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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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wieder als gedacht. Die Redaktionskonferenz ist um eine Stunde vorverlegt worden. Im Bildungsministerium rufe ich trotzdem noch an. Daniela Weiß hat früher als Journalistin gearbeitet, ich hab mich eine Zeit lang ganz gut mit ihr verstanden. Danach haben wir uns aus den Augen verloren und ich konnte es fast nicht glauben, dass sie plötzlich als Pressesprecherin im Bildungsministerium gelandet war. Vor zehn Jahren noch hat sie mit der Werbung für Politiker aller Art nichts, aber auch gar nichts am Hut gehabt. Die Zeit verändert uns und die Umstände noch mehr. Ich werde zu ihr verbunden und sehe auf die Uhr, ich sollte zur Redaktionssitzung sausen.
    Gleich nach dem Austausch einiger Begrüßungsfloskeln komme ich zum Thema: Ob sie wisse, ob es nun tatsächlich ein Medienstaatssekretariat geben werde? Und: Wer sind die wahrscheinlichsten Kandidaten?
    „Das ist momentan weg von der Tagesordnung“, erzählt Daniela. „Die Opposition hat sofort gegen eine Vergrößerung der Regierung quergeschossen. Unter uns: Wir können es uns nicht leisten, dass es so aussieht, als würden wir den Staatsapparat aufblähen.“
    „Ist da ein Staatssekretär samt ein paar Büromitarbeitern nicht ziemlich egal?“, frage ich.
    „Budgetmäßig schon, aber imagemäßig …“
    Heiliges Image, ich danke, lege auf und renne los. Ob sie mir die Wahrheit gesagt hat? Klingt irgendwie danach.
    Es ist Droch, der die Redaktionssitzung leitet. Und er verkündet, dass er interimistisch die Aufgaben des Chefredakteurs wahrnehmen wird. Wer Fragen habe, der solle jetzt fragen. Klar sei, dass er sich nicht als Chefredakteur bewerben werde.
    „Warum nicht?“, frage ich. Ich stehe noch in der Tür und keuche etwas.
    „Weil ich nicht will“, lautet seine Antwort. „Der Posten wird ausgeschrieben, laut Management geht es bei der Besetzung nur um die Qualifikation, es werden weder interne noch externe Bewerbungen bevorzugt.“
    Es gibt eine einzige Frage, die uns allen auf den Lippen liegt: Warum ist der Chefredakteur gegangen? Und: War es tatsächlich freiwillig? Doch niemand stellt diese Frage. Auch ich nicht. Wäre ja wahrscheinlich auch sinnlos.
    Droch bekräftigt noch einmal, dass niemand anderen Medien gegenüber Auskunft über den Abgang geben dürfe. „Auch wenn wahrscheinlich eh keiner fragt“, fügt er hinzu. „Zumindest nicht offiziell.“
    „Wir wissen doch ohnehin nichts“, entgegne ich.
    Droch sieht mir ruhig ins Gesicht. „Gut“, sagt er nach einer kurzen Pause, „dann kümmern wir uns um die nächste Ausgabe.“
    Routine. Ein Ressort nach dem anderen nennt die geplanten Themen und Zugänge. Als ich an die Reihe komme, schlage ich eine Fortsetzungsreportage über MillionenKochen vor: Die zweite Chance – der Kandidat, der beinahe Selbstmord beging und jetzt zum zweiten Mal antreten darf. „Ganz sicher ist das noch nicht“, füge ich der Ehrlichkeit halber hinzu. „Es wird sich in den nächsten Tagen entscheiden. Und ich glaube, es ist ein guter Anreißer für die Fortsetzung der Mordstory, da scheint sich momentan nicht viel zu tun. Natürlich schreibe ich auch über die Ermittlungen …“
    Der Chronikchef schüttelt den Kopf. „Das gehört in mein Ressort.“
    „Ich bin an der Geschichte dran“, beharre ich und sehe dann zu Droch.
    Er kratzt sich an der Nase. „Es ist ein Routinefall, das gehört ins Chronikressort. Und wenn du selbst sagt, dass die Sache mit der zweiten Chance nicht sicher ist … Ich weiß nicht, ob ich von der Idee viel halte …“
    „Das ist eine Superstory“, fauche ich, wie kann mein alter Freund Droch mein Thema dem Idioten von der Chronik geben? „Wir haben sie exklusiv. Klaus Liebig wollte sich umbringen, weil er bei MillionenKochen gescheitert ist. Er erzählt, warum, und er darf wieder antreten, wir begleiten ihn. Das ist eine Story, die Auflage macht. A-U-F-L-A-G-E!“
    „Ich dachte, du lehnst derart spekulative Geschichten ab“, meint Droch eindeutig spöttisch.
    „Ich dachte, die Redaktionslinie bleibt unverändert“, beiße ich zurück und habe plötzlich eine Idee: „Oder gibt es einen besonderen Grund, dass die Story über MillionenKochen und das, was im Umfeld passiert ist, klein gehalten werden soll?“
    Ich ernte einen scharfen Blick von Droch. „Der Kriminalfall wandert in die Chronik“, beschließt er dann. „Über die andere Geschichte reden wir, wenn sie spruchreif ist. Mir wäre es allerdings recht, wenn du dir ein alternatives Thema für eine Reportage

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