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Milner Donna

Milner Donna

Titel: Milner Donna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: River
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Zunächst war es mir peinlich, dass ich ihn dabei ertappt hatte, wie er sich kratzte, und lief davon. Am folgenden Wochenende stand er wieder im Keller, und seine Hand rieb über seinen Hosenlatz, während er aus dem Fenster starrte. Ich knallte die vollen Milchflaschen auf den Boden und rannte davon, aber nicht, bevor der Blick aus seinen rot geränderten Augen den meinen traf. Seine Lippen öffneten sich zu einem anzüglichen Grinsen. Ich habe es meinem Vater nicht erzählt. Ich kann heute noch nicht sagen, warum. Vielleicht weil mir nicht klar war, was mich so erschreckt hatte. Aber ich bat Dad, bei der Auslieferung in der Colbur Street die Straßenseiten mit mir zu tauschen. Ohne zu zögern oder zu fragen, sagte er: »Okay, mein Sonnenkind.« Nach einer Weile begann ich an dem zu zweifeln, was ich hinter diesem Fenster gesehen hatte. Aber als Mr. Ryan mir jetzt über seinem erhobenen Glas zuzwinkerte, verspürte ich denselben Ekel wie damals.
    »Hallo, Mr. Ryan«, murmelte ich, während ich die Treppe hinaufeilte.
    Es sah so aus, als wäre die halbe siebte Mädchenklasse in Elizabeth-Anns Schlafzimmer versammelt. Sie waren überall, lagen oder saßen auf den breiten Betten und auf Schlafsäcken, die den Boden bedeckten. Heftchen wie Movie Star , True Story und Mad waren überall verstreut. Selbst Bonnie King war da. Als sie die Seiten eines Hochglanzmagazins durchblätterte, fragte ich mich, ob sie immer noch Probleme mit dem Lesen hatte.
    Ich bemerkte, dass ich bei meinem Eintreten Stirnrunzeln auslöste. Wer hat dich denn eingeladen? Was tut die denn hier?
    Elizabeth-Ann rief von ihrem Bett herüber: »Hi, Nat, komm nur rein.«
    Ein paar von den anderen Mädchen grinsten und sagten: »He, Natalie«, und wandten sich wieder ihren Illustrierten zu.
    »Komm und leg deine Sachen hier ab.« Elizabeth-Ann zeigte auf den Schlafsack neben dem Bett, auf dem sie saß.
    »Hört euch das mal an«, kreischte Sherry Campbell. Sie saß im Schneidersitz auf dem anderen breiten Bett, trug ein rosafarbenes Babydoll und farblich dazu passende gigantische Lockenwickler auf dem Kopf. Sie hielt ein True-Confessions -Heft in die Höhe. Die Titelseite zierte ein Mann, der wie ein Filmstar aussah und eine ebenso perfekte junge Frau mit langem Haar in den Armen hielt. »Ich war eine Teenagerliebessklavin«, las Sherry in übertriebenem Bühnenflüsterton vor. Die anderen Mädchen beugten sich vor, lauschten und kicherten.
    Ich saß auf dem Schlafsack und fühlte mich unbehaglich, unförmig und nicht dazugehörig. Aber während Sherry weiterlas, war ich überrascht von der Wirkung, die die Geschichte auf mich hatte.
    »Ich spürte seine Hände auf meinen zarten Brüsten, fest und fordernd, während er seine Zunge in meinen Mund stieß«, las sie. Es war etwas Verführerisches daran, diese verbotenen Worte zu hören, etwas Sündhaftes an der Wärme, die sich in meinem Unterleib ausbreitete. Als sie fertig war, presste sich Sherry das Heft an die Brust und keuchte: »Ach, die Arme!«
    »Ach, die Glückliche!«, lachte eine andere.
    »Diese Geschichten sind nicht wahr«, spottete eine Dritte.
    »Und ob sie wahr sind!«, gab Sherry zurück. Sie hielt das Heft hoch. »Hier steht doch › True Confessions‹!«
    »Ich möchte die Liebessklavin von jemandem sein«, seufzte Bonnie und warf sich auf das Bett zurück.
    »Ich will Morgan Wards Liebessklavin sein«, rief ein Mädchen. Ich fuhr herum, um zu sehen, wer das war, als eine andere Stimme sagte: »Nein, die von Carl!«
    »Ja, ja, die von Carl.«
    »Ist Carl schon vergeben?«, fragte jemand.
    »Und was ist mit Morgan? Hat der eine Freundin?«
    Alle Augen waren auf mich gerichtet. Ich stand im Mittelpunkt des Interesses. Ich wandte mich von einer zur anderen. Es stimmte also. Meine Brüder waren der Grund, weshalb man mich eingeladen hatte.
    Ich setzte mich auf. »Morgan und Carl haben einen großen Freundeskreis«, sagte ich. Das stimmte. In letzter Zeit schien unser Wintergarten immer voller Stadtkinder zu sein, die zu uns kamen, um sich Schallplatten anzuhören und dazu zu tanzen.
    Es kamen immer mehr Fragen.
    »Reitest du?«
    »Haben Carl und Morgan eigene Pferde?«
    »Natürlich«, antwortete ich. Dumme Mädchen, wie sollten sie denn sonst die Kühe wieder einfangen, wenn sie sich selbstständig gemacht hatten?
    Während die Plauderei weiterging, schlüpften einige Mädchen in ihre Pyjamas. Ich zog mein Nachthemd aus Baumwollflanell heraus und versuchte, nicht auf die halb nackten

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