Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi
Bischof gewusst hat, als der lieb war? Finanziell könnte das Unternehmen „Margarita“ am seidenen Faden hängen, schon das Gerücht, man habe sich übernommen, hätte schlimme Folgen haben können. Oder ist das mit dem Briefpapier nur Zufall? Seltsamer Zufall. Schade, dass ich nicht weiß, bei welchem Verlag das Buch erscheinen sollte. Aber das kann Vesna checken. Sie braucht bloß als „Magazin“-Mitarbeiterin einige Verlage durchzurufen und etwas von Interesse an einem Vorabdruck oder einer Vorabstory zu erzählen.
Was hatte Susanne Kraus mit den Unterlagen über MillionenKochen vor? Waren es bloß Aufzeichnungen zu ihrer persönlichen Vorbereitung? In erster Linie war sie Journalistin, Gesundheitsjournalistin, wenn auch nicht besonders bekannt oder erfolgreich. Was sollte dort Gesundheitsgefährdendes laufen, einmal abgesehen von einem Fast-Selbstmord und einem ungeklärten Todesfall?
Was, wenn Susanne Kraus endlich eine erfolgreiche Reportage schreiben wollte?
Unser Chefredakteur, der ehemalige Chefredakteur, hat für die neue Ausgabe die Titelstory reservieren lassen, ohne Angabe eines Themas. Er war immer ein Geheimniskrämer, aber an so etwas kann ich mich nicht erinnern.
Er hat mich mit der Win-Sat-Reportage beauftragt, so war das Umfeld auch gleich erkundet. Und er hat bei unserem Kulturredakteur ein Porträt über Lena Sanders in Auftrag gegeben. Entweder Susanne Kraus war tatsächlich von ihm eingeschleust – mit jeder Runde, die sie bei MillionenKochen überstanden hatte, konnte sie mehr Material sammeln. Oder sie hat ein Gewinnlos gezogen und sich dann beim Chefredakteur gemeldet. Oder sie hat sich nach der ersten Runde gemeldet, als sie wusste, was da lief. Ihre Chance. Der Chefredakteur hat die Gefahr unterschätzt. Er hat sie verdeckt recherchieren lassen – und jetzt ist sie tot. Der Chefredakteur musste gehen. Oder er ging voll Reue und Entsetzen selbst. Glaube ich nicht. Er musste gehen, um Schaden vom „Magazin“ abzuwenden. Die Verantwortung übernehmen. Auch wenn alles nach außen vertuscht werden sollte. Das würde auch die Ruppigkeit von Droch erklären. Was hat er gesagt? Er sei loyal. Das stimmt. Und er hat Angst, dass ich hinter diese Sache kommen und nicht so loyal sein könnte.
Mira, versteig dich nicht. Das ist bloß eine Theorie. Und: Der Chefredakteur ist nicht der Mörder. Zumindest kann man davon nun wirklich nicht ausgehen. Nein. Aber könnte er eine unerfahrene Journalistin in eine Reportage gehetzt haben, die viele Nummern zu groß für sie war? Um der Auflage willen? „DAS MAGAZIN DECKT AUF“ – ich sehe es vor mir. Ich habe schon das Telefon in der Hand und will Droch anrufen.
Stopp.
Das sollte ich nicht tun. Er ist loyal. Wie weit geht seine Loyalität? Ich werde mit ihm reden. Persönlich. Und es wäre gut, wenn ich bis dahin weitere Anhaltspunkte hätte. Ich will das auch nicht mit Vesna am Telefon besprechen, was weiß man? Wie viel weiß Zuckerbrot? Ist die Telefonnummer des Chefredakteurs auch anderswo aufgetaucht? Sie haben die Unterlagen bei den Akten. Hat sie schon jemand gelesen? Wahrscheinlich. Konnte sie jemand zuordnen? Nicht sicher, ich habe mit der Sache viel unmittelbarer zu tun, als noch so gute und erfahrene Kriminalbeamte.
Kreischende Bremsen. Hupen. Ich schrecke hoch, mit Gedonner und Getöse und Dauergehupe braust ein Lkw an mir vorbei. So nah, dass mein Rückspiegel nach vorne gedrückt wird. Ich reiße das Steuer herum, bremse hart, krache beinahe in die Leitschienen, ich habe überholen wollen, vollautomatisch, ich habe nicht darauf geachtet, dass ein Lkw gerade dabei war, mich zu überholen, er hupt immer noch. Mein Herz rast, ich fahre ganz langsam. Halte Ausschau nach dem nächsten Parkplatz. Da sind doch ununterbrochen Parkplätze. Aber nicht jetzt. Mir ist schwindlig. Ich hätte etwas essen sollen. Ich hätte mit den Gedanken beim Autofahren bleiben sollen. Ich schwitze. Was, wenn ich jetzt einen Kreislaufzusammenbruch bekomme? Oder einen Herzinfarkt? Man soll gleich die Nummer 144 anrufen, es läuft eine Kampagne gegen den Herztod. Ich bin 44, ich habe einige Kilo zu viel und betreibe keinen Sport. Ich werde an die Leitplanken krachen. Ich weiß etwas. Das mit Susanne Kraus. Nein, bloß Vermutungen. Da, endlich. Parkplatzschild. Ich versuche so ruhig wie möglich zu atmen. Meine Brust schmerzt. Auch ein Zeichen. Ich habe gebremst. Der Gurt hat gegen die Brust gedrückt. Aber davon bekommt man keinen Schweißausbruch. Ich biege
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