Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
Vom Netzwerk:
ich nachgesehen habe“, murmle ich in Richtung Oskar, ohne den Blick vom Fernseher zu wenden.
    „Sieht schon scharf aus“, murmelt Oskar zurück.
    Plötzlich lässt Bert Seinitz das Messer fallen und rennt zum Backrohr. „Auf 250 Grad vorheizen“, bringt er heraus.
    Lena Sanders wendet sich mitleidsvoll ab, geht wieder hinüber zu Susanne Kraus. Da brutzeln inzwischen im Topf klein geschnittene Zwiebeln, die Gesundheitsjournalistin sieht auf. „Zu den klein geschnittenen Zwiebeln kommt jetzt noch ein Chili und eine fein geschnittene Knoblauchzehe dazu, alles hell anrösten.“ Sie sieht besorgt zu dem Gemüsewasser im anderen Topf. Es sieht aus, als bräuchte es bis zum Kochen noch ewig lang.
    „Üblicherweise habe ich etwas mehr Zeit“, erklärt sie. „Jedenfalls: Wenn alles hell angeröstet ist, dann kommt der Risotto-Reis dazu, er muss glaciert werden.“
    „Warum erzählt sie uns das jetzt schon?“, fragt Oskar. „Sind unsere Hühner bald fertig?“
    „Weil gleich die erste Werbeunterbrechung kommt. Sie macht das ganz schön professionell.“
    „Während der Werbung könntest du die Hühner holen. Ich bringe Besteck und ein zweites Glas.“
    Üblicherweise legt Oskar Wert darauf, bequem am Esstisch zu essen, heute reicht ihm der Couchtisch auch.
    Zoom auf einen Topf von Susanne Kraus, das Edelstahlgrau geht über in viele verschiedenfarbige durcheinanderwirbelnde Kreise, danach eine Werbung für Halbfettmagarine.
    Ich springe auf, nehme einen Topflappen, hebe die schwere Bratpfanne aus dem Rohr. Ich habe vergessen, die Hühnerhaxen zwischendurch mit ihrem eigenen Saft zu übergießen, jetzt ist die Haut etwas papieren, aber das Fleisch ist gut durch. Ich lege je eine große Keule auf einen Teller, darauf kommt ausreichend Saft, richte die halbierten Bratkartoffeln daneben an, salze mit etwas grobem Meersalz.
    Als ich zur Couch zurückkomme, wird gerade eine „Edelpute“ beworben. Was sich Werbetypen so alles ausdenken, die „edle“ Pute im Gegensatz zu der „unedlen“ … Jedenfalls haben ausführliche Werbefenster auf Privatsendern ihre Vorteile. Essen anrichten geht sich locker aus.
    „Du solltest antreten, du würdest alles gewinnen“, sagt Oskar begeistert, als er die Hühnerkeulen sieht.
    „So fängt es wahrscheinlich an“, erwidere ich, „mit einem Lob. Und schon überlegt sie, dass das vielleicht wirklich ihre Chance sein könnte. Sie braucht doch nichts weiter zu tun, als gut zu kochen und ein paar Fragen zu beantworten. Endlich berühmt, endlich reich.“
    Das Gemüsewasser auf dem Herd von Susanne Kraus kocht immer noch nicht. Sie fummelt am Schaltknopf herum. „Der Reis ist glasig, ich gieße jetzt den Weißwein zu und rühre gut um, wichtig ist, dass man jetzt die Hitze zurücknimmt. Wenn der Wein einreduziert ist, gießt man das Risotto mit einem Schöpfer kochendem Fond auf.“
    Lena Sanders fragt: „Wie sind Sie eigentlich auf das Rezept gekommen?“
    Susanne Kraus lächelt. „Ich mag Reis und ich kenne eine Menge Risotto-Rezepte. Mein Grundrezept habe ich von einem großartigen Koch im Veneto. Das mit den Jakobsmuscheln habe ich mir einfallen lassen – sicher ist es auch nicht neu, was ist schon neu beim Kochen? Aber mir und meinen Freunden schmeckt es.“
    „Sie wirkt nicht so, als stünde sie unter enormem Gewinndruck“, sage ich mit vollem Mund.
    „Das Huhn ist großartig“, ist Oskars Antwort, „vielleicht ist sie bloß eine gute Schauspielerin?“
    Schwenk auf Bert Seinitz. Er füllt gerade die zweite Kaninchenkeule, leider habe ich wegen der Werbung nichts davon mitbekommen, wie die Fülle gemacht wird. Ob der Sender schon allein durch die Platzierung der Werbeblöcke für Vor- oder Nachteile der Kandidaten sorgt? Und wie wird sonst noch durch Schnitt manipuliert? Besser, ich lasse mich nicht mit den Verschwörungstheorien Klaus Liebigs anstecken. Es geht eben auch um Glück oder Pech.
    Bert Seinitz näht die Keulen ausgesprochen flink zu. „Man kann das auch mit einem Zahnstocher machen“, erklärt er, „aber es geht nichts über den guten alten Küchenspagat. Nur noch mal zur Wiederholung: Ich hab ein Briochekipferl zerbröselt, in Butter angebratene Zwiebel dazugegeben, Salz, Pfeffer, ein Ei, etwas Trüffelöl und eine Menge Trüffel hineingerieben – da muss man nicht die allererste Qualität verwenden.“
    Lena Sanders ist inzwischen herübergekommen und sieht ihn interessiert an. Er wendet sich ihr zu: „Wissen Sie übrigens, dass die kleineren

Weitere Kostenlose Bücher