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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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und frisch geriebener Pecorino dazu, mit dem Kerbel bestreuen, fertig.“
    Schwenk zurück zu Bert Seinitz. „Jetzt kommt der Champagner!“ Er nimmt die Flasche, die Marke ist gut im Bild, er gießt eine großzügige Menge über das Kraut. „Wie gesagt: Das Agar-Agar sorgt dafür, dass die Flüssigkeit nicht davonrinnt, sondern leicht geliert. Ich lasse das Kraut jetzt überkühlen und nehme die Kaninchenkeulen aus dem Rohr.“ Er lächelt in die Kamera. „Ich gebe zu: Daheim würde ich sie noch zehn Minuten länger im Rohr lassen.“
    „Jetzt bekommt er aber viel mehr Sendezeit als die Kraus“, maule ich.
    „Wunderbar!“, jubelt Lena Sanders und eilt zu Susanne Kraus. Sie richtet inzwischen auf einem großen tropfenförmigen Teller an.
    „Ich habe es lieber schlicht, ein paar schöne Kerbelblätter, die schönsten Jakobsmuscheln obenauf, das reicht“, erklärt sie. „Hauptsache, es schmeckt.“
    „Es riecht großartig“, assistiert Lena Sanders und eilt wieder zum anderen Ende der Küchenzeile. Bert Seinitz hat auf einem ovalen Teller – eigentlich ist es schon eine Platte – ein blanchiertes knallgrünes Krautblatt drapiert, da hinein kommt jetzt das Champagnerkraut, tatsächlich ist die Flüssigkeit halb geliert. Routiniert schneidet er die Kaninchenkeule schräg in zwei Teile, das Garn hat er offenbar schon entfernt, und richtet sie auf dem Kraut an. Das Fleisch scheint mir noch nicht ganz durch zu sein, vielleicht sieht er das auch so, jedenfalls nimmt er rasch die Hobel und reibt großzügig Trüffel über die angeschnittenen Stellen.
    Beide Kandidaten nehmen ihren Teller, tragen ihn zur Mitte der Küchenzeile. Großaufnahme der beiden Gerichte.
    „Eines köstlicher als das andere“, sagt Lena Sanders, Blick direkt in der Kamera. „Und Sie können ab jetzt per SMS entscheiden, wer gewinnt. Fünf Minuten lang. Ich verrate Ihnen inzwischen, wer gestern aus dem Fernsehpublikum gewonnen hat.“ Kunstpause. „Es ist Maria Bamhagen aus Eferding, sie hat ein Galadinner für zwei Personen im Restaurant ‚Margarita‘ von Anna-Maria Bischof, unserer Starköchin, gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!“
    Die beiden Kandidaten haben sich hinter ihrem jeweiligen Herd aufgestellt. Bert Seinitz weiß nicht so recht, wohin er schauen soll. Susanne Kraus räumt zusammen, gibt ihr Schneidbrett in die Abwasch, verstaut geschäftig das restliche Obers im Kühlschrank. Und sie lächelt.
    Es folgt eine rasant geschnittene Vorschau auf die weiteren Kandidaten und Sendungen der Woche.
    „Man würde nicht glauben, dass das nicht live ist“, meint Oskar.
    Lena Sanders tritt vor die Küchenzeile. Großaufnahme. „Wir haben das Ergebnis“, sagt sie, als wäre sie selbst gespannt. Eine Grafik wird eingeblendet. Man sieht zwei wachsende Balken, darüber die Gesichter der beiden Kandidaten. Und eine Schauspielerstimme mit etwas zu viel Pathos sagt aus dem Off: „42 Prozent haben für Bert Seinitz gestimmt. 58 Prozent haben gemeint, unsere heutige Siegerin ist – Susanne Kraus!“
    Dann ist Susanne Kraus im Bild, sie strahlt auf, eilt zu Lena Sanders, von der anderen Seite kommt Bert Seinitz. Man schüttelt einander die Hand. Seinitz lächelt unverbindlich. Ein guter Verlierer, könnte man annehmen. Aber ich weiß: Als diese Szene aufgenommen wurde, stand noch gar nicht fest, wer gewonnen hat.
    Susanne Kraus will die drei Fragen beantworten, wird darauf hingewiesen, dass sie in Runde 5 schon ziemlich schwierig sind. Sie muss auf einem Barhocker am Rand der Küchenkulisse Platz nehmen, hinter ihr Reihen mit Kochbüchern, Licht von weit weg, direkt auf sie gerichtet, so als hätte man sie auf einen fernen Kochstern gebeamt.
    Lena Sanders’ Stimme kommt aus dem Off: „Was bedeutet bridieren? a) Spicken b) In Form binden c) Über Dampf garen d) Weiß dünsten.“
    „Keine Ahnung“, sagt Oskar.
    „Spicken“, sage ich und füge hinzu: „glaube ich wenigstens.“
    Susanne Kraus zögert bloß einen Augenblick. „Das ist in Form binden, Antwort b.“
    „Da gibt es so Internet-Vorbereitungsfragen“, erkläre ich Oskar.
    „Die zweite Frage: Welche Getreidesorte wurde in Mitteleuropa schon in der Jungsteinzeit verwendet? a) Urkorn b) Roggen c) Emmerreis d) Wintergerste.“
    „Emmer“, ruft Oskar und ich ärgere mich, dass ich nicht schneller gewesen bin. Auch Susanne Kraus weiß es, das sieht man an ihrem Gesichtsausdruck. „Das mit dem Reis sollte wohl irreführen“, sagt sie, „aber Reis ist auch ein Getreide.

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