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Mimikry

Mimikry

Titel: Mimikry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
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sollten nichts auslassen«, sagte sie. »Nachher stehen wir blöd da.«
    »Überhaupt, Mosbach.« Er zog seinen Kamm aus der Brusttasche. »Welchen Sinn soll das machen? Talkmaster ermordet seine Gäste, das ist doch was fürs Witzblatt. Ich sehe nirgends ein Motiv bei dem.« Er verzog das Gesicht, als sie das Stück Traubenzucker zerbiß. »Können Sie das nicht lutschen? Das hört sich ausgesprochen unangenehm an.«
    »Traubenzucker.« Sie drückte die Fingerspitzen gegen die Schläfen. »Also, die liebe Frau Lehmann. Da bedankt er sich für den schönen Nachmittag in dem schönen Café, schreibt, er könne das aber nicht so oft wiederholen, weil es jedesmal so schwer ist, die Wohnung zu verlassen, und das geht noch so weiter und weiter und weiter.«
    »Sie brauchen nicht zu flüstern.« Stocker seufzte. »Das ist keine Indiskretion mehr.«
    »Hat er aber wohl nicht abgeschickt. Ist kein richtiger Brief, bloß ein Entwurf.«
    »Tja. Warum beschäftigen Sie sich dann damit?« Er stand noch immer vor dem Spiegel, und sie hob den Kopf und sagte: »Sie sind passabel. Die Haare könnten Sie sich bißchen wachsen lassen.«
    »Ich weiß, daß Sie auf Langhaarige stehen, da ist mit mir nichts zu machen.« Mit einem Finger tippte er gegen das Glas, gegen seine Nase, so sah es aus. »Ich komme mit der Zeit nicht klar. Ist Ihnen das aufgefallen?«
    »Was, daß Sie nicht klarkommen?«
    »Der zeitliche Zusammenhang.« Er schloß die Augen. »Bischof, gut. Kurz darauf finden wir Fried, der aber drei Monate vor ihr abgetreten ist. Wir finden Übereinstimmungen, die Todesart, die Umstände in den Wohnungen, kein Raubdelikt, kein erkennbares Motiv, keine Spuren. Die komische Talkshow.« Er seufzte. »Sollte es wirklich konkrete Berührungspunkte geben, dann frage ich mich, wieso werden beide innerhalb von Tagen aufgefunden, obwohl der eine schon ewig da lag?«
    »Weil diese Benz eine Eingebung hatte mit ihrem bescheuerten Fax, oder?« Sie blätterte ihr Notizbuch durch. »Wie hat die ausgesagt? Daß sie nach dem Auffinden von Bischof bei Fried ein komisches Gefühl hatte, weil der seit Wochen nicht erreichbar war, ja? Komische Gefühle, naja, die hat überhaupt ein komisches Hirn, glaub ich. Wo wohnt die eigentlich?« Sie schlug die Seite um. »Fahrgasse. Was macht die denn samstags im Nordend?«
    »Wieso?« fragte Stocker.
    »Die lief da rum.«
    »Hat das die Polizei verboten? Ich entferne mich bisweilen auch aus meinem Viertel.«
    »Die Bischof hat da was in der Talkshow gesagt – was sie am Tag erlebt hätte, müßte sie abends den Wänden erzählen oder so.«
    »Hat sie, ja.« Stocker gähnte »Und?«
    »Ich meine, wenn Bischof und Fried sich gekannt haben – der Junge in der Kneipe macht da so vage Angaben – das sind ähnliche Leute gewesen, nicht? Wir hatten in der Schule auch so welche, was weiß ich, Loser, Streber, Eigenbrötler, mit denen wollte keiner was zu tun haben, die haben dann komischerweise immer zusammengesteckt.«
    »Na ja«, sagte Stocker. »Irgend jemanden müssen die ja auch haben.«
    Sie rieb sich die Augen. »Wenn Fried die Bischof gekannt hat – gespeichert ist sie bei ihm jedenfalls nicht. Und der hat so ziemlich alles gespeichert, wieviel Vitamine er nehmen muß, wieviel Stunden Schlaf ’er braucht; wundert mich, daß da nicht noch die Zeiten stehen, wo er aufs Klo ging.«
    »Der hat sich viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.« Stocker lachte. »Wird dann so gewesen sein, wie die Benz gesagt hat. Der war aus lauter Angst zusammengesetzt, und wer Angst hat, geht nicht raus. Wer nicht raus geht, lernt keinen kennen.«
    »Und der Täter war der heilige Geist, oder was?« Sie nahm die Ausdrucke vom Tisch und warf sie gleich wieder zurück. »Die hat ein Rad ab, glaube ich.«
    »Wie?«
    »Einen Schatten.«
    »Die Benz?« Er schüttelte den Kopf. »Die ist schüchtern. Bißchen arg graumäusig.«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Wie die uns das mit dem Fax erklärt hat, wie fanden Sie das denn? Die kommt von Hölzchen auf Stöckchen und sucht dann das Hölzchen.«
    »Tja.« Er lächelte. »Verklemmt, gehemmt irgendwie. Meine Schwägerin ist genauso. Bis die mal zwei vernünftige Sätze herausbekommt, hat sich die Erde gedreht. Und die ist nicht behindert.«
    »Die Benz doch auch nicht«, sagte sie. »Die hat ein lahmes Bein oder so. Behinderte stelle ich mir anders vor.«
    »Scheint mir bei ihr eine Hüftluxation zu sein«, sagte Stocker.
    »Ah ja.«
    »Ja, das ist, wenn das Bein – also, so

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