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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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dass ums Verrecken keine Werbung kommt. Shahin und ich sind gelinde gesagt völlig überfordert. Da hilft auch die elfte Tasse Tee nichts, die mein persischer Geschäftspartner heranbalanciert. Eines allerdings wird uns immer klarer: Gewalt kommt für uns nicht in Frage. Nicht für alles Geld der Welt. Schließlich wollen wir auch morgen noch in den Spiegel gucken können, ohne sofort zu kotzen. Es müsste doch eine Lösung geben, bei der alle Beteiligten profitieren.
    Shahin steht auf und reibt sich die Augen.
    »Und wenn wir die Anzahlung behalten und gar nichts machen?«
    »... kriegen wir garantiert den Arsch voll von diesen Immobilientypen.«
    »Aber unsere Geschäftsbedingungen .«
    »Unsere Geschäftsbedingungen kannste in deiner Blech-Shisha rauchen! Nicht mal Schmierwürste verschenken einfach so fünfzigtausend Euro.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Erschöpft dreht Shahin sich zu seinem Rechner und tippt etwas hinein.
    »Auf irgendwas müssen wir doch kommen, wir beide!«
    Eine Homepage mit arabischer Schrift erscheint. Ich schüttle mit dem Kopf.
    »Nein, Shahin, wir jagen den Kerl nicht einfach so in die Luft für 'ne Handvoll notgeiler Jungfrauen!«
    Ein tief beleidigter Blick trifft mich. »Das ist eine persische Sportseite, du Idiot. Ich will mich einfach nur kurz ablenken, um auf neue Ideen zu kommen.«
    »Oh. Das tut mir leid. Wollte dich nicht beleidigen.«
    »Schon okay.«
    »Und?«
    »Persepolis hat 5:3 gegen Barq gewonnen nach Elfmeterschießen. Spieler des Tages war aber ein Syrer.«
    »Ich meinte eigentlich die neue Idee.«
    Mit verschränkten Armen dreht Shahin sich auf seinem Stuhl zu mir.
    »Okay, Simon. In meinem Inneren weiß ich schon die ganze Zeit, was wir machen.«
    »Und? Was ist das?«
    Energisch steht Shahin auf und schiebt seinen Stuhl unter den Computertisch.
    »Nichts! Wir machen nichts. Weißte, ich fand das schon echt seltsam heute Morgen, in diesem Kindergarten DeckenplattenStückchen rauszubrechen. Oder die arme Frau, die wir verfolgt haben. Da ist bei mir schon die Grenze. Mit der Baustellennummer gehen wir zu weit. Und mit dieser blöden Seite auch.«
    »Du könntest deinen Laden hier kaufen mit der Kohle statt zu pachten. Und dann kannst du machen, was du willst. Schöne persische Lounge, Spielhölle oder 'nen Teppichverleih.«
    »Ich weiß schon, was ich mache, keine Sorge.«
    »Na also! Was ist es denn?«
    »Sag ich nicht.«
    Shahin setzt sich wieder. Ich schaue ihn mit großen Augen an.
    »Du meinst . wir geben das Geld also zurück?«
    »Ja. Weißte, die anderen Aufträge sind auch nicht schlecht. Wer weiß, womöglich haben wir in ein paar Monaten auch so eine Million zusammen. Ohne diese Mafia-Aufträge und ohne jemanden umzubringen.«
    Ich nehme einen Schluck Tee und schaue nach draußen. Die hell erleuchtete Linie 9 fährt vorbei, es sitzt kaum einer drin.
    »Du weißt, was das heißt, oder, Shahin?«
    Shahin nickt.
    »Es heißt, dass ich das Haus nicht kaufen kann. Und dass du dein Ding nicht machen kannst, was war das doch gleich?«
    »Ich bin nicht blöd, okay?«
    »Okay.«
    Shahin nimmt einen tiefen Zug aus seiner Wasserpfeife. Ich beiße mir auf die Unterlippe und schließe die Augen.
    »Und wenn wir so tun, als würden wir das Problem lösen? Also NUR SO TUN ...«
    »Wie soll das aussehen?« »Ja, keine Ahnung. Wir könnten dem Herrn ja einen Teil vom Geld abgeben, wenn er sich, was weiß ich ... - mit dem Krankenwagen wegbringen lässt. Wenn uns die Jungs von DRE beobachten, dann sieht das cool aus und wir haben zumindest das Garantiehonorar. Sind immerhin fünfzigtausend Euro. Fünfundzwanzig fürjeden.«
    Nach kurzem Nachdenken kommt Shahins Antwort.
    »Also zehn für ihn, zwanzig für mich und zwanzig für dich.«
    Nach einer knappen Minute meine ich ein leichtes Nicken bei Shahin entdecken zu können. Schließlich sagt er: »Okay. Aber du machst das mit der Baustelle. Ich bleibe am Kindergarten dran.«
    Ich nicke. Froh bin ich nicht. Noch vier Tage bis zum Auslaufen der Reservierung.
    karls kamera
    Wie in einer bizarren Filmkulisse steht das Häuschen von Herrn Karl einsam und verlassen inmitten eines riesigen Grundstückes. Geschätzte hundert Meter vom leicht windschiefen Häuschen entfernt scharren und wühlen sich bereits die ersten Bagger durchs Areal, bereit zum finalen Angriff. An den Seiten gestützt von Stahlträgern, wirkt es nicht wirklich wie ein allzu großes Hindernis für die Bagger. Immerhin - es steht noch. Direkt neben dem Haus wurde eine

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