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Mimikry

Mimikry

Titel: Mimikry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
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an den Sohlen.«
    Sie sprang so schnell auf, daß sie über den Papierkorb stolperte, und der Kater, der selbstbewußt im Zimmer herumgelaufen war, sah ihr andächtig zu. Dann hockte er sich hin und heulte.
    »Tja«, sagte Stocker.
    Fuchs faltete die Hände. »Milch! Er sagt: Bitte etwas Milch. Süß, nicht? Im Streifenwagen haben sie ihm Schokolade gegeben. Hat der gefressen.«
    »Milch.« Ina Henkel nahm eine Seite der Bildzeitung und rieb ihre Schuhsohlen damit ab. »Ich hab Kräutertee, ich hab’s am Magen, ja Himmel, hoffentlich schifft der jetzt nicht alles voll. Futter muß ich dann auch noch kaufen.«
    Stocker schüttelte den Kopf. »Wie ich Sie kenne, baden Sie den erst mal.«
    »Sie kennen mich nicht.«
    »Hat ja vielleicht bei seinem toten Frauchen gelegen.« Er sah sie an. »Hab ich recht?«
    Sie trat gegen den Papierkorb. »Die Benz hat das bestätigt mit der Talkshow. Bischof war drin, so ’ne Psycho-Peepshow. Muß ein Mann zärtlich sein oder so ein Zeug. Da kommt auch der Typ her. Außerdem –«
    »Wer?« Stocker stützte die Arme auf ihren Schreibtisch. »Wenn Sie sich einmal entscheiden könnten, korrekt zu formulieren. Typ, Kerl, was noch?«
    »Der aus dem Tagebuch. Das Objekt ihrer Begierde war wohl der Typ, der die – ich meine, der Moderator der Show. Sagt die Benz, ich weiß es nicht. Mosbach heißt der, ich hab mal was in der Bildzeitung über den gelesen, aber ich weiß nicht mehr, was.«
    »Wo sollten Sie sonst etwas lesen.« Stocker lachte.
    Fuchs beugte sich über den Kater und bellte. Der Kater kümmerte sich nicht darum. »Bei einem Hund wär’s ja schlimmer«, sagte er. »So eine Katze vermißt den Menschen nicht, der sie großgezogen hat.«
    Ina Henkel warf die Zeitungsseite in den Papierkorb. »Ich weiß nicht, ob überhaupt jemand die Bischof vermißt, Vier- oder Zweibeiner.«
    Stocker kämmte sich. Sie hatte ihn schon wiederholt gefragt, was es zu kämmen gab bei seinem streichholzkurzen Haar. »Liebe Kollegin«, sagte er. »Sie sollten etwas mehr Taktgefühl einüben, das habe ich Ihnen schon wiederholt –«
    »Was Sie sagen! Wer hat denn letztens eine Zeugin nach diesem Gerippe gefragt, das er vor der Tür gesehen haben wollte?«
    Er hob die Schultern. »Ich habe sie plastisch beschrieben. Sie wußte genau –«
    Sie starrte ihn an. »Das war eine Magersüchtige. Außerdem war es die Tochter der Zeugin, das war doch das Letzte.«
    »Ja, Bubi.« Fuchs streichelte den Kater, der sich auf den Rücken geworfen hatte. »Menschinnen! Die hier hat ein permanentes PMS. Sozusagen ein PPMS.«
    »Katzenklo brauche ich auch noch«, sagte Ina Henkel. »Was habe ich?«
    »Prämenstruelles Syndrom«, übersetzte Fuchs.
    »Wieso?«
    »Weiß ich doch nicht.« Fuchs lachte. Er hatte einmal erzählt, auf dem Obduktionstisch seien Tote gar nicht mehr tot, lebend auch nicht, auf dem Tisch seien sie gar nichts. Etwas zum Fummeln. Nur wenn er sie in ihren Wohnungen sah, auf Straßen oder in Hinterhöfen, waren es Tote für ihn.
    Sie schüttelte den Kopf und zog den Monitor heran, tippte einen Code ein und wartete. Nach wenigen Sekunden ein Blinken. Name? Hilmar. Vorname? Frank. Sie lehnte sich zurück, kniff die Augen zusammen. »Nachbar ist negativ, naja, mal sehen.« Sie stand auf und nahm ihren Mantel von der Fensterbank, trat gegen einen Stuhl, der im Weg stand.
    »Warum trittst du auf alles ein?« Fuchs lachte. »Du ruinierst dir die schicken Schühchen.« Er zog dem Kater die Ohren lang. »Übrigens muß die Bischof ein Momentchen liegen. Momentan liegt sie hinter dieser Serie und mir fehlt einer wegen Magen-Darm, das wollte ich nur sagen.«
    Ina Henkel hielt den Mantel mit einer Hand und klopfte mit der anderen dagegen. »Welche Serie?«
    »Na, diese zwei Typen in der Kneipe. Und die Schießerei im Puff.«
    »Schläger waren das. Auftragsschläger, Hütchenspieler, das nennst du eine Serie? Das nenne ich Sozialarbeit.«
    »Na ja«, sagte Fuchs.
    »Außerdem –« Sie sah ihn an, als hätte sie den Faden verloren. »Das mit dem Puff, das macht der Kissel. Haben wir nichts mit zu tun.«
    Stocker streckte sich. »Also, die Bischof hat doch paar Jahre in dem Haus gelebt. Zwei von den Nachbarn kannten die nicht mal und ist doch bloß ein Fuffzehn-Parteien-Haus. Haben die höchstens mal an der Mülltonne getroffen oder am Briefkasten.«
    Ina Henkel sah zu, wie der Kater sich zu putzen begann. »Diese Benz kann sich nicht erinnern, ob die Wohnung verschlossen war oder nicht. Ich sage zu der, man

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