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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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synchron.
    »Die Frau vorne im Fiat behauptet, Sie würden sie mit einer halben Giraffe verfolgen. Ist da was dran?«
    Ich schaue Shahin an und er mich. Was für ein ausgefuchster Typ dieser Bulle ist! Macht erst einen auf grenzdebilen Taunus-Asi und kommt dann in der letzten Sekunde mit dem Columbo-Bauerntrick um die Ecke scharwenzelt.
    »Wir kennen die Frau im Fiat gar nicht«, stammle ich.
    Der Ordnungshüter denkt kurz nach und nickt dann.
    »Okay. Wir hatten da eben nur einen etwas seltsamen Notruf.«
    Inzwischen kommt auch ein sichtlich verwirrter Meister Proper von seiner Befragung zurück. Er wirkt völlig durcheinander und reibt sich die Haare mit der Hand.
    »Alles gut, Dietmar?«, fragt der Schlagerbulle seinen offenbar angeschlagenen Kollegen.
    »Lass uns mal ganz schnell fahren, Manfred, die hat sie nicht mehr alle.«
    »Wieso, was ist denn?«
    »Die hat ernsthaft behauptet, ich hätte ihr einen Antrag gemacht. Also so mit Heirat. Und dann hat sie gesagt, wir müssten aufs Standesamt in einer halben Stunde. Und der junge Mann hier, das wäre ihr Ex-Mann, der sei auch endlich mit der Scheidung einverstanden.«
    Der leichenblasse Wachtmeister Proper deutet auf mich, sein Sonnenbank-Kollege blickt kopfschüttelnd immer wieder zwischen Fiat und ihm hin und her.
    »Jetzt hör aber auf, Dietmar.«
    »Wenn ich's dir doch sage! Und wenn wir das alles nicht glauben, dann sollten wir ruhig mal nach 'ner halben Giraffe suchen im Auto von den Herrschaften.«
    Unser Schlagerpolizist kann sich ein Lachen nicht verkneifen.
    »Was? 'Ne halbe Giraffe sollen wir suchen? Das musste mir jetzt aber mal genau erzählen.«
    »Im Wagen, Dietmar. Sei so gut, lass uns von dieser Irren hier weg. Die wollte mich sogar küssen. So was hab ich ja noch nie erlebt.«
    Kommissar Dietmar grinst uns nochmal kurz zu, dann gehen die beiden Ordnungshüter zurück zum Wagen. Ich höre noch ein Lachen, dann knallen die Türen zu und der Streifenwagen fährt weg.
    »Mann, Mann, Mann ...«, ächzt Shahin. »Und was machen wir jetzt?«
    »So wie's aussieht - gar nichts mehr. Auftrag erfüllt!« Ich deute nach vorne. Mit offenem Mund beobachten wir, wie der gelbe Hochzeits-Fiat mit den Polterdosen aus der Parklücke hechtet und sich nahtlos an den Streifenwagen klettet.
    rosenkrieg im postkarton
    Zunächst freue ich mich natürlich über das große Post-Paket, das Herr Schnabel mir am Sonntagmorgen aushändigt. Denn wie ich unschwer am Aufkleber erkennen kann, ist es von Procter & Gamble. Annabelle! Vielleicht hat sie sich ja beruhigt und wir können bald wieder telefonieren. Aufgeregt reiße ich das Paket in der Küche auf. Es ist eine Zehnerpackung Charmin Sensitiv. Klopapier. Als ich es aus der Verpackung nehme, fällt ein handgeschriebener Zettel auf den Boden:
    Für'n Arsch. So wie die verschwendete Zeit mit Dir. Annabelle.
    Fassungslos starre ich auf den Zettel. Vielleicht ist's ein Witz? Ich durchsuche das gesamte Paket nach einem zweiten Zettel. Reiße die Pappen auseinander und schaue sogar zwischen die Klorollen. Kein Witz.
    Stumm falte ich den Karton zusammen, damit er in die Altpapiertonne passt und baue einen kleinen Klopapierturm im Bad. Wie kann sie das alles nur so getroffen haben? Ich meine, wir hatten doch kein Date? Sie war doch da, um ihre WG zu besuchen und nicht wegen mir .
    Als ich mich nach dem Frühstück zu Fuß auf den Weg in die WebWorld mache, schlägt meine Stimmung um. Was bildet diese Callcenter-Cholerikerin sich überhaupt ein? Über Wochen war ich super nett zu ihr, hab stundenlang versucht, bei ihrer Scheiß-Hotline durchzukommen, nur um mit ihr zu sprechen, hab sie zum Lachen gebracht und ihr zugehört. Dann verpasse ich einen einzigen Termin und sie schickt mir eine dreilagige Beleidigung zu?
    Ich setze mich auf eine Bank, ziehe mein Handy aus der Jacke und wähle die Nummer der Procter & Gamble Verbraucherberatung. Es ist Sonntag, da wird Annabelle nicht da sein. Umso besser. Es gibt schließlich noch zweihundert andere Verbraucherberaterinnen.
    »Procter & Gamble Verbraucherservice, mein Name ist Irina Minio, was kann ich für Sie tun?«
    »Ja, hallo. Peters hier. Ich hab mir neulich diese Gillette Mach 3 Turbo-Klingen gekauft und ... na ja ... ich hab das mal ausgestoppt jetzt ... ich rasier mich da auch nicht schneller mit als mit normalen Klingen.«
    Brüller, denke ich mir, doch statt Gelächter hagelt's Schweigen.
    »Sind Sie noch dran?«
    »Ist das eine ernsthafte Beschwerde?«
    »Natürlich nicht«,

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