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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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ausdenken würdest.“
    Ich hole Luft, um etwas zu sagen. Mir fällt nichts ein. Ich bin den Tränen nahe. Jetzt erst merke ich, wie alle anderen uns gebannt beobachten.
    „Wir werden sehen“, sage ich so kämpferisch wie möglich und mache für den Rest der Sitzung meinen Mund nicht mehr auf.
    Droch scheint davon ausgegangen zu sein, dass ich nach der Sitzung sofort in sein Büro stürze, aber da irrt er sich. Er irrt sich allerdings auch, wenn er glaubt, mir das MillionenKochen mit allem, was dazu gehört, wegnehmen zu können.
    Ich setze mich an den Computer und befrage wieder einmal Google. Gar nicht so wenige Einträge im Zusammenhang mit Susanne Kraus. Ich hätte längst reinschauen sollen. Und ich kann davon ausgehen, dass andere das schon gemacht haben. Aber es kommt immer auf die Verknüpfung von Fakten an.
    Die meisten Einträge betreffen ihre Gesundheitskolumne. Hie und da hat sie Diskussionsveranstaltungen moderiert, aber welche Journalistin macht das nicht, um zu ein paar Euro zusätzlich zu kommen. Auch dabei ging es meist um Gesundheitsthemen. Vielleicht steht ihr Tod doch nicht im Zusammenhang mit MillionenKochen. Vielleicht war sie einem Pharmaskandal auf der Spur oder Krankenkassenbetrug oder irgendwelchen Kunstfehlern. Der erste Eintrag im Zusammenhang mit einem Kochbuch findet sich erst auf Seite fünf. Mit einigem Glück hat niemand – außer wohl Zuckerbrots Leute – so weit hinten nachgesehen. Susanne Kraus auch nicht als Autorin angeführt. Ich öffne das Textdokument, es erscheint eine Auflistung von vegetarischen Kochbüchern, erst einige Subpages weiter stoße ich auf den Namen der Ermordeten. Sie war als Gesundheitsjournalistin bei einer Buchpräsentation mit dabei. Fehlanzeige. – Oder doch nicht? Das Buch heißt „Einfach vegetarisch“ und der Autor ist Franz Josef Mittermayer. Das ist so ein eiliger Kleinindustrieller in Sachen Kochkunst. Ich weiß gar nicht, wie viele Lokale er momentan betreibt, jedenfalls zu viele, um irgendwo noch kochen zu können. Dazu kommen Kochbücher und regelmäßige Auftritte mit Politikern und Promis. Mir ist sein schlaffer Händedruck in übler Erinnerung. Er ist keiner, den ich anrufen und einfach so fragen kann, ob Susanne Kraus für ihn geschrieben hat oder ob sie bloß zur Präsentation eingeladen war.
    Ihre Mutter könnte Bescheid wissen. Aber wie komme ich an sie heran, ohne ihr zusätzlichen Kummer zu machen? Andererseits: Sie wird wollen, dass der Tod ihrer Tochter geklärt wird. Und ich habe das Gefühl, auf einer Spur zu sein. Vielleicht hat es aber auch nur damit zu tun, dass ich mir diesen Mittermayer gut als Quecksilber-Mörder vorstellen kann.
    Ich rufe mich zur Ordnung: Tatsache bleibt, dass sie kurz nach ihrem Rundensieg gestorben ist. Zufälle gibt es immer wieder, aber ein Zusammenhang ist wahrscheinlicher.
    Ich sehe nach, bei welchem Verlag das Buch erschienen ist. Genuss-Verlag. Hier sind schon eine ganze Reihe von Kochbüchern erschienen.
    Getrieben von der Idee, Droch eins auszuwischen, stehe ich eine halbe Stunde später vor der Gartentür von Frau Kraus. Als Villa hätte ich das einstöckige Gebäude nicht bezeichnet, aber es ist ein gepflegtes Haus in Penzing, hellbraun gestrichen, eine lebendigere Farbe hätte ihm besser getan. Mich würde interessieren, wo der Mann, wo der Vater hingekommen ist. Meine Journalistenkollegen sind abgezogen. Ich läute.
    „Ja?“ Eine Stimme aus der Gegensprechanlage.
    „Maria Haring. Ich komme vom Genuss-Verlag und soll Unterlagen abholen.“
    „Moment.“
    Ich höre leise Stimmen, offenbar ist Frau Kraus nicht alleine. Dann höre ich den Summer, ich gehe durch den kleinen Vorgarten, die Haustür wird geöffnet. Die Frau, die mir gegenübersteht, ist um die sechzig, groß und wirkt resolut. „Meine Schwester ist nicht in der Lage, Besuch zu empfangen“, sagt sie.
    „Herzliches Beileid, so etwas Schreckliches“, erwidere ich und schlage die Augen zu Boden. „Ich soll nur vom Verlag aus Manuskripte und Unterlagen abholen, wir brauchen sie dringend.“
    Die Schwester verschwindet, die Türe bleibt halb offen. Ich bleibe trotzdem demütig auf der Schwelle stehen. Lieber abwarten. Mein Herz klopft. Eine andere Frau kommt zur Tür, sie ist wohl um zehn Jahre älter und sieht ihrer Schwester gar nicht ähnlich. Weißhaarig, eher zierlich. „Ich weiß nicht, wo meine Tochter die Unterlagen genau hat, sie hat in den letzten Wochen viel gearbeitet“, sagt sie. Ihre Augen sind leer. Es fällt

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