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Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Titel: Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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jungenhaftestes Lächeln, das nie versagte,
wenn es galt, jemanden charmant abzuweisen. Nell runzelte die Stirn. Wieso fiel
ausgerechnet sie nicht auf das herein, was andere nie hinterfragten?
    »Du bist müde,
Mikhail.« Sie erhob sich und trat zu ihm hin. »Schlaf ein bisschen.«
    Ihre Frisur hatte
sich aufgelöst, und ihre Haare hingen ihr über Schultern und Rücken. Wie kam
es, dass sie in diesem zerzausten, müden, staubigen Zustand so unwiderstehlich
aussah? Er musste an ihre gemeinsame Nacht denken, wie sie sich anschließend an
ihn gekuschelt, ihren Kopf auf seine Schulter gebettet hatte und eingeschlafen
war ... Das war so, so ... Es spielte keine Rolle, wie es war!
    Nell liebte George.
Hatte ihn immer geliebt. Und wenn das alles hier vorbei war, würde sie zu ihm
zurückkehren. Vorausgesetzt, der Kerl hatte den Mut sich von seiner
offensichtlich unpassenden Frau scheiden zu lassen.
    »Ich kann nicht sehr
weit sehen. Zumindest weiß ich nicht, ob ich das kann. Aber ein paar Stunden
kann ich uns, denke ich, verschaffen. Ein paar Stunden Rast.«
    Mikhail brauchte
einen Moment, bis er begriff, was sie damit meinte. Überrascht riss er die
Augen auf. Sie erwiderte seinen Blick mit ernster Miene. Er konnte sehen, wie
viel es sie gekostet hatte, das zu sagen.
    Er hatte so viele
Fragen über ihr Talent, er wusste gar nicht, wo er anfangen sollte.
    »Kannst du es denn
kontrollieren?«
    Sie zuckte traurig
mit den Schultern. Wieso war sie so traurig? Er verstand das nicht.
    »Manchmal passiert es
einfach so. Aber normalerweise ... ja, da kann ich voraussehen, wann ... wann ich es
will«
    Mikhail wünschte, er
würde ihr Zögern verstehen, würde verstehen, was sie damit meinte, aber er
hatte ja keine Ahnung, wie es war, in die Zukunft sehen zu können.
    »Was ... Ich meine,
wie funktioniert es?«
    Nell schloss seufzend
die Augen. »Ich weiß nicht, Mikhail. Ich konzentriere mich, und die Zeit
verlangsamt sich, bis sie schließlich stillsteht. Alles ist wie erstarrt, wie
festgefroren. Und dann scheint die Zeit vorwärtszurasen; meistens sehr schnell.
Stimmen und Geräusche, alles verschwimmt, meist kann ich nicht verstehen, was
gesagt wird, aber ich kann sehen, was geschieht. Aber es geht alles so schnell
... Ich weiß nicht, wie ich's anders erklären soll.«
    »Das reicht schon, du
musst nicht mehr sagen.«
    Sie schaute an ihm
vorbei, aus dem Fenster, auf die Landstraße. Er sah, wie ihre Augen schmal
wurden. Konzentrierte sie sich? Erstarrte jetzt alles, auch er? Ein
beunruhigender Gedanke.
    »Zwei Männer werden
die Herberge verlassen, aber niemand sonst kommt«, erklärte Nell einen Moment
später. »Ich weiß nicht, wie weit ich vorausgeschaut habe, es ist schwer für
mich, die Zeit einzuschätzen, aber eine Stunde war es mindestens.« Unsicher
schaute sie zu ihm auf.
    Da kam ihm der
Gedanke, dass ihr das Hellsehen vielleicht Schmerzen bereiten könnte. Er nahm
ihre Hand. »Es tut doch nicht weh, oder?«
    »Was?« Ihr Blick
huschte von seinem Gesicht zu seiner Hand, die die ihre umfasst hielt. »Was
meinst du?«
    Vielleicht versuchte
er ja mehr in ihre Miene zu interpretieren, als vorhanden war. Er war
erschöpft, und ja, er brauchte dringend Schlaf.
    »Es ist nichts. Geh
und leg dich wieder hin, ich werde mich auf den Stuhl setzen.«
    Nell nickte und trat
aufs Bett zu. Ihr Blick fiel auf den kleinen Stuhl in der Ecke. »Dort wirst du
kaum schlafen können.«
    Er hätte ihr gerne
widersprochen, aber sie hatte recht: der kleine wackelige Stuhl schaute nicht
im Geringsten einladend aus. »Na gut, dann lege ich mich eben auf den
Fußboden.«
    »Ach, bei den Hunnen
und ihren Rössern! Das Bett ist groß genug für uns beide. Jetzt ist nicht die
Zeit für irgendwelche Empfindlichkeiten. Wir sind auf der Flucht vor Mördern!«
    Mikhail wusste zwar
nicht, was die Hunnen oder ihre Rösser mit dieser Sache zu tun hatten, sah aber
ein, dass sie recht hatte. Sie hatten ohnehin kaum Zeit zum Ausruhen. Er würde
sich also zu ihr aufs Bett legen und sein Bestes tun, sie nicht zu beachten. So
schwer konnte das nicht sein, er war hundemüde und hätte einen ganzen Tag
durchschlafen können, wenn er nur gedurft hätte.
    Er zog seinen Mantel
aus und ließ ihr einen Augenblick Zeit, um sich einzurichten, dann trat er um
das Bett herum und ließ sich auf der Bettkante nieder. Die Matratze gab unter
seinem Gewicht nach. Er schwang die Füße aufs Bett und legte sich hin, wobei er
ihr aus Rücksicht den Rücken zudrehte. Und so lag

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