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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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nicht erinnern, dass ich schon bei der improvisierten Pressekonferenz in Halle 1 mit dabei war.
    „Wir sind uns schon begegnet …“, erwidert er.
    „Ja, auf dem Win-Sat-Fest.“
    „Ja, natürlich!“
    Glück gehabt. Eine Viertelstunde, mehr sei nicht drin, meint er und führt mich in ein geräumiges Büro mit Ausblick auf die anderen Hallen. Ich habe viele Computer erwartet, aber bei ihm steht nur einer.
    In den nächsten Minuten erfahre ich eine Menge über die Geschäftsidee von Win-Millionen, über ihre Seriosität und über weniger seriöse Mitanbieter. Seine Sekretärin, eine ältliche Frau in grauem Hosenanzug, bringt mir eine Info-Mappe. Es wird Zeit, dass ich das Thema wechsle.
    „Sie sind ja auch an Win-Sat beteiligt?“, frage ich.
    „Eine beinahe natürliche Kombination“, meint er.
    „Was war eigentlich zuerst, Win-Sat oder MillionenKochen?“
    Er lächelt. „MillionenKochen. Valentin Freytag ist ein Top-Producer, auch wenn man ihm das gar nicht ansieht. Er hat die Idee entwickelt, und als es Probleme mit seinem Stammsender gab, hat er die Sendung mit der Hilfe von Biermayer selbst produziert und verkauft. Sie wurde ein Riesenerfolg. Und um die Sendung entstand dann der Sender mit allen anderen Game- und Gewinnshows, wir haben uns eine Beteiligung gesichert. Inzwischen haben wir das Format von MillionenKochen in 27 Länder verkauft.“
    Ich denke an seinen Streit mit Lena Sanders und sage: „Wer hat eigentlich das Sagen? Wer entscheidet zum Beispiel darüber, wer die Sendung moderiert?“
    „Bei grundlegenden Fragen entscheidet das Managementboard. Das sind die Eigentümer plus der Senderchef.“
    „Und mit Lena Sanders sind alle zufrieden? Es interessiert mich bloß privat, ich bin kein besonderer Opernfan, aber meine Mutter sieht MillionenKochen nur wegen ihr.“
    Leo Pauer nickt. „Sie hat ihre Fans …“
    „Aber …“, lächle ich möglichst harmlos, „ich hab da ein ‚Aber‘ gehört …“
    Er sieht mich abschätzend an. Dann lächelt auch er. „Man sollte niemanden zu lange halten. Ganz unter uns und natürlich nicht zum Schreiben: Ihre Quoten sind nicht mehr so gut wie zu Beginn.“
    Ich lege noch ein Schäuflein nach: „Ich habe gehört, sie kann gar nicht kochen – wenn die Fans das herauskriegen …“
    „Also das muss ich dementieren, nur … es gibt vielleicht andere, die … ein wenig besser kochen können und auch prominent sind, vielleicht ein bisschen weniger Hochkultur, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wir müssen uns ständig Gedanken machen über unsere Zuseherstruktur, wir müssen nach vorne blicken, zu den Jüngeren. Die haben es nicht so mit der Oper. Ich habe die Vision eines Sportlers, eher einen Mann als eine Frau, nichts gegen Frauen, aber gerade beim Kochen sind Männer und Sport schon sehr sexy – sagen übrigens gerade Frauen. Ich denke an Jamie Oliver, an so einen wie ihn, locker, lässig, einen, der wie er das Zeug zum Topstar hat, der jetzt schon bekannt ist …“
    „Ein Fußballer“, hake ich ein.
    Er strahlt. „Zum Beispiel! Ich hätte auch schon ein paar Ideen … Aber darüber kann ich wirklich noch nicht sprechen.“
    „Wer hält Lena Sanders?“
    „Wie gesagt, unser Gespräch ist nur informell, weil ich den Eindruck habe, Sie haben einen gewissen Zugang zum Thema und Sie sind … seriös.“
    Ich nicke und bin mir sicher, es würde ihm wunderbar in sein Intrigantenkonzept passen, wenn ich über Quoten- und Ablösegerüchte schreiben würde. Kann sein, dass ich es trotzdem tun werde. Wenn auch in anderem Zusammenhang.
    „Freytag hält sie. Er hat ein Faible für Kultur. Er sammelt Bilder aus der Zwischenkriegszeit, und das nicht erst, seitdem er am Sender verdient. Er geht in die Oper. Er ist irgendein hohes Tier bei einem Verein, der zeitgenössische Musikproduktionen und Opern fördert.“ Er grinst. „Wahrscheinlich steht er auf sie.“
    „Sie ist äußerst attraktiv. Und sie ist ein Weltstar.“
    „Natürlich. Zumindest in der Opernwelt. Sie soll übrigens Stimmbandprobleme haben.“ Ein durchdringendes Klingeln am Computer. Er wendet sich dem Bildschirm zu. „Sie entschuldigen …“, sagt er.
    „Eine Großwette?“, frage ich.
    „Nein, nur das Klingelzeichen für unsere tägliche Videokonferenz. Sie finden hinaus? Ich freue mich schon auf Ihre Reportage.“
    Ich bedanke mich und gehe. Also hat sich der Ausflug zum Sender doch noch gelohnt.

[    7.    ]
    Droch ist nicht da, er hat sich einen Urlaubstag genommen.

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