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Mimikry

Mimikry

Titel: Mimikry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
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formulieren, wenn man es denn wüßte. Mit einem Tagebuch können Sie alles machen. Na ja, ich denke, wenn wir mit der Benz nicht weiterkommen, müssen wir den Mosbach erst mal abhaken.«
    Sie schüttelte den Kopf » Wenn das so war, daß sie das alles erfunden hat – das genügt doch nicht, oder? Ich hab mir auch mal vorgestellt, mit John Travolta ins Bett zu gehen, aber da war ich dreizehn oder so, da ging’s nicht anders, als sich irgendwas vorzustellen.«
    »Mit diesem Kotzbrocken?«
    »Ich fand den mal gut.« Sie sah einem Mann zu, der in eine Abfalltonne pinkelte. »Ich mag sie nicht.«
    »Die Benz?«
    »Hm – die Bischof. Darf man ja nicht sagen, aber – ich meine, von Fried weiß ich ja noch weniger, aber das bißchen, das ich jetzt von ihr weiß –« Ihre Finger bewegten sich, als müsse Lack auf den Nägeln trocknen. »Ich hätte die nicht zur Freundin haben wollen und frag mich, woher es kommt.«
    »Und was antworten Sie sich?«
    »Wenn man sich überlegt, warum anscheinend keiner die gemocht hat, keiner mit ihr befreundet war – der Hilmar äußert sich negativ, diese Seifert, die Exkollegin von der, ja, und die Benz irgendwie auch.«
    »Nämlich?« Er schob die leere Coladose unter den Sitz. »Wenn Sie mal zu Potte kämen.«
    »Es ist ja so, der Mosbach faselt da was von –« Sie zog ihr Notizbuch aus der Tasche. »Also, seine komischen Gäste müßten stellvertretend für das Publikum unglücklich sein, damit das Publikum das eigene Leid erträgt, können Sie sich erinnern?«
    »Allmächtiger, das haben Sie sich hinterher notiert, ja?«
    »Und ich hab drüber nachgedacht, aber ich glaub das nicht.«
    »Nicht?«
    »Nein, es ist umgekehrt – ich weiß jetzt nicht, ob’s mit der Talkshow so ist, aber so generell – also, die paar Leute, die die Bischof gekannt haben, mochten sie nicht, weil sie eben nicht besonders fröhlich war, glücklich, was weiß ich, sich eingeigelt hat – kann das sein? Hat man nicht so gern zu tun mit. Diese Seifert, ihre Exkollegin, gibt an, daß es sie angekotzt hat, die Bischof in ihrem Jammer zu sehen, wer will das schon – ich meine, ich bin ja auch lieber mit Leuten zusammen, mit denen ich lachen, Spaß haben kann.«
    »Czerwitzki. Lachsalven.« Er verschränkte die Arme. »Weiter?«
    Sie rieb sich die Schläfen. »Kein Mensch will so leben. So still. Ist so abschreckend, wenn man’s sieht, oder?«
    »Schön«, sagte Stocker. »Tatmotiv? Haben Sie sich darüber mal Gedanken –«
    Sie schlug aufs Steuer. »Verdammt noch mal, ich mach mir dauernd Gedanken. Glauben Sie, ich wüßte nicht, daß der Pagelsdorf mich auf dem Kieker hat, bei dem komme ich bestimmt nicht weiter.«
    »Er hat überhaupt nichts gegen Ihre Arbeit«, sagte er. »Nur gegen die schlampigen Berichte.«
    »So. Ich denke nicht, daß die schlampig sind. Ich gebe mir da schon Mühe.«
    »Ja, das reicht aber nicht. Also noch mal: Motiv?«
    »Keine Ahnung vom Motiv, verdammt. Sie?«
    »Nein.« Er streckte sich. »Lassen wir’s für heute, ich kann nicht mehr sitzen.«
    »Man müßte mal zusammenzählen«, sagte sie, »wie oft man sinnlos herumhockt.«
    »Fahren Sie mich bis zum Römer, ist ja nur ein kurzes Stück, da steig ich aus.«
    »Wieso, dann haben Sie doch noch ewig bis nach Hause. Außerdem, was soll dieser Befehlston, fahren Sie mich zum Römer, wo sind wir denn?«
    »Ich will in ein Restaurant«, sagte er. »Kann ich meine Frau abholen, die sitzt da mit Kollegen.«
    Sie startete den Motor, sah noch einmal zurück zum Haus. »Sie will Sie da vielleicht gar nicht sehen.«
    »Das kann gut sein. Das ist mir aber vollkommen egal.«
    »Sie müssen’s ja wissen.« Sie winkte einen alten Mann vorbei, der kampfbereit am Straßenrand stand. Vorsorglich schwenkte er eine Faust, während er zur Fahrbahnmitte schlich, dann hob er drohend einen Stock. »Eben wollten Sie noch zu den Tagesthemen zu Hause sein.«
    »Wollen Sie mitkommen?« fragte er.
    »Zu Ihrer Frau? Das machen Sie mal besser alleine.«
    Am Römer ließ sie ihn heraus und bog in eine Seitenstraße ein. Ein Reisebus an der Ampel, in den man nicht hineinsehen konnte, Augen im Dunkeln, fast, daß man sie spürte. Gegenüber donnerte ein Golf auf einen kleinen Fiat zu, der sofort an den Straßenrand fuhr, um ihn vorbeizulassen. Eine Weile brauchte es, bis er wieder anfuhr, als hätte der andere Wagen ihn verschreckt. Die Benz kam nach Hause. Wie eine Fahrschülerin hockte sie hinterm Steuer des Fiat, angespannt und nervös.
    Ina Henkel fuhr

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