Milner Donna
es mir in seiner Dachkammer beigebracht hatte. Und er nickte bei jedem, als hätte er es aufgefangen.
Dan-Elchbulle soll aus dem Norden gekommen und
Entsprechend bullig gewesen sein.
Aus Alaska war er geflohen,
Um nicht am Galgen zu enden im Abendschein.
Mit seinem Pferd, so heißt es,
Habe er hier in der Kälte Rast gemacht.
Da soll er gleich auf dem gefrornen Boden
Auf einen Klumpen Gold getreten sein um
Mitternacht.
Im Nu hatte Dan die erste Grube gegraben,
Flugs war der erste Schacht ausgehoben.
Doch dann, als die Goldgräber hierherströmten,
Konnten sie nur noch verzweifelt toben.
Doch er gab ihnen Lohn und Brot
Und behandelte sie nicht wie Dreck.
Sondern baute diese Stadt hier auf:
Sägewerk, Läden, unser Hotel und noch so
manches Eck.
Bezahlt mit dem Gold, das aus der Erde kam,
Gingen die Leute unter Tage,
Weihnachten zeigte sich Dan generös
Und gab für einen Tag ohne Lohn die Zusage.
Es heißt, der Alte hat jeden Cent gespart und
vermehrt seine Habe.
Und als er eines Tages tot umfiel,
War er der reichste Mann,
Den je man getragen hat zu Grabe.
Jetzt ist Stanley an der Reihe, der Sohn des
alten Dan.
Sein Vermögen vermehrt er und gibt es aus zugleich.
Betreibt weiter die Mine –
Und wir sind gern in seinem Reich.
Deshalb wollen wir an diesem Feste
Trinken auf das Gold, das aus der Erde kam,
Auf Stanley, der es nicht für sich behält,
Und auf den alten Elchbullen, mit dem alles seinen
Anfang nahm.
Als ich geendigt hatte, konnte ich nicht feststellen, ob das Gelächter, das zwischen dem Beifall durchklang, den Worten galt oder mir, aber Boyers Lächeln genügte mir.
Nach dem Konzert watschelten die Magier in den Bademänteln ihrer Väter, die Engel mit ihren Heiligenscheinen aus Rauschgold, den Weihnachtsbäumchen, den Sternen und den Süßigkeiten von der Bühne herunter. Ich ließ mich vom Strom in den hinteren Teil des inzwischen hell erleuchteten Saals treiben, wo sich Eltern, Lehrer und Vortragende zwischen den gedeckten Tischen drängten. Während ich nach einem Pappteller griff, blickte ich nach oben und sah Boyer bei den Ausgangstüren mit Mr. Atwood und einem Jungen mit rötlich braunen Haaren, etwa in Boyers Alter, reden. Ich bahnte mir den Weg durch die Menge und ging auf sie zu, als ich meinen Namen hörte. Ich war hin und her gerissen zwischen der Neugier zu erfahren, was Mr. Atwood von Boyers Gedicht hielt, und der Frage, warum mein Name gefallen war. Ich schielte über die Köpfe meiner Klassenkameradinnen hinweg und erkannte Mrs. Royce, die Frau des Apothekers, die sich mit unseren Nachbarinnen, Mama Cooper und der Witwe Beckett, unterhielt.
»Ja, das stimmt«, sagte Mama Cooper. »Das war Nettie Wards Tochter.« Der Dutt hinten auf ihrem Kopf, von der Größe einer Zuckermelone, hüpfte auf und ab, während sie sprach. Mama Cooper war die Art von Frau, die einen Eindruck hinterlässt, wenn sie aus dem Zimmer rauscht. Das einzig Zierliche an ihr waren ihre winzigen Hände und Füße. Ich fand immer, dass ihre Füße zu klein aussahen, um ihren massigen Körper zu tragen, aber jeden Montagmorgen ging sie, zusammen mit der Witwe Beckett, die gut drei Kilometer stramm zu Fuß hinaus zu unserem Haus.
Wenn die beiden die Straße heraufkamen, sahen sie aus wie die weibliche Version von Laurel & Hardy. Mama Cooper rollte einher, während die gertenschlanke, ja dürre Witwe neben ihr immer zwei Schritte machte, um mitzukommen. Die beiden gehörten montags zum Inventar unserer Küche. Zusammen mit unserer Wäsche bügelten und flickten Mom und die beiden als Mitglieder des Hilfsvereins katholischer Frauen jede Woche die Uniformen für die Mädchen von Our Lady of Compassion .
Obwohl auf dem Schild über den Eichentoren, die zu dem Gebäude neben dem St. Helena’s Hospital führten, »Mädchenschule« stand, war ich nicht überzeugt. Mama Coopers viele versteckte Andeutungen machten mich nur noch neugieriger auf die geheimnisvollen Mädchen, die in dem Wohnheim lebten.
In der Stadt passierte wenig, über das Mama Cooper nicht Bescheid zu wissen schien. Und sie brachte jede Woche die Lokalnachrichten in unsere Küche. Mein Vater nannte die Montagsdamen das »Klatschteam«, weil seiner Meinung nach »in dieser Küche viel mehr Klatsch verbreitet als gebügelt wird«.
Mom meinte, es handele sich bloß um harmloses Gerede. »Gibt es denn ein interessanteres Thema als andere Leute?«, fragte sie. Aber oft genug hörte ich, wie sie die Richtigkeit von Mama Coopers
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