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Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Millionenkochen: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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bleiben“, sagt der Herausgeber zu mir.
    Ich starre ihn an. Vielleicht kennt er sich nicht so aus in der Redaktion. „Ich bin keine Ressortleiterin, ich bin nicht einmal fix angestellt.“
    „Aber Sie sind Chefreporterin – und so etwas wie das unkonventionelle Element im Team.“
    Was soll man darauf sagen. So werde ich gesehen? Von wem? Von allen? Dabei komme ich mir bisweilen übertrieben angepasst vor. Wie hätte ich „konventionell“ zu sein: Schlanker? Ergriffener von unserer Mission? Welcher? Der heiligen Auflage? Braver? Eine, die nicht widerspricht? Karrieregeiler?
    Jedenfalls habe ich den Tag verloren. Ich bin so gut wie fertig mit meiner Seite. Eine Reportage über die Restaurants der Starköche von MillionenKochen, dafür habe ich nicht lange gebraucht, in dieser Szene kenne ich mich aus. Und vielleicht werden die Bischofs dadurch ein wenig zugänglicher, ich weiß doch, wie sehr sie hinter jedem Medienbericht her sein müssen. Ich habe nichts über ihre Probleme geschrieben, oder zumindest fast nichts. Der teure Umbau ist bloß erwähnt und die Überlegungen, die einen Koch dazu bringen, bei MillionenKochen mitzumachen, habe ich von zwei Seiten beleuchten lassen: Roberto Zacheron erzählt, warum er es macht – er hat dabei fröhlich gelogen und ich konnte ihn durchs Telefon mit den Augen zwinkern sehen. Daniel Capriati erzählt, warum er es nicht macht.
    Ich wollte endlich wieder einmal einkaufen gehen. Ich brauche einen Blazer für alle Gelegenheiten, so einen, mit dem man bei einer überraschend ausgebrochenen Gala von schäbigen Jeans ablenkt. Und vor allem wollte ich am Nachmittag Vesna treffen.
    „Wie lange wird das dauern?“, frage ich den Herausgeber.
    „Ich will uns die Möglichkeit zu einem offenen Ende geben.“
    Na super.
    Ich rufe Vesna an, erreiche sie wieder einmal nicht. Im Büro nimmt eine von der Mädchengang ab.
    „Sie soll mich unbedingt zurückrufen“, trage ich ihr auf. Ich sage lieber noch nicht, dass unser Termin platzt. Ich möchte sie dringend sehen. Und ich frage: „Hast du ihren Terminkalender da?“
    „Natürlich.“
    „Hat sie für heute Abend etwas eingetragen?“
    „Es sind nur die offiziellen Termine im Kalender. Das, was geheim ist, steht natürlich nicht drin“, sagt sie mit gehörigem Stolz, in einem so spannenden Unternehmen beschäftigt zu sein. Da erträgt man wohl auch das Putzen leichter.
    Ich stelle das Mobiltelefon auf Vibrieren, stecke es an meinen Hosenbund und trabe durch das Großraumbüro Richtung Aufzug.
    „Hab ich es nicht gesagt?“, ruft mir Annemarie hinterher. „Vor ein paar Wochen hast du noch abgestritten, dass du dich bewirbst, und jetzt bist du plötzlich im engeren Führungskreis!“
    Ein paar Kollegen sehen mich neugierig an.
    „Ein Versehen, vielleicht kennt sich der Herausgeber da nicht so aus“, sage ich und versuche, möglichst cool dreinzusehen, „lieber wäre ich heute endlich shoppen gegangen.“
    Wir sind im Konferenzraum im Dachgeschoss versammelt und sollen Zweiergruppen bilden, um in einer ersten Runde Wunschvorstellungen zu erarbeiten. Ich sehe zu Droch, als der Herausgeber, der die Sitzung selbst moderiert, sagt: „Wir werden Paare von Redakteuren bilden, die sonst … wenig miteinander zu tun haben.“
    Mir wird der Sportchef zugewiesen. Das ist wahr, wir haben wenig gemeinsam. Ich kenne Rudi Mühlebner kaum, ich weiß nur, dass er vor 20 Jahren oder so einer der besten Leichtathleten des Landes war. Er ist ein ruhiger Typ, der sich von seinen jungen Reportern ganz schön auf der Nase herumtanzen lässt, finde ich zumindest.
    Gerade als wir in einer eigentlich recht interessanten Diskussion darüber sind, ob der Chefredakteur in erster Linie loyal gegenüber seinen Mitarbeitern oder gegenüber den Eigentümern zu sein hat, spüre ich mein Mobiltelefon, ich schaue verstohlen auf das Display und meine, ich müsse mal kurz auf die Toilette.
    Wie in der Schule rede ich im Toilettenraum flüsternd auf Vesna ein. „Ich will dich endlich sehen. Wir sind Freundinnen. Wir haben eine ganze Menge gemeinsam erlebt. Ich mache mir Sorgen.“
    „Sind unnötige Sorgen.“
    „Dann erkläre mir das. Heut Abend. Bei mir. Nur wir zwei.“
    „Ich … habe schon Termin, ich kann nicht absagen.“
    „Was für einen Termin? Kann den keine andere für dich wahrnehmen?“
    „Ist der alte Notar, da muss ich selbst …“
    Jetzt werde ich wütend. „Du lügst! Die Putztermine stehen im Kalender. Für heute Abend ist nichts

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