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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Großirritation in ihr gewittriges Hirn pflanzen.
    »Die Arme ist sicher total fertig!«, seufzt Shahin. »Ich weiß nicht, ob wir hier das Richtige machen. Das ... ist ja 'ne richtige Menschenjagd irgendwie.«
    Da gibt man ihm fast die Hälfte ab von so einem Knallerauftrag und beim erstbesten Problem rollt er seinen Teppich ein.
    »Die Arme. Die Arme!«, ereifere ich mich. »Die Arme steht seit einem Monat täglich vor der Tür unseres Kunden und behauptet, heute sei Hochzeit! Die Arme wirft jeden Tag einen Brautstrauß hinter sich und hat schon zwei Kinder verletzt damit, eines sogar am Auge. Die Arme hat sie nicht mehr alle, kapier das mal!«
    »Sie kauft jeden Tag einen Brautstrauß?«
    »Glaubt sie. Sie nimmt aber immer denselben. Hat mir der Herbst erzählt.«
    »Herbst?«
    »So heißt der Schauspieler. Kennste diese Serie, Stromberg? Was guckste denn so?«
    »Da ist Polizei hinter uns.«
    Ich schaue in den Rückspiegel - und tatsächlich: In Spielstraßengeschwindigkeit schleicht sich ein silbrig-grüner Streifenwagen an uns heran. In Shahins Augen flackert Angst.
    »Die wird doch nicht . die hat die Polizei gerufen, oder?«
    »Ganz ruhig Shahin, die schieben dich schon nicht ab.«
    »Ich bin Deutscher, du Blödmann.«
    »Vor allem bist du der Schiss-Adair!«
    »Und du der Schwätz-Adair!«
    Der Polizeiwagen hält tatsächlich hinter uns. Meine halbe Giraffe schiebe ich sicherheitshalber unter den Beifahrersitz. Doch zunächst macht keiner der Beamten Anstalten, den Streifenwagen zu verlassen. Für eine Minute bleiben wir einfach so in einer Reihe stehen, stumm eingekeilt zwischen Polizeiauto und beklopptem Fiat. Eine Minute, in der mir dann doch die Angst zwischen die Rippen kriecht und ich mich zum ersten Mal frage, what the fuck wir hier eigentlich machen. Bevor ich eine Antwort finde, öffnen sich die Türen des Streifenwagens und zwei mützenlose Beamte kommen zum Vorschein: ein kleinerer, der wegen seiner geringen Körpergröße und Glatze wie ein zusammengestauchter Meister Proper wirkt und ein größerer, sehr brauner Polizist, der aussieht wie ein drittklassiger Schlagersänger aus dem Taunus.
    »Sie kommen, Simon!«
    Während der Schlagerbulle an unser Autofenster tritt, geht sein haarloser Kollege zügig auf den noch immer brav parkenden Fiat zu. Mit einer lässigen Handbewegung signalisiert der Polizist Shahin, das Fenster zu öffnen. Doch Shahin ist mit der Geste völlig überfordert und schaut mich fragend an.
    »Was will er denn? Einen Kugelschreiber?«
    »Du sollst das Fenster aufmachen!«
    »Okay. Das Fenster. Klar.«
    Shahin drückt einen Knopf, doch dummerweise geht das Fenster auf meiner Seite auf. Hat er vielleicht doch keinen deutschen Pass? Ich versuche die Ruhe zu bewahren.
    »Das Fenster auf deiner Seite, Shahin.«
    »Natürlich.«
    Shahin drückt den richtigen Knopf und der Schlagerbulle beugt sich zu uns.
    »Guten Tag, Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte. Und wenn Sie mal aus dem Auto kommen würden bitte, wir sind hier nicht aufm Highway in Florida.«
    Shahin zittert seine Papiere aus Portemonnaie und Sonnenblende und reicht sie mitsamt meinem Personalausweis nach draußen. Schweigend steigen wir aus und stellen uns stumm neben den Passat. Der Schlagerpolizist wendet sich mit aufgeklapptem Führerschein an Shahin.
    »Shahin Kaambiz Shiidvash Müller?«
    »Ja genau«, antwortet Shahin nervös und bemüht sich um ein Lächeln.
    »Bedeutet der Name irgendwas?«, fragt der Schlagerbulle und wirkt dabei recht freundlich. »Ich hab mal gelesen, dass so Namen oft was bedeuten.«
    Hilfesuchend schaut der immer noch übernervöse Shahin mich an, beschließt dann aber doch selbst zu antworten. »Ach . ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, das ist eine frühe Berufsbezeichnung für jemanden, der Mehl aus Getreide macht. Zum Brotbacken, wissen Sie?«
    In tiefer Scham schaue ich aufs Kopfsteinpflaster. Okay. Das war's dann. Danke, du Depp-Adair. Wir können uns eigentlich gleich auf die Rückbank vom Streifenwagen setzen und einen Anwalt anrufen. Doch statt uns dorthin zu schubsen, nickt der Schlagerbeamte nur freundlich und gibt uns die Papiere zurück.
    »Getreide. Interessant. Ist reine Neugier, ich finde so was immer ziemlich spannend. Die Papiere sind okay. Danke und schönen Tag noch!«
    »Ihnen auch!«, lachen Shahin und ich erleichtert und synchron. Doch dem Schlagerbullen scheint noch etwas eingefallen zu sein.
    »Ach, eine Sache noch .«
    »Ja?!?«, sagen wir, wieder

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