Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi
ich so etwas eher Castro …”
„Also“, sagt Lena Sanders, „a) Fidel Castro?“
Klaus Liebig schaut in die Kulisse, dorthin, wo Lena Sanders steht und spricht. Auf dem Bildschirm ist sie nicht zu sehen.
„Nein“, sagt er dann rasch, „b) Benjamin Franklin.“
„Und Sie sind sich ganz sicher? Ich will Sie nicht daran erinnern, dass Sie schon einmal …“
Für einen Moment glaube ich, Klaus Liebig steht auf und rennt davon. Kann nicht sein, rufe ich mich zur Ordnung, dann wäre diese Folge nicht gesendet worden, zumindest nicht so.
Jetzt lächelt der Kandidat böse. „Ja, jetzt bin ich mir ganz sicher: Benjamin Franklin.“
Wir wollen gerade schlafen gehen, als mein Telefon läutet.
Das wird Klaus Liebig sein, denke ich mit schwerem Magen, wir haben viel zu viel gegessen. Wenn ich zu oft derartige Verwöhnaktionen starte, kann man mich bald nur noch rollen.
Ich gehe dran.
„Halilovic da. Ist meine Frau bei Ihnen?“
„Sie haben sich verwählt, da ist Mira Valensky.“
„Vesna Krajner“, er schreit es, „Sie kennen Vesna Krajner, Sie kennen mich, ich bin ihr Mann! Aber sie ist nie zu Hause! Sie ist bei Ihnen, was? Was tun Sie beide? Ha?“
Vesnas Mann. Ich habe nicht mehr daran gedacht, dass er einen anderen Nachnamen trägt. Soviel ich weiß, sind die zwei auch nicht verheiratet. Die Kinder sind von ihrem ersten Mann, Krajner. „Vesna ist nicht bei mir.“
Ich bin irritiert, ganz abgesehen davon, dass wir die wenigen Male, die wir einander in ihrer Wohnung begegnet sind, immer per Du waren. Ich hab aber leider auch seinen Vornamen vergessen.
„Ich komme schauen“, sagt Halilovic.
„Ich bin nicht zu Hause“, erwidere ich. „Und ich schwöre es, Vesna ist nicht bei mir.“ Nach einer Pause füge ich hinzu: „Ich habe mir in den letzten Wochen selbst schon Sorgen gemacht, sie arbeitet zu viel.“
„Hat sie anderen Mann“, schreit Halilovic, „was soll sonst sein?“
„Gerade hast du noch gemeint, sie ist bei mir“, versuche ich ihn zu besänftigen. „Sie hat eine Menge zu tun mit ihrem Unternehmen, das weißt du doch.“
„Das ich weiß“, sagt er ganz leise. „Vielleicht bin nur eifersüchtiger Depp.“
„Gute Nacht“, erwidere ich, etwas Besseres fällt mir nicht ein. Aber ich nehme mir fest vor, demnächst in Ruhe mit Vesna zu reden, und wenn ich sie fesseln muss. Sie muss mir endlich erzählen, was da läuft.
Am nächsten Tag erreiche ich Vesna unterwegs, sie sagt, zwischen zwei Putzjobs. Ich erzähle ihr vom nächtlichen Anruf und bitte sie um ein Treffen.
„Langsam spinnen alle“, sagt sie ruppig.
„Wo bist du?“
„Jetzt? Bei Gumpendorfer Straße, rechts neben mir Stiegengasse. Ich muss da hinauf, gibt es vielleicht einen interessanten Job. Nicht putzen, sondern in einer Tankstelle verschwindet dauernd Benzin. Vielleicht ich kann herausfinden. Okay? War das genau genug?“
„Klar … Ich mache mir bloß Sorgen.“
Vesna seufzt. „Ich sehe einmal nach. Wie ist es am Freitag?“
Freitag ist in vier Tagen. „Wo?“, frage ich trotzdem.
„Machen wir kurzfristig aus, so am Nachmittag, ja?“
„Okay.“ Irgendetwas ist da oberfaul.
Der Tag ist überhaupt einer von denen, die man sofort wieder vergessen sollte. Ich streite mit Droch, weil ich auch im nächsten Heft eine kleine MillionenKochen-Geschichte haben möchte, er meint, das „Magazin“ bringe keine Fortsetzungsromane.
Dann geht noch mein Computer ein und der Haustechniker teilt mir mit, dass es kein einziges Gerät in Reserve gibt.
Und am Abend muss ich zu den Liebigs. Es ist eines dieser Abendessen, statt deren ich lieber hungere. Alles ist so bemüht.
Ich habe Frau Liebig – natürlich – Blumen mitgebracht und für Helmut Liebig eine Flasche Wein. Klaus bekommt von mir die ganz neue Koch-DVD mit Jamie Oliver. Er sieht sie nur kurz an und scheint sich nicht darüber zu freuen. Frau Liebig ist dafür so herzlich, als wollte sie mich adoptieren – oder als hätte sie mich ernsthaft als Schwiegertochter ins Auge gefasst. Ich bin schon verheiratet. Danke. Ich sollte doch meinen Ring tragen.
Klaus hat ein achtgängiges Dinner gekocht, ein Gang besser als der andere. Aber was reden zwischen den Gängen? Irgendwann hat sich sogar das Thema MillionenKochen erschöpft. Und als ich mit Helmut Liebig über Unternehmensberatung zu diskutieren beginne, wird er ganz rasch von seiner Frau gestoppt.
Vor dem Dessert fragt mich Klaus Liebig nach der „Magazin“-Story für nächste Woche. Man
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