut und mit falscher Betonung:
    »Aber ich sah dem Kommenden mit größter Seelenruhe entgegen, und als ich mein Auge auf Halef richtete, lächelte er mich getrost und zuversichtlich an und fragte: >Hast du schon einen Plan, Sihdi?<
    >Nein<, antwortete ich, >um einen Plan zu haben, müsste ich wissen, was sich nun ereignen wird; da ich das aber nicht weiß, können wir nichts tun, als ruhig warten. <«
    »Okay, Shahin, ich hab's begriffen. Wir machen halbe-halbe!«
    »Na also!«
    Ich glaube, Perser sind relativ gute Geschäftsleute.
    »Und was machen wir mit dem Kindergarten?«
    »Wie wäre es mit Asbest?«
    »Was?«
    »Wir geben uns als irgendwelche Umweltheinis aus und machen eine Messung im Kindergarten.«
    »Und dann?«
    »Stellen wir fest, dass der Kindergarten komplett asbestverseucht ist.«
    »Und dann?«
    »Wird das Ding binnen vierundzwanzig Sekunden geräumt.«
    Shahin runzelt die Stirn.
    »Glaub ich nicht.«
    »Hast du auch nur die geringste Ahnung, wie hysterisch deutsche Mütter sind, wenn es um die Gesundheit ihrer Kleinen geht?«
    »Hab ich. Ich hab mir neulich mal eine Zigarette angemacht neben einem Spielplatz, da war vielleicht was los.«
    »Siehste mal. Das Beste wird sein, wir erweitern unser Wissen über Asbest und machen dann einen Plan.«
    »>Wir< bin ich, oder?«
    »Exakt.«
    Während Shahin zum Thema Asbest recherchiert, kommen über fünfzig weitere Problemlösungsanfragen rein, von denen

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