Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe
den Kindern her.«
Nell runzelte die
Stirn, der Sarkasmus war ihr vergangen.
»Kiril ist nach
London aufgebrochen, um ... meine Verwandten zu warnen. Wir werden uns in einem
Monat wieder treffen und dann noch einmal versuchen, mit den Kindern auf den
Kontinent zu fliehen, sollten diese Schurken bis dahin noch nicht gefasst sein.
Aber in der Zwischenzeit brauche ich unbedingt ein sicheres Versteck für die
Kinder.«
Nell biss sich nervös
auf die Unterlippe, eine schlechte Angewohnheit aus ihrer Kindheit, die auch
jetzt noch durchbrach, wenn sie beunruhigt war.
»Haben Sie denn nicht
irgendwo ein Haus, eine Sommerresidenz, so wie die meisten Gentlemen?«
»Natürlich, aber
diese Männer, die hinter uns her sind, werden alle unsere Häuser im Auge
behalten. Und auch die anderen Orte, an denen meine Familie und ich uns häufig
aufhalten. Nein, ich muss irgendwohin, wo sie uns unmöglich vermuten würden.«
Er hatte sie während
dieser Rede nicht aus den Augen gelassen, und auch jetzt ruhte sein Blick auf
ihr, als ob er etwas von ihr erwarten würde ...
Nervös stammelte
Nell: »Ich ... Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
Mikhail zögerte. »Wo
kommen Sie her, Nell?«
Nell blinzelte, dann
schnappte sie nach Luft.
»O nein! Nein, nein
und noch mal nein! Ich würde Ihnen ja gerne helfen, ich glaube, das habe ich
bewiesen, aber das hier kommt überhaupt nicht in Frage! Ich kehre auf keinen
Fall in mein Heimatdorf zurück! Da müssen Sie schon allein hingehen. Ja, das
können Sie, die werden Sie dort mögen mit Ihrem Geld und allem. Aber nicht ich,
nein danke!« Der Gedanke, wieder an diesen grässlichen Ort zurückkehren zu
müssen, brachte sie vollkommen aus der Fassung. Mehr noch als der Angriff der
messerschwingenden Mörder.
»Nell, die Sache ist
ganz einfach. Wir reisen in Ihr Dorf und erzählen jedermann, dass wir
verheiratet sind. Auf diese Weise wird sich keiner darüber wundern, dass wir
zusammenleben. Was die Kinder betrifft, bleiben wir so nahe an der Wahrheit wie
möglich. Sie sind die Kinder meiner kürzlich verstorbenen Schwester, und wir
haben sie adoptiert. Das ist einfach perfekt. Wir verstecken uns einen Monat
lang, und danach, das verspreche ich Ihnen hoch und heilig, kaufe ich Ihnen
irgendwo eine Wohnung, Sie können es sich aussuchen. Und ich werde dafür
sorgen, dass Sie nie wieder arbeiten müssen.«
Ihr war der
Unterkiefer heruntergefallen. Das musste er wohl, denn sie hatte das Gefühl,
dass er ihre Knie berührte.
»Nein.« Sie sagte es
so ruhig wie möglich.
»Es wäre doch nur für
vier Wochen. Was sind schon vier Wochen im Vergleich zum Rest Ihres Lebens,
Nell?«
Sie biss sich auf die
Lippe. Nie wieder die Gouvernante für ein rotzfreches Balg spielen müssen. Aber
dafür zurück ins Dorf?
»Nein. Aber gehen Sie
ruhig, das Cottage meiner Familie gehört immer noch mir. Dort können Sie
bleiben. Es ist nicht groß, aber es wird für Ihre Bedürfnisse reichen.«
Mikhail erhob sich
und fuhr sich mit allen zehn Fingern durch die Haare. »Das wird nicht
funktionieren. Es würde zu viele Fragen geben. Wie soll ich beweisen, dass ich
das Recht habe, in dem Haus zu wohnen? Und wenn sie die Behörden einschalten,
landet das Ganze in der Lokalzeitung, und dann habe ich im Nu unsere Verfolger
wieder auf dem Hals! Nein.«
Ihre Unterlippe tat
mittlerweile schon weh, weil sie ständig darauf herumbiss. »Das tut mir sehr
leid, aber meine Antwort lautet nein.« »Also gut.« Mikhail sah sie ruhig an.
»Und was haben Sie jetzt vor?«
Sie
erbleichte. »Was meinen Sie damit?«
»Ich werde die Kinder
nehmen und in ein paar Stunden von hier aufbrechen. Was werden Sie tun?«
Nell verengte die
Augen, schürzte die Lippen. »Mir fällt schon was ein.«
»Na sicher. Wollen
Sie über den Kanal reisen und versuchen, Ihre Arbeitgeber zu finden?«
Nell wusste, dass
ihre Arbeitgeber sich wahrscheinlich nicht einmal die Mühe gemacht hatten, ihr
Verschwinden dem Kapitän zu melden, geschweige denn, in Rotterdam auf sie zu
warten. »Wahrscheinlich.«
»Das dachte ich mir
schon. Es sind ja auch nur ein paar Stunden bis zum nächsten Hafen. Zu Pferd
natürlich. Ich nehme an, Sie haben genug Geld, um sich ein Pferd zu mieten?«
Er
wusste sehr wohl, dass sie keinen Penny hatte, der Hadessohn!
»Sie sehen nur aus
wie ein Gentleman, aber Sie sind keiner«, stieß sie zwischen zusammengebissenen
Zähnen hervor.
Er
wagte es auch noch zu grinsen!
»Jetzt kommen Sie,
Nell. So schlimm wird es schon nicht. Wie
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