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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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freizulassen. Das ist zwar nicht ganz ungefährlich, vor allem wenn sie überraschend auf meinen Schoß springt oder ihren Kopf während der Fahrt gegen meinen rechten Arm wummert, aber alles ist besser als das Gebrüll.
    Sobald ich das Auto in der Tiefgarage gleich neben Oskars Wohnhaus parke, geht Gismo freiwillig in ihren Korb. Die Tiefgarage ist ihr unheimlich. Mir auch. Wie der Bauch eines großen Tieres.
    Eigentlich sollte Oskar schon daheim sein und gekocht haben. Ich bin hungrig. Ich freue mich. Es ist schön, sozusagen heimzukommen und bekocht zu werden. Und sollte er keine Zeit zum Kochen gehabt haben, hat er sicher wieder in einem der guten Delikatessenläden eingekauft. Essen ist ihm wichtig, so wie mir auch. Ich sperre das Haustor auf, fahre mit dem Aufzug in den letzten Stock, freue mich auf meinen Oskar, seit letztem Jahr mein Mann, ordnungsgemäß geheiratet vor einem Wiener Standesbeamten, samt unvergesslicher Ansprache und rauschendem Hochzeitsgartenfest. Trotzdem: Erst vor Kurzem ist es mir wieder einmal passiert, dass ich bei einem Fragebogen „ledig“ angekreuzt habe. Was soll’s, ist ja auch nicht so wichtig. Wir mögen einander, das zählt. Ich brauche ihn nicht als Trophäe oder um nachzuweisen, dass auch ich es geschafft habe, einen Ehemann zu finden. Das ist eher etwas, das meine Eltern beruhigt.
    Ich läute stürmisch an der Tür und warte auf die erstaunlich leichten Schritte meines großen Oskar, aber da kommen keine. Etwas irritiert sperre ich auf. Da ist keiner. Wir haben doch vereinbart, um halb acht bei ihm und er kocht. Ich bin enttäuscht. Ich stelle Gismo samt Korb ab und auch sie ist enttäuscht. Kein Oskar mit Oliven in der Hand. Keine verführerischen Küchendüfte. Was erwarte ich eigentlich? Er ist ein erfolgreicher Wirtschaftsanwalt. Er hat ab und zu Wichtigeres zu tun, als ein Abendessen auf den Tisch zu bringen. Und was halte ich umgekehrt von Männern, die so etwas von ihren Frauen verlangen? Nichts. Eben. Ich gehe in die Küche und bin beim Anblick des Kühlschranks schon beinahe wieder versöhnt. Er hat sich vor einigen Monaten so einen großen doppeltürigen mit Eiswürfelbereiter gekauft, wie ich ihn immer wollte. Ein schönes Stück. Ich öffne seine Tür, fische aus einem großen Glas einige schwarze Oliven. Wenigstens Gismo soll ihre Freude haben.
    Sie hat wohl schon das Geräusch in der Küche richtig gedeutet, tanzt im Korb, ich öffne, sie schießt heraus, ihre orangerote Schwanzspitze vibriert vor Aufregung. Schwarze Oliven sind ihre Leidenschaft. Keine Ahnung, warum. Ich werde mir ein Glas Riesling einschenken. Und nachsehen, was Oskar im Kühlschrank hat. Werde eben ich kochen. Oder besser: Ich rufe Oskar an. Er geht nicht ans Telefon. Ich wähle die Nummer seiner Sekretärin. Aus irgendeinem Grund habe ich mir eingebildet, dass sie mich als Oskars Ehefrau akzeptieren wird. Aber sie ist genauso abweisend wie vor der Hochzeit. Vorzimmerdrachen. Oskar schätzt sie sehr. Auch und gerade in dieser Drachenfunktion. Sie könne mir leider nicht sagen, wo der Herr Doktor sei, er habe das Haus verlassen, ohne ihr Bescheid zu geben. Da klingt deutliche Missbilligung auch ihm gegenüber durch.
    Ich gehe zum Kühlschrank zurück, dicht gefolgt von meiner verfressenen Schildpattkatze, und sichte die Vorräte. Viel hat er nicht eingekauft, seltsamerweise jedoch 20 Eier. In der Fleischlade entdecke ich zu meiner großen Überraschung drei ganze Hühner.
    Rosmarin gibt es am Fensterbrett und Kartoffeln im untersten Fach seines Weinkühlschranks.
    Hühnersuppe mit Sherry und Rosmarin-Hendlhaxen mit mitgebratenen Kartoffeln, entscheide ich. Gismo wird beim Zerteilen von zwei Hühnern genug abkriegen, um satt zu werden.
    Ich habe gerade das erste Huhn auf das Küchenbrett gelegt und überlege, dass bei diesem saftigen, großen Vieh wohl ein Hühnerbein für jeden von uns reicht – vielleicht doch etwas Brust dazu? -, als mein Mobiltelefon läutet.
    „Wo bleibst du?“, fragt Oskar.
    „Wo ich bleibe? Ich bin schon da.“
    „Sehr witzig, wo steckst du? Im Kleiderschrank?“
    Mir dämmert etwas: „Du bist in meiner Wohnung?“
    „Klar, wie ausgemacht.“
    „Ich bin in deiner. Wie ausgemacht.“
    „Mira, wir haben gestern doch …“
    „Soll ich kommen?“ Ich bin mir plötzlich nicht mehr ganz sicher, ob ich nicht etwas durcheinandergebracht habe. Die Sache mit dem Beinahe-Selbstmörder und der Win-Sat-Geschichte, und was ich daraus machen soll und darf, spukt mir

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