Mina (German Edition)
Rosenkohl.
„Mal ganz zu schweigen von unseren Träumen“, sagte ich.
„Doch, du bist fertig. Halte jetzt bitte deinen Mund! Hier geht es nicht um Philosophie, Miss McKee. Wir haben jetzt Englischunterricht. Also mach dich gefälligst an die Arbeit!“
Ich machte mich an die Arbeit. Innerlich kochte ich. Was ist mit den Toten?, wollte ich sie fragen. Sie gehören doch der Vergangenheit an, aber was, wenn sie immer noch da sind? (Und sei es bloß als Staubflocken, von den Seelen gar nicht zu reden!) Befinden wir uns in der Gegenwart, solange wir leben, und in der Vergangenheit, wenn wir tot sind? Und was ist mit dem Glauben, dass die Toten wieder auferstehen werden? Was sagt das über die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zukunft aus? Sind das dann immer noch drei verschiedene Dinge? Das, was die Mrs Scullerys dieser Welt als selbstverständlich betrachten und für so einfach und klar halten, ist in Wirklichkeit alles andere als einfach und klar.
Ich kritzelte mein blödes Arbeitsblatt voll. Scullery saß am Schreibtisch und träumte davon, ein Rosenkohl zu sein. Ich nahm mir ein leeres Blatt Papier und verfasste mein Gedicht zur Veranschaulichung der Bedeutung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Das war gegen Ende meiner Zeit in der Schule. Danach dauerte es nicht mehr lange, und ich durfte mit Mama zu Hause bleiben.
Aber davor kam noch der Prüfungstag. Oh Mann, der Prüfungstag! Die Geschichte muss ich auch noch aufschreiben. Und natürlich die über den Tag an der Corinth-Avenue-Schule für Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedürfnissen. Das ist wirklich ein Tag, über den es sich zu schreiben lohnt.
3 Und zufällig sind VERBEN NÄMLICH KEINE TÄTIGKEITSWÖRTER : „Aufhören“ ist ein Tätigkeitswort. Und wenn ich sage: „Ich höre auf“, dann habe ich aufgehört, etwas zu tun. Ich tue rein gar nichts, überhaupt gar nichts. Das hätte ich Mrs Scullery auch gerne gesagt, aber zu diesem Zeitpunkt hatte sie mich schon gründlich satt. Sie hätte gesagt: „Das ist nur Wortspielerei“, und ich hätte geantwortet: „Und was ist so schlimm daran, mit Worten zu spielen? Worte lieben es, wenn man mit ihnen spielt, genauso wie Kinder oder Kätzchen!“ Was sie ganz und gar nicht begriffen hätte und sie nur noch mehr genervt hätte.
Außergewöhnliche Aktivität
Schreibe ein Gedicht, das ein Wort wiederholt und ein Wort wiederholt und ein Wort wiederholt, bis dieses Wort fast gänzlich seine Bedeutung verloren hat.
Es kann nützlich sein, ein Wort zu wählen, das man nicht leiden kann, das einen nervt oder gar ängstigt.
Obwohl ich die Schule verabscheue, denke ich manchmal, dass es sehr interessant wäre, in einer zu arbeiten. Oder vielleicht sogar eine zu leiten.
Dann würde ich in jedem Klassenzimmer ein großes Schild aufhängen:
SARKASMUS
VERBOTEN!
Und ich würde noch ein Schild aufhängen:
WORTSPIELEREIEN
ERLAUBT!!!
Ich würde auch dafür sorgen, dass ein paar interessante Fächer in den Stundenplan aufgenommen werden würden, obwohl ich sie nicht Fächer nennen würde. Denn meine „Außergewöhnlichen Aktivitäten“ sind viel aufregender und produktiver als alle Arbeitsblätter, die von den Mrs Scullerys dieser Welt jemals ausgeteilt wurden und werden.
Hier ist noch eine. Ich vermute, dass noch etliche folgen werden.
Außergewöhnliche Aktivität Nr. 1
am Tag
Berühre mit der Spitze deines Zeigefingers die Spitze deines Daumens und forme so einen Ring. Schaue durch den Ring in den Himmel.* Betrachte die große Leere dort. Denke über diese Leere nach. Warte. Nicht bewegen. Vielleicht ist dort ein winziger Punkt in der Leere, der eine Lerche sein könnte, die singt und so hoch fliegt, dass sie fast nicht mehr zu sehen ist. Vielleicht auch nicht. Vielleicht ist dort tatsächlich bloß Leere. Früher oder später wird ein Vogel für den Bruchteil einer Sekunde in deinem Blickfeld auftauchen und wieder verschwinden. Etwas erscheint im Nichts, und dann ist es wieder weg.
Schau weiter hin. Früher oder später wird ein weiterer Vogel auftauchen und den Platz des ersten einnehmen.
Schau weiter hin.
Vielleicht fliegt auch ein ganzer Schwarm vorbei.
Schau weiter hin. Schau weiter hin. Lass den außergewöhnlichen Himmel in deinen Geist ein. Denke über die Tatsache nach, dass dein Kopf groß genug ist, damit der Himmel hineinpasst. Das ist alles, und es ist kaum der Rede wert. Es gibt keinen Grund, es aufzuschreiben, es sei denn, du möchtest es. Erinnere dich bloß
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