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Millionär

Millionär

Titel: Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Head & Shoulders (Shampoo), Charmin (Klopapier), Bounty (Küchenrollen), blend-a-med (Zahncreme), Meister Proper (Küchenglanz für Skinheads) und eben auch Pringles (Chips). Sollte einen ja eigentlich schon mal skeptisch machen, wenn EINE Firma ALLES macht. Ich meine, was ist denn, wenn da mal was durcheinander kommt in der Produktion und Batteriesäure ins Shampoo tropft oder Meister Proper in die Pringles?
    Es tutet in der Leitung und ich muss die »1« drücken, weil ich keine Dosierhilfe haben will, sondern ein persönliches Gespräch. Eine Männerstimme erklärt mir, dass das Gespräch zu
    Trainingszwecken aufgezeichnet werde, ich dies aber ablehnen könne. Dann tutet es wieder und Sekunden später habe ich eine Verbraucherberaterin am Telefon.
    »Procter & Gamble Verbraucherservice, mein Name ist Annabelle Kaspar, was kann ich für Sie tun?«, singt eine Beraterin ihren Standardtext ins Headset wie eine Stewardess die Sicherheitshinweise. Ich antworte mit meinem Standardtext:
    »Hallo, ich möchte nicht aufgezeichnet werden zu Schulungszwecken und habe ein Problem mit einem Ihrer Produkte.«
    Eine kurze Pause entsteht.
    »Herr Peters?«
    Mir fällt fast das Telefon auf den Boden. Haben jetzt sogar schon Spülmittelfirmen eine Spracherkennung?
    »Ähhh ... richtig! Woher ... wissen Sie das?«
    »Ganz einfach, Sie rufen ziemlich oft bei uns an.«
    »Oh. Ist das so?«
    »Warten Sie .«
    Die Spülmittel-Stewardess hackt irgendwas in ihre vermutlich mit Head & Shoulders gereinigte Tastatur.
    »Das vierzehnte Mal, bisher. Davon vier Mal bei mir.«
    »Ist nicht wahr .«
    »Was ist es denn dieses Mal, Herr Peters?«
    Ich fühle mich ertappt. Und ich hasse es, wenn sie dauernd den Namen wiederholen, als wäre ich ein Idiot, der regelmäßig vergisst, wie er heißt.
    »Die ... Pringles aus der kleinen Packung schmecken anders als die in der großen Packung. Die in der kleinen sind irgendwie weniger würzig!«
    Wie zum Beweis klopfe ich an die leere Pringles-Rolle.
    »Hören Sie? Das KLINGT ja schon weniger würzig!«
    »Welche Sorte essen Sie denn?« »Die Grünen. Sourcreme & Onion. Die esse ich sehr gerne, wissen Sie?«
    »Ich werde das weiterleiten. Dürfen wir Ihnen eine Ersatzpackung schicken?«
    Na also. Warum das ganze Gequatsche vorher. Immer rüber mit der Ware.
    »Och ... das wäre nett. Aber schicken Sie die kleinen Packungen. Bei den großen klemme ich mir immer die Hand ein, wenn ich an die letzten Chips will.«
    »Sie klemmen sich die Hand ein?«
    »Absolut. Einmal musste ich sogar ins Krankenhaus deswegen! Also fast .«
    »Okay, Herr Peters .«
    »Ich weiß, wie ich heiße!«
    »Gut. Wir schicken Ihnen die kleinen Pringles zu. Auch wenn Sie eben gesagt haben, dass die Chips in den kleinen Packungen weniger würzig sind.«
    »Egal! Jedenfalls danke, dass Sie welche schicken. Aber bitte keine fettarmen Chips, die brennen immer so an der Innenbacke. Und keine Testprodukte, die dann sowieso nie auf den Markt kommen so wie diese asiatischen Krabbenchips. Ekelhaft waren die. Brauchen Sie meine Adresse?«
    Offenbar nicht, denn am anderen Ende der Leitung vernehme ich ein Schweigen.
    »Hallo, Frau ... - Sind Sie noch dran?«
    »Entschuldigen Sie, ich hab nur gerade was nachgeschaut. Geht das an die gleiche Adresse, an die wir die blend-a-med Whitestrips, die Tempo-Taschentücher und das Febreze geschickt haben?«
    »Also .« »Die Wick blau, die Pampers sensitive, den Swiffer Staubmagnet und das kalorienreduzierte Trockenfutter für bewegungsarme Katzen unter 12 Monaten?«
    Mist. Ich hätte schwören können, zumindest der Swiffer wäre von der Unilever-Verbraucherberatung gewesen!
    »Das geht an genau die Adresse. Sülzburgstraße 138.«
    »Okay. Nette Straße übrigens, in der Ecke hab ich auch mal gewohnt.«
    »Sie haben bei mir um die Ecke gewohnt?«
    »Ja, ich hab studiert in Köln und in der Gustavstraße gewohnt, in einer WG. Vier Jahre lang.«
    »Gibt's ja nicht! Da ruft man so einen Riesenkonzern an und gerät an eine ehemalige Nachbarin!«
    »Wir schicken's Ihnen zu, Herr Peters«, lautet die freundlichstewardessige Antwort meiner Verbraucherberaterin.
    »Okay!«
    »Danke für Ihren Anruf und einen schönen Abend noch!«
    »Ihnen auch. Und ... tschüss!«
    Irritiert lege ich das Telefon auf meinen irischen Tresen. Die hat mich doch tatsächlich einfach so abgewürgt. Warum fängt die denn ein privates Gespräch an, auf das sie dann doch keinen Bock hat? Wenn ich bei 44 Grad in einem indischen

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