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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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in eine große Schüssel mit etwas Flüssigkeit. Wird wohl Zitronensaft sein oder etwas ähnlich Saures, um die dünnen Apfelscheiben weiß zu halten.
    Lena Sanders starrt mich an, geht dann zu einem der Assistenten und redet flüsternd auf ihn ein. Jetzt starrt auch er mich an, er wischt seine Finger an einem Geschirrtuch ab und greift zum Telefon.
    Daniel gibt mir einen freundschaftlichen Schubs. „Also, was ist – die Zucchini warten!“ Er erklärt mir, dass ich die Enden entfernen und dann die Zucchini auf der Schneidemaschine der Länge nach in 2 mm dicke Scheiben schneiden soll. Jeweils vier Scheiben werden nebeneinander auf einen der großen weißen Vorspeisenteller gelegt. 120 Teller sind bereitgestellt. Ich stöhne kurz, aber Daniel fragt erst gar nicht, ob ich es mir anders überlegt habe, sondern drückt mir eine Schürze in die Hand. „Die Teller kommen in den Tellerhalter dort drüben und das befüllte Gestell dann gleich wieder ins Kühlhaus“, ordnet er an.
    Yes, Chef!
    Ich suche mir einen Platz, ein Schneidbrett, ein Messer. Zwei Küchenmitarbeiter des Justizpalastlokals helfen, sie sollen sich in erster Linie um den Abwasch kümmern.
    „Das war nicht ausgemacht!“, höre ich einen der Lena-Sanders-Assistenten in sein Telefon sagen. „Keine Medien in der Küche! – Natürlich. Vom ‚Magazin‘. – Was? Davon wissen Sie nichts? – Dann bitte ich darum, dass Sie gleich kommen!“
    Ich tue so, als hätte ich nichts gehört. Warum hat Lena Sanders so einen Stress mit Medien? Ich habe sie nicht einmal etwas gefragt. Ich habe keine Fotos gemacht. Ich schneide nur meine Zucchini fein. Mal schauen, was passiert.
    Es dauert nur ein paar Minuten und schon ist die Veranstalterin der Kinderdorf-Charity da. Ministergattin mit viel Zeit. Sie sieht sich suchend um, ich spiele Köchin und schneide, so schnell ich kann.
    Lena Sanders eilt auf sie zu, beschwert sich so leise, dass ich leider gar nichts verstehen kann. Nur die Blicke spüre ich. Daniel ist so eifrig dabei, die angebratenen marinierten Entenbrüste auf Gastronormbleche zu verfrachten und in den Hold-O-Mat zu schieben, dass er gar nichts mitbekommt.
    Und schon steht die Ministersgattin neben mir und flüstert: „Ich darf Sie bitten mitzukommen. Medien haben zur Küche keinen Zutritt.“
    „Ich bin Daniel Capriatis Assistentin. Ich muss die Zucchini vorbereiten.“
    „Sie sind vom ‚Magazin‘.“
    „In unserer Zeit haben viele mehrere Jobs“, antworte ich, „Ihr Gatte ist doch ein Fan der Flexibilisierung, oder?“
    Sie sieht mich irritiert an. Sie hat nicht mit Widerspruch gerechnet und kann damit nichts anfangen. „Darum geht es nicht.“
    „Und was ist mit dem Fotografen da?“ Ich deute auf den Typ, der munter Lena Sanders aus allen Perspektiven knipst.
    „Den haben wir bestellt.“
    „Frau Sanders kann ganz beruhigt sein, ich werde keine wie immer geartete Rezension über ihre Salatzupferei schreiben. Und ich werde sie in der Küche auch höchstens fragen, ob sie weiß, wo die Metallschüsseln sind, okay? Daniel braucht mich.“
    Jetzt endlich sieht Daniel auf. „Die Brüste brauchen bei 80 Grad noch eine halbe Stunde, das wird knapp“, sagt er, und die Ministergattin sieht ihn fassungslos an.
    „Entenbrüste“, präzisiere ich. „Daniel: Soll ich dir helfen oder nicht?“
    „Natürlich!“, sagt er.
    Frau Charity zuckt Richtung Lena Sanders mit den Schultern, die schaut drein, als würde sie ihr gleich ein Messer nachwerfen, aber zum Glück ist keines in der Nähe. Ich gehe zu Frau Sanders hinüber und versuche es auf die friedliche Tour.
    „Ich kenne Daniel Capriati seit Langem, ich hab mit seiner Frau gemeinsam im ‚Apfelbaum‘ gekocht. Er hat mich gefragt, ob ich ihm helfe. Ich werde Ihnen hier in der Küche keine Fragen stellen, ich kann mir vorstellen, wie schwierig das für Sie ist. Okay?“
    Sie sieht mich entsetzt an: „Sie sind gelernte Köchin?“
    „Bin ich nicht, ich hab bloß einige Monate in einem Lokal gekocht. Und ich schwöre: Ich kümmere mich bloß um die Zucchini, danach verschwinde ich nach draußen.“
    Lena Sanders starrt auf das Wiesenlamm im Konvektomat und sieht aus, als würde sie liebend gern mit ihm tauschen. Warum? Was beunruhigt sie an meiner Anwesenheit so? Oder ist sie einfach etwas überspannt?
    Die nächste halbe Stunde freilich habe ich wenig Zeit, darüber nachzudenken. Zucchini-Fließbandarbeit.
    Lena Sanders steht meistens hinter ihren Assistenten, rührt bestenfalls einmal um,

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