Milner Donna
Abendessen zum Haus zurück. Er pochte leise gegen den Rahmen der Fliegengittertür, durch die er hereinspähte.
»Anklopfen ist hier nicht nötig!«, rief Mom ihm vom Sideboard zu, an dem sie Brot aufschnitt.
»Genau wie zu Hause«, antwortete River und trat in die Küche.
Mom blickte auf, das Gesicht noch von der Hitze des Tages gerötet. »Gut so«, sagte sie mit einem Lächeln. »Ich hoffe, du wirst dich mit der Zeit hier genauso wohlfühlen.«
»Da bin ich mir sicher«, sagte er, eilte herüber und nahm den Stapel Teller aus dem Schrank, nach dem ich mich gerade gereckt hatte. »Lass mich das machen, Natalie.«
»Danke«, murmelte ich und wurde rot.
»Es ist mir ein Vergnügen«, sagte er, und um seine blauen Augen fächerten sich Lachfältchen auf. Er half mir, den Tisch zu decken, während er und Mom so unbeschwert miteinander plauderten wie zwei alte Freunde. Als wir den Tisch von der Wand zogen, hörte ich Morgan und Carl mit Dad draußen auf der Veranda.
Am Herd hob Mom den gusseisernen Topf mit dem Hamburger Stew von der Platte. Als die Angeln der Fliegengittertür quietschten, drehte sie sich um. »Kommt herein und macht euch mit River bekannt, bevor ihr euch wascht!«, rief sie und beugte sich vor, um den schweren Topf auf die Wärmeplatte in der Mitte des Tischs zu stellen. »Alle mal herhören: Das hier ist River Jordan«, sagte sie.
Ich glaubte, einen Hauch Besorgnis aus ihrer Stimme herauszuhören, als sie ihn Dad vorstellte. Vielleicht ging es nur mir so. Vielleicht war ich die Einzige, die Angst davor hatte, wie mein Vater auf diesen Fremden reagieren würde.
Dads rechte Augenbraue ging in die Höhe, entweder als Reaktion auf den seltsamen Namen oder auf den Anblick der schulterlangen Haare und der indischen Baumwolltunika.
Zu behaupten, River hätte in unserer Küche deplatziert gewirkt, wäre noch untertrieben, zu krass war der Gegensatz zwischen seinen Hippieklamotten und der Arbeitskluft meines Vaters und meiner Brüder. Dads kariertes Hemd war voller Schweißflecken, sein gestreifter Overall mit einer Schmutzschicht überzogen. Heustaub hing in seinem Haar und verdunkelte jede Falte und Runzel seiner unbedeckten Haut. Meine Brüder, in ähnlich schmutzigen Denimhemden und Jeanshosen, rochen nach der vormittäglichen Feldarbeit.
River dagegen, der immerhin in der größten Hitze des Tages zu unserer Farm gelaufen war, roch und sah aus, als wäre er soeben aus der Dusche gestiegen. Seine Kleider wirkten wie frisch gewaschen und gestärkt.
Und doch, als er seine Hand ausstreckte, schien er sich keines Unterschieds bewusst zu sein. »Guten Tag, Sir«, sagte er. Und ich fragte mich, ob der samtene Klang dieser Stimme allen anderen ebenso wunderbar vorkam wie mir.
Mein Vater schien davon keine Notiz zu nehmen. Er ergriff die Hand und drückte sie fest. Ich glaubte, hinter Rivers Lächeln ein rasches Zucken wahrzunehmen.
»River?« Dad ließ seine Hand los. »Kann nicht behaupten, dass ich jemals von jemandem gehört hätte, der River hieß.«
»Das ist nicht mein wirklicher Name«, antwortete River. »Nur mein Spitzname. Mein richtiger Name ist Richard.«
»Nun, Richard«, sagte Dad, »diese Herrschaften hier«, er nickte auf seinem Weg zur Toilette in Richtung Morgan und Carl, »sind groß im Spitznamenerfinden. Für Sie werden sie sich also keinen mehr ausdenken müssen.«
»Oho, ich bin mir sicher, dass uns schon was einfallen wird«, sagte Carl und ergriff Rivers ausgestreckte Hand. Ich bemerkte, wie er Morgan zugrinste, und so war mir klar, dass River der Nervenprobe, der sich jeder Neuzugang an unserem Tisch unterziehen musste, nicht entgehen würde.
»Puh!«, lachte River und schüttelte sich zum Spaß die Hand aus, nachdem Morgan sie losgelassen hatte.
Gerade in diesem Augenblick ging die Fliegengittertür wieder mit einem Quietschen auf, und Boyer trat in die Küche. Während Mom ihm River vorstellte, fiel mir wieder auf, was ich zuvor schon gedacht hatte, als ich ihn über den Hof hatte gehen sehen. Zwar war River kleiner, und seine Züge waren feiner als die von Boyer und seine Augen viel blauer, aber sie ähnelten sich irgendwie. Als ich sie jetzt zusammen sah, wurde mir klar, dass die Ähnlichkeit aus mehr bestand als nur aus der gemeinsamen Farbe ihres Haars. Vielleicht war es das zurückhaltende Nicken, das sie austauschten, als sie sich die gebräunten Hände reichten. Ich wusste, dass Boyer nie schnell ein Urteil über jemanden fällte, und irgendetwas sagte mir,
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