Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi
roten Ampel suche ich die Passage mit Susanne Kraus.
Magazin: Wo haben Sie so gut kochen gelernt?
Susanne Kraus: Omas, Tanten, Mutter. Ich hab immer schon gerne gekocht. Es macht mir Spaß. Deshalb mache ich auch mit
.
Magazin: Und das Geld interessiert Sie nicht?
Susanne Kraus: Klar, wer kann so viel Geld nicht gebrauchen?
Magazin: Wie viele Lose haben Sie eigentlich gekauft, bis das richtige dabei war?
Susanne Kraus (denkt nach): Drei
.
Da schüttelt Bert Seinitz, ihr Konkurrent, den Kopf
.
Magazin: Sie glauben ihr nicht?
Bert Seinitz: Ich habe über 500 Lose gebraucht. Mehr will ich nicht sagen
.
(Es geht das Gerücht, dass der Sender bisweilen am Losverkauf vorbei Kandidaten ins Programm schleust, die auch jedes Casting überstanden hätten.)
Ob ich den letzten Satz in den Text stelle, weiß ich noch nicht, ich bin keine, die Storys auf Gerüchten aufbauen will. Außerdem könnte das unnötige Schwierigkeiten mit dem Sender bedeuten. Doch jetzt sieht alles anders aus. Ich muss herausfinden, ob hinter diesem Gerücht etwas steckt. Vielleicht wollte Susanne Kraus reden und musste deswegen sterben. Aber: Warum hätte sie ausgerechnet nach einem Rundensieg auspacken sollen? Und: So schlimm sind die Täuschungsmanöver des Senders schließlich auch wieder nicht. Wie sehr würde es die Glaubwürdigkeit von MillionenKochen beeinträchtigen, wenn bekannt würde, dass nicht alles live ist? Und dass einige Kandidaten am Losverkauf vorbei eine Chance bekommen? Letztlich müssen alle kochen, Fragen beantworten, und das Publikum entscheidet. Natürlich, wenn man nachweisen könnte, dass die SMS-Votings manipuliert sind … Aber das behauptet nicht einmal Klaus Liebig.
Heftiges Gehupe. Ja, okay, ich bin vielleicht einige Sekunden bei Grün gestanden, deswegen musst du dich auch nicht so aufregen! Ich bin drauf und dran, dem Mann hinter mir den gestreckten Mittelfinger zu zeigen, bremse mich aber gerade noch rechtzeitig ein und winke stattdessen freundlich. Erstens bringt ihn das viel mehr auf die Palme und zweitens: Ganz unbekannt bin ich ja auch nicht, besser, man verhält sich unauffällig.
Als ich an den Stadtrand komme, versuche ich es noch einmal bei Klaus. Diesmal wird abgehoben. Es ist seine Mutter. Was hat sie an seinem Mobiltelefon zu suchen? Selbst Oskar, dem ich wirklich vertraue, habe ich beigebracht, dass mein Mobiltelefon meine Sache ist.
„Mira Valensky da, könnte ich bitte mit Ihrem Sohn sprechen?“
„Das geht jetzt leider nicht.“
„Was ist passiert?“
„Sie wissen es doch, er hat Sie angerufen. Diese Kandidatin ist tot. Ich brauche Ihnen doch nicht zu sagen, was so etwas für ihn bedeutet. In seiner Situation. Er hatte einen schweren Rückfall.“
Wie äußert sich der?, will ich schon fragen. Indem er sich wieder neben die Schienen legt?
Stattdessen sage ich: „Ich hätte einige Fragen an ihn. Nichts Aufregendes.“
„Nein.“
„Ich denke, Ihr Sohn will mit mir sprechen.“
„Er ist bei seinem Psychotherapeuten.“
„Und sein Mobiltelefon hat er dagelassen?“
„Er war in einer sehr schlechten Verfassung.“
So hat er mir heute gar nicht gewirkt, schon etwas aus dem Gleichgewicht, aber anders kenne ich ihn gar nicht. „Sagen Sie ihm bitte, er soll mich anrufen.“
„Ich werde sehen.“
Bei der Mutter würde ich mich auch auf die Schienen legen. Oder besser: Ich würde sie umbringen. Andererseits: Er könnte ja auch gehen. Wie hat Oskar gemeint? Man kann nicht von allen verlangen, dass sie stark sind.
Ich fahre um einiges zu schnell, zum Glück ist wenig Verkehr. Vor dem Bahnübergang zwischen Georgendorf und Unterthal werde ich langsamer und sehe mich um. Kein Klaus Liebig. Aber der ist ja auch in der Obhut seines Psychotherapeuten. Und seiner Mutter. Ich rufe Vesna an und erzähle kurz.
„Man muss sich sofort diesen Bert Seinitz ansehen“, sagt sie.
„Hast du Zeit?“
„Eigentlich nicht, aber bin ich flexibel, wird Jana putzen müssen bei Notar, sie muss sowieso andere Gedanken kriegen.“
„Durch Putzen?“
„Kann nicht schaden, da sie tut was Sinnvolles, du hast es auch gern sauber, Mira Valensky, oder?“
„Ich habe keine Adresse von Seinitz.“
„Ich habe Aufklärungsunternehmen, ich finde das selbst.“
Knapp nach dem Übergang überholt mich ein Übertragungswagen des ORF. Ich werde also doch nicht die Erste sein.
Aber der Publikumsparkplatz ist noch beinahe leer. Ich eile dem Kamerateam und der Fernsehredakteurin nach und denke dann, dass
Weitere Kostenlose Bücher