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Mimikry

Mimikry

Titel: Mimikry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
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aufgegeben?«
    »Was meinen Sie? Ach so.« Biggi schüttelte den Kopf. »Muß lange her sein. Sie hat es mir nur erzählt.«
    »Wann war sie in der Talkshow?«
    »Ende letzten Jahres, glaube ich. Ich kann nachsehen.« Biggi sah auf den Boden. »Und weil Julia wußte, daß ich mit Gabriel arbeite, wollte sie sich natürlich so oft mit mir treffen, weil sie alles über ihn wissen wollte.«
    Die Henkel sagte: »Ja?«, zog das Wort in die Länge, und was antwortete man darauf, einfach Ja, Punkt.
    Biggi sagte: »Ja, aber natürlich konnte ich nichts über Gabriels Leben ausplaudern, das ist ja privat.«
    »Was hat Julia gemacht?«
    »Na, sie hat alle Artikel über ihn gesammelt –«
    »Ich meine, beruflich.« Einen Moment lang, es war nur ganz kurz, sah Biggi so etwas wie ein Lächeln bei KOK Henkel, doch es erreichte ihre Augen nicht.
    »Sie war Angestellte.« Biggi räusperte sich. »Bürokraft.«
    »Wo?« Die Stimme der Henkel hatte sich kein einziges Mal geändert, war erstaunlich sanft, aber gleichmütig.
    »Ich weiß nicht genau, wie die Firma heißt, eine Immobilienfirma, ich habe die Telefonnummer. Möchten Sie sie?«
    »Sicher. Und die von –« Die Henkel machte eine ihrer Pausen, bevor sie »Mosbach« sagte, nicht »Gabriel«. Sie nahm einen Zettel vom Tisch, das Haar fiel ihr ins Gesicht. Sie trug keine Ringe, dafür zwei schmale Armbänder an einem Handgelenk. Lackierte Nägel. »Ihre Adresse haben wir?«
    »Meine Adresse? Ja, warum?« Biggi sah auf ihre Schuhe, sie mußten geputzt werden. Es waren hochgeschnürte Treter, nicht so schicke Dinger, wie die Henkel sie trug, keine Pumps. Pumps konnte sie nicht tragen. »Brauchen Sie mich denn wieder?«
    »Vielleicht möchte mein Kollege Sie noch einmal sprechen.«
    Biggi lächelte. »Ist er Ihr Assistent?«
    Die Polizistin lächelte nicht. »Assistenten gibt’s im Fernsehen. Das wissen Sie doch, wenn Sie da arbeiten.« Jetzt lächelte sie doch, nein, es war eher ein Grinsen, als fände sie es komisch, was Biggi sagte.
    »Naja«, sagte Biggi. »Ich arbeite ja gewissermaßen auch als Assistentin. Also, als Assistentin von Gabriel Mosbach.«
    »Gut.« Die Henkel stand auf. »Diesen Kater, möchten Sie den haben?«
    »Ich? Nein, wieso?«
    »Wir haben ihn hier. Er müßte sonst vielleicht« – sie schien nach dem richtigen Wort zu suchen – »weggegeben werden.«
    »Ich möchte keine Haustiere«, sagte Biggi.
    »Wirklich nicht?«
    »Nein.«
    »Na gut.« Die Henkel öffnete die Tür, gab Biggi die Hand und sagte: »Tschüs.« Sie hatte so ein modisches Parfüm, Biggi roch es dauernd in letzter Zeit.
    Als sie zur Treppe ging, sah sie den anderen, Stocker, neben ihm ein rothaariger Mann mit einer Decke. Stocker lächelte flüchtig, er kam vom Tatort zurück, da konnte er nicht lachen. Oder vielleicht nahm er sie auch gar nicht richtig wahr. Männer, die Biggi gefielen, guckten immer geradewegs an ihr vorbei, das war wie ein übles Gesetz. Stocker hatte schöne graue Augen, doch er sah sie nicht mehr an.
    Julia hatten sie jetzt wohl abtransportiert. Irgendwohin gebracht, wo es kalt war, kälter als in ihrer Wohnung. Biggi drehte sich noch einmal um. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß diese Polizistin von so einem Leben etwas wußte.

8
    Stocker brachte den Gerichtsmediziner mit, sagte: »Achtung.« Fuchs wickelte eine Katze aus einer alten Decke, Stocker sagte, das sei Abraham. Frisch aus dem Streifenwagen.
    »Ja, die sollten ihn mitbringen.« Ina Henkel kniete sich vor den Kater hin. »Hübscher Brummer, nicht?« Er starrte sie an aus hellgrünen Augen, und sie strich ihm über das schwarzweiße Fell.
    Stocker lachte. »Den wollen Sie doch nicht etwa an sich nehmen?«
    »Wollt ihr ihn?«
    Fuchs schüttelte den Kopf, Stocker sagte, seine Frau hasse Katzen.
    »Na gut, dann nehme ich ihn erst mal.« Sie tippte dem Kater auf die Nase. »Der gehört ja wohl nicht zu den Beweismitteln.«
    »Seit wann sind Sie tierlieb?« fragte Stocker.
    »Ich hatte schon mal ’ne Katze.«
    »Sie hatten. «Stocker nickte. »Sie hat es nicht überlebt?«
    »Mein Exfreund war angeblich allergisch.« Sie setzte sich, legte die Beine auf den Schreibtisch. »Diese Benz will ihn ja auch nicht. Die war mit der Bischof − was weiß ich, was sie war.« Sie schüttelte den Kopf. »So’n verhuschtes Ding, die konnte nicht ruhig sitzen. Ist auf ihrem Stuhl hin und her gerutscht, als hätte sie Hämorrhoiden.«
    Stocker lehnte an der Wand. »Nehmen Sie mal Ihre Füße vom Tisch, Sie haben Blut

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