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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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offenbar hat er die Nachbarin nicht gesehen.
    »Natürlich wird hier gekehrt, ich weiß gar nicht, wer der Kerl ist!«, brüllt er zurück und wendet sich wieder meiner Wenigkeit zu.
    »Sie sind doch nicht von der AWB, oder?«
    Ich puste kurz mit meinem Sauger.
    »Nein. Wieso?«
    »Sie müssen ihm sagen, dass in unserem Viertel nicht geblasen wird!«, ruft die Topffrau.
    »Das sag ich ihm doch gerade!«, kläfft der hyperventilierende Plastik-Gauleiter zurück. Das Topfgesicht knallt beleidigt das Fenster zu. Gute Nachbarschaft. Gute Besserung. Vielleicht frage ich mal die beiden Schwestern, ob's da was von ratio-pharm gibt. Mein Gegner hat inzwischen die Hände in die Hüfte gestützt.
    »Was wollen Sie hier überhaupt?«
    »Das Gleiche wie Sie: meine Ruhe. Und solange Ihre Lärm-Kaida zweimal die Woche an meinem kleinen Bettchen vorbeiknattert, mache ich eben auch ein bisschen sauber bei Ihnen. Oh! Schauen Sie mal, das putzige Ahornblatt da drüben!«
    Ich jage den Motor hoch und puste ein gelbes Blättchen von der Motorhaube eines Geländewagens.
    »Das dürfen Sie gar nicht!«, schreit der AWB-Chef.
    »Vor sechs Uhr nicht, jetzt schon. Auch die Bürger sind verpflichtet, Gehwege sauber zu halten. Steht auf Ihrer eigenen
    Internetseite. Ach je, ein Schnipsel neben der Pfütze, wie nachlässig von mir!«
    Wieder lasse ich meinen Laubbläser aufheulen und wirble den Schnipsel in die Pfütze.
    »Mist. Na ja ... mach ich das halt morgen früh!«
    Herr Oberhausen atmet einige Male schwer ein und wieder aus, wahrscheinlich ist er starker Raucher.
    »Also gut. Wo wohnen Sie?«
    »Keplerstraße, Ehrenfeld.«
    »Ach du lieber Himmel .«
    »Sie müssen ja nicht hinziehen. Sie sollen nur Ihre behinderte Blaskapelle von da abziehen.«
    »Ich schaue, was ich machen kann. Und jetzt verschwinden Sie!«
    »Sehr gerne. Und wäre toll, wenn Sie das regeln könnten, das frühe Aufstehen liegt mir gar nicht.«
    Als die hässliche Tür des Einfamilienhauses zuknallt, habe ich das gute Gefühl, dass wir die 4200 Euro Honorar bekommen werden.
    Gegen unseren nächsten Auftrag jedoch war alles Bisherige bloß lauwarme Amselkacke.
    käpt'n schmierwurst
    Restaurant Fonda, Lindenstraße, 13 Uhr 07. Auf der nach oben offenen Schmierlappenskala erreicht mein Gegenüber ohne Mühe einen Spitzenwert. Alleine das rapsölige Lachen und die krokoledernen Zuhältertreter wären es wert, das Jüngelchen an seinen gegelten Haaren auf die Straße zu ziehen und vor den nächstbesten Smart zu schubsen. Es wäre sicher ein schrecklicher Tod für ihn, wo er doch extra seinen funkelnden BMWSchlüssel so dezent neben sein Prada-Handy gelegt hat.
    »Geiler Wagen, hab ich seit letzte Woche«, verrät er mir, ohne dass ich ihn danach gefragt hätte.
    »Soso.«
    »Was fahren Sie denn, Herr Adair?«
    »Lexus. Also am Wochenende. Sonst den Porsche Cayenne.«
    »Sie gefallen mir!«
    Aber Sie mir nicht, denke ich mir. Wenn einen die falschen Leute mögen, ist das noch schlimmer, als wenn einen gar keiner mag. Ich trinke ja schließlich auch keine Brüderschaft mit einem Spanier, der mich nach drei Flaschen Rotwein plötzlich für Hitler lobt.
    Ich könnte das Jüngelchen natürlich auch sofort mit dem großen Glas-Aschenbecher erschlagen. Aber dann härte er noch eine Narbe an der Stirn und wenn's ganz dumm kommt, werde ich nie erfahren, was er von mir gewollt hätte.
    »Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden, Herr Adair.«
    »Das ist mir auch recht.«
    »Die Dom Real Estate ist eine der größten Immobiliengesellschaften Deutschlands. Wir betreuen derzeit ein Immobilienvermögen von einundzwanzig Komma vier Milliarden Euro, allein in Köln und Umgebung haben wir parallel elf Großprojekte laufen.«
    Ich muss mir gar keine Mühe geben, beeindruckt zu schauen. Ich bin es.
    »Ich sage Ihnen ganz ehrlich, Herr Adair: Selbst wenn sich ein Kunde bei uns 'ne Villa für drei Millionen kauft, drei Stadthäuser und zehn Penthäuser ist er immer noch ne relativ kleine Nummer. Weil die DRE nur in Tausender-Einheiten denkt.«
    Ich schlucke wie ein Schuljunge, der gerade erfährt, dass Deutschland mal geteilt war. Nervös wackle ich mir mein Mineralwasserglas an die Lippen.
    »Und . was ist jetzt Ihr Problem?«
    Statt einer Antwort bekomme ich die weiße Infomappe zugeschoben.
    »Sie müssten ein Grundstück reinigen. Wenn Sie bitte mal zu Seite drei blättern würden .«
    Ich öffne die Mappe und gelange zum Hochglanzentwurf eines gigantischen Wohnparks, bestehend

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