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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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„OFFEN“, zwei Hauben, ein Michelinstern und er ein guter Freund. Ich habe ihn mit Billy, seiner Frau, bekannt gemacht, sie hat mir viel übers Kochen beigebracht. Damals im „Apfelbaum“. Vielleicht ist auch Billy da.
    Zur Küche zu kommen ist nirgendwo schwierig. Man folgt einem Kellner auf seinem Rückweg. Dann ist man zumindest dort, wo die Spüle ist. In der Nähe findet sich fast immer ein Gang, der nicht fürs Publikum gedacht ist. Richtig. Da ist er. Vollgestopft mit Kisten und leeren Kartons, man kommt kaum durch. Dafür hält mich aber auch niemand auf. Außerdem hab ich meine Kamera dabei. Küchenfotos von den Charity-Kochstars.
    Daniel kommt mir entgegen, bevor ich mich noch entscheiden muss, ob ich direkt in die Küche gehe. Eindringlinge sind bei Köchen nicht sehr beliebt. Erstens hat man etwas anderes zu tun, als zu quatschen. Und zweitens besteht kein Grund, eventuelle Gourmets zu desillusionieren. Denn anders als beim Fernsehkochen ist hier nicht jeder Topf blitzblank poliert, es wird viel mit den Händen gearbeitet und die Schneidbretter sind während des größten Vorbereitungsstresses auch nicht immer frisch aus der Spüle.
    Daniel ist in voller Küchenmontur und hält eine Kiste mit Zucchini in den Händen.
    „He“, ruft er begeistert, „was machst du denn hier?“
    Ohne die Kiste abzulegen küsst er mich auf beide Wangen, das sind keine Society-Küsschen, sondern handfeste Schmatzer. Er ist attraktiv, schmal, fast elegant wie eh und je. Ich kann mich gut erinnern, dass ich zu Beginn unserer Bekanntschaft den Verdacht hatte, er sei mehr so ein Pin-up-Koch, einer, der besser aussieht, als er kochen kann. Ich hab mich getäuscht.
    „Du kochst heute mit Lena Sanders“, sage ich, „wie ist sie?“
    „Ist das ein Interview?“
    „Vergiss es. Interessiert mich bloß.“
    „Ah, die Mordsache bei MillionenKochen.“ Er ist keiner, an dem das Leben vorbeigeht.
    „Ich hab ein Gespräch mitbekommen, sie hat sich mit Händen und Füßen gewehrt, heute da zu kochen“, erzähle ich.
    „Kann ich ihr nicht verdenken. Schon wie sie gekommen ist, haben ein paar deiner Kollegen auf sie gelauert. In der Küche hat sie Ruhe – kochen gesehen hab ich sie allerdings noch nicht, sie hat zwei Assistenten mit, zwei ausgebildete Köche. Da geht es ihr besser als mir. Meine Belegschaft ist im ‚OFFEN‘.“
    „Billy auch?“
    „Klar, irgendjemand muss den Laden am Laufen halten. Wobei ich nicht sagen will, dass Billy irgendjemand ist.“
    „Unsere Diva kocht einen Dialog von Lamm und gebackener Ziege, nicht wahr?“
    „Was mich daran erinnert, dass ich weitertun muss. Ich bin eine Stunde zu spät vom Lokal weggekommen. Das Brimsen-Buttermilch-Mousse hab ich zwar schon mitgebracht, aber das Zucchinicarpaccio und die lauwarme Entenbrust … Irgendwann mach ich für solche Charitys nur noch Eintöpfe, ich schwör es!“
    Er will schon entschwinden, winkt mit dem Ellbogen, da fällt mir noch etwas ein:
    „Übrigens: Kennst du Anna-Maria Bischof?“
    „Wer kennt die nicht?“
    Hört sich nicht so begeistert an. „Persönlich!“
    „Persönlich kenn ich sie kaum, aber Billy hat mit ihr einmal so einen Haubenköchinnentag verbracht – irgendwas für die Österreich-Werbung, ich kann sie fragen. Ich hoffe, man sieht sich noch nach dem Essen.“
    „Ja, renn mir nicht davon.“
    „Ich werde dich suchen. – Oder willst du mir in der Küche helfen?“
    Ich überlege kurz, ein reizvolles Angebot. Und ich hätte Lena Sanders im Auge. „Für eine Stunde?“, erwidere ich.
    „Super“, sagt Daniel, „danach ist eh alles vorbei. Du könntest diese Zucchini putzen, in feine Scheiben schneiden und danach schon auf Tellern anrichten. Ich zeig dir, wie.“
    Ich schaue auf den Berg von Zucchini. Ich könnte auch ein zweites Glas Chardonnay nehmen und mit feinen Menschen reden … Quatsch, die Küche ist mir lieber. Ich folge ihm.
    Lena Sanders steht samt ihrer MillionenKochen-Schürze im letzten Eck der Küche, gleich neben dem Konvektomat, einem Kombi-Gerät zum Backen und Dämpfen. Ein Fotograf, offenbar einer mit Exklusivrecht, knipst, wie sie grünen Salat in mundgerechte Stücke zupft, sie lächelt, aber sie sieht nicht gerade routiniert oder gar begeistert aus. Jede Küchenhilfe kann das besser und schneller. Mira, sei nicht ungerecht, Lena Sanders ist keine Köchin, sondern Opernstar. Ihre beiden Assistenten geben im Hintergrund ganz schön Gas. Einer zerteilt Ziegenrücken, der andere schneidet Äpfel

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