Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mimikry

Mimikry

Titel: Mimikry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
Vom Netzwerk:
halt. Wie bei ihr.« Er setzte sich und legte die Beine auf den Tisch. »Und jetzt?«
    »Ich weiß nie, wie ich mich der gegenüber verhalten soll«, sagte sie. »Deren Nummer hat Fried übrigens im PC.«
    »Sie hatte seine Nummer ja auch. Sie ist die Sekretärin vom Mosbach.«
    Sie tippte auf Frieds Briefe. »Irgendwie passen die alle drei zusammen, die Bischof, der Fried und die Benz. Ich denke mal, die sind ähnlich gestrickt.«
    »Erklären Sie die Frau Benz damit zum potentiellen nächsten Opfer?« Stocker lachte. »Die war aber nun nicht in der Talkshow.«
    »Hat aber damit zu tun. Passen Sie bloß auf. Wir beißen uns in den, Sie wissen schon, wenn’s echt so ist.« Sie stöhnte leise, als der Chef ins Zimmer kam. Mechanisch machte sie Platz auf ihrem Tisch für die rote Mappe, die er trug.
    »Frau Kollegin –« Pagelsdorf schlug den Hefter auf. »Das kann ich dem Staatsanwalt nicht geben. Bisweilen habe ich das Gefühl, Sie veräppeln mich.«
    »Nein, tu ich nicht.«
    »Hier.« Mit dem Finger tippte er auf ihren Bericht. »Ich habe mir das so zusammengereimt: Die Schießerei in der Kneipe, der Zeuge, der verletzt wurde. Der Zeuge Kortner.«
    »Ja.«
    Pagelsdorf nickte. »Sie wollten jetzt ausdrücken, daß der Zeuge nicht aus der Gaststätte flüchten konnte, weil –«
    »Der hat mir das selber so erklärt, der kam nicht richtig an die Türklinke.«
    »Ja, aha. Frau Henkel, warum beschreiben Sie den Zeugen als Zwerg?«
    »Weil es einer war.«
    Pagelsdorf schüttelte den Kopf. »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Entschuldigung, das war ein Original Zwerg –«
    »Aber ich bitte Sie!«
    »– mit so ’nem Riesenkopf und – ja, zum Teufel, ich erfinde das doch nicht.«
    »Liliputaner«, sagte Stocker. »Darf man aber wohl auch nicht –« Er nahm den Duden, blätterte.
    »Das ist unmöglich.« Pagelsdorf stützte die Hände auf ihren Tisch. »Was halten Sie von dem Begriff kleinwüchsig! «
    »Ist doch dasselbe.«
    Pagelsdorf machte ein Geräusch, als leide er an Atemnot. »Sie können nicht Zwerg schreiben.«
    Stocker hielt den Duden hoch. »Zwergwüchsig steht aber drin. Liliputaner auch.«
    »Ist doch egal«, sagte sie.
    »Nein, das ist nicht egal.« Pagelsdorf nahm den Hefter und hielt ihn ihr wie ein Schutzschild entgegen. »Keineswegs egal.«
    »Bewohner von Liliput«, las Stocker. Er lachte. »Nee, der wohnte doch in Bornheim, oder?«
    »Saukomisch«, sagte sie.
    »Sie müssen sich da ein bißchen mehr Mühe geben«, sagte Pagelsdorf. »Sie können nicht – verstehen Sie mich? Würden Sie denn einen großen Menschen in Ihrem Bericht als Riesen charakterisieren?«
    »Nein, aber bestimmt auch nicht als großwüchsig. «
    »Bitte formulieren Sie das neu.«
    Sie legte den Kopf zurück, sah zur Decke.
    »Ist das da die Geschichte Fried?« Pagelsdorf tippte auf ihre Unterlagen.
    »Ja.«
    »Hm. Wie sieht es aus?«
    Sie hob die Schultern.
    Pagelsdorf seufzte, legte den Kopf schief. »Was ist mit Bischof?«
    »Dasselbe.« Sie trommelte auf den Tisch.
    »Na, nun schmollen Sie mal nicht. Es geht mir nur darum: das Schriftliche gehört auch dazu. Verstehen Sie?«
    »Sicher, ja.«
    »So. Schön.« Pagelsdorf räusperte sich. »Also, wie sieht es aus?«
    »Es sieht bescheiden aus«, sagte Stocker.
    Pagelsdorf räusperte sich erneut. »Was versprechen Sie sich von diesem Mosbach?«
    »Er kannte beide«, sagte Stocker. »Bischof und Fried.«
    »Er hatte sie in der Sendung. Mehr wissen wir zunächst nicht. Wissen Sie, wenn Sie dem zusetzen und nachher kommt nichts raus, geht es hier rund. Ich möchte dann nicht in die Bildzeitung gucken.«
    »Alle Richtungen«, sagte Stocker langsam. Er hob einen Finger, als müsse er Pagelsdorf etwas beibringen. »Wir suchen ein Umfeld, Freunde, Bekannte, da sieht’s aber düster aus. Jetzt sollte man sich mal auf die Talkshow konzentrieren, vielleicht gibt es da Spinner, die sich Leute wie Bischof und Fried ausgucken.«
    »Möglich ist alles«, sagte Pagelsdorf. »Die lebten beide sehr zurückgezogen, ja? Da wird’s schwer.«
    »Eigentlich haben die keinem was getan außer sich selbst.« Ina Henkel schüttelte den Kopf. »Die Bischof sagt in der Talkshow, sie guckt den anderen beim Leben zu, und der Fried erzählt, überall stehen die Leute in Gruppen rum, ich meine, die wollten doch raus. Die wollten – ich weiß nicht, bißchen leben.«
    »Hilft uns das?« fragt Pagelsdorf. »Was schließen Sie aus all dem?«
    »Gar nichts.« Sie seufzte. »Vielleicht war’s ja ein

Weitere Kostenlose Bücher