Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Milner Donna

Milner Donna

Titel: Milner Donna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: River
Vom Netzwerk:
so ähnlich«, sagte er und drückte mich an sich.
    Boyer zeigte mir, wie ich im Schatten des Gold Mountain und von Robert’s Peak die South Valley Road erkennen konnte. Jeder, der vom großen Highway auf diese unbefestigte gewundene Straße abbog, hatte sich entweder verfahren oder war auf dem Weg zu unserer Farm. Oder beides.
    Während Boyer auf die Grenzen unseres Landes zeigte, erzählte er mir, wie unser Großvater nach dem ersten Goldrausch in die Gegend gekommen war. »Es dauerte nicht lange, bis ihm klar wurde, dass die Goldsuche nichts für ihn war«, sagte er. »Deshalb beschloss er, seinen Lebensunterhalt nicht als Bergmann, sondern als Lieferant der Bergarbeiter zu verdienen.«
    Unser Großvater kaufte zwei Holsteinkühe und einen Bullen. Er ließ sich auf dem einzigen nutzbaren Stück Land in dem engen Tal südlich der Stadt nieder. Er erhob auch Anspruch auf ziemlich viele der umliegenden Hänge und Wälder. Hundertsechzig Hektar Berg und Tal, Stein und Staub.
    »Mehr Berg als Tal und mehr Stein als Staub«, scherzte mein Vater nicht gerade selten.
    Als ich zu schwer wurde, um von Boyer Huckepack genommen zu werden, trottete ich, wenn er wandern ging, neben ihm her. Morgan und Carl schlossen sich uns oft an.
    Boyer brachte meinen Brüdern und mir bei, wie wir die Sonne und die Abendsterne nutzen konnten, um wieder nach Hause zu finden. »In diesen Bergen braucht man sich nicht zu verirren«, beruhigte uns Boyer. »Wenn euch das doch einmal passiert, klettert nur so lange bergauf, bis ihr nach unten sehen und etwas Bekanntes erkennen könnt.«
    Während Boyer seine Liebe für den Wald mit uns teilte, warnte er uns ständig vor den Gefahren, die in den Bergen lauerten.
    An einem Sommertag, als ich fünf oder sechs war, gingen Morgan, Carl und ich mit Mom in den Wald hinter unserer Farm, um Heidelbeeren zu pflücken.
    Das blau geblümte Baumwollkleid meiner Mutter endete über ihren schwarzen Gummistiefeln. Mom trug immer Kleider, selbst in der Wildnis. Mein Vater konnte es nicht ausstehen, sie in Hosen zu sehen.
    »Du siehst lächerlich aus«, hörte ich ihn an einem Wintermorgen ausrufen, als sie in seinen Wollhosen aus dem Schlafzimmer trat. »Tut mir leid, Nettie«, sagte er, als er ihr enttäuschtes Gesicht sah. »Aber es ist ein richtiger Schock, diese schönen Beine so versteckt zu sehen.«
    Nie wieder in meiner Kindheit sah ich sie in langen Hosen.
    Das Sonnenlicht sickerte durch das Blätterdach der Bäume und tanzte durch die Zweige, als wir an jenem Tag den Berg hinaufwanderten. Es roch nach trockenen Blättern, nach bemooster Baumrinde und nach Staub. Bei jedem Schritt klimperte Mom: Das waren die Weihnachtsglöckchen vom Halfter des Pferdes, die sie sich um den Hals gehängt hatte. »Wir befinden uns jetzt im Bärengebiet«, erklärte sie uns.
    »Bären!«, quäkte ich.
    »Juchu!«, schaltete sich Morgan ein. »Gleich werden uns die Bären fressen!«
    Mom ignorierte Morgans und Carls Gelächter. »Bären fressen keine Menschen«, sagte sie zu mir. »Sie fressen Beeren. Trotzdem wollen wir sie nicht aufschrecken.«
    Sie schwor, dass das Geräusch der Glöckchen ausreichte, um die Bären auf Distanz zu halten. Ich glaubte ihr. Aber damals glaubte ich jedes Wort, das aus ihrem Munde kam.
    Ich ging dicht hinter ihr her und schlenkerte mit meinem roten Schmalzeimerchen. Meine Brüder und ich aßen mehr von den dicken blauen Heidelbeeren, als wir in unsere Gefäße taten.
    Ich versuchte, die Hüften zu schwingen und meinen Rock so um die Knie spielen zu lassen, wie es der von Mom tat. Dabei stolperte ich über meine schweren Stiefel und fiel zu Boden. Die paar Beeren, die ich gesammelt hatte, rollten über den Waldboden davon. Morgan und Carl wieherten vor Schadenfreude.
    Keiner der beiden hatte Lust gehabt, uns zu begleiten. Sie hatten eigentlich mit Boyer und Dad Bäume fällen wollen, um für Brennholz im Winter zu sorgen.
    »Wie kann man es nur so eilig haben, erwachsen zu werden«, hatte meine Mutter sie noch am Morgen gescholten, als sie versuchten, sich um das Beerenpflücken zu drücken.
    Ihr Gelächter hielt länger an, als meine unsanfte Landung auf dem Boden es gerechtfertigt hätte. »Also, das sollte nun wirklich jeden Bären fernhalten«, sagte Mom und half mir auf. »Ihr klingt ja wie brunftige Hirsche.«
    Allein das Wort »brunftig« löste bei Morgan und Carl erneute Lachsalven aus. Sie prusteten und rempelten sich immer noch gegenseitig an, als wir in der drückenden

Weitere Kostenlose Bücher