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Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Titel: Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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Kleideranprobe gesorgt.
    In einem langen,
dünnen Unterhemd stand sie da, während von einer Schneiderin und deren junger
Assistentin alle möglichen Stoffe um sie drapiert wurden. Wenn sie alles
bedachte, was ihr in den letzten zwei Jahren zugestoßen war, dann war das hier
sicherlich die Krönung der Seltsamkeiten. Vielleicht gab es irgendwo auf dieser
Welt, in irgendeinem fernen Winkel, noch ein mittelloses Aschenputtel, das auf
wundersame Weise in einem Palast landete ... Aber das hier schien ihr beinahe
noch seltsamer.
    »Autsch!«, rief Nell,
die zum dritten Mal gepiekst wurde.
    »Sorry, Miss«,
stammelte das junge Lehrmädchen mit hochroten Wangen. Nell bereute sogleich
ihren Ausruf; sie wollte nicht, dass das Mädchen ihretwegen Schwierigkeiten
bekam.
    »Macht nichts«, sagte
sie rasch.
    Sehen Sie? Ich hab
Ihnen doch gesagt, dass eine Anprobe mit großen Gefahren verbunden ist!«, rief
Lady Violet lachend von ihrem Platz auf dem großen Himmelbett.
    »Ach komm, Violet«,
sagte Angelica vorwurfsvoll und lächelte dem zerknirschten Lehrmädchen
aufmunternd zu »die arme Ashley hat gerade erst angefangen. Sie hat noch nicht
gemerkt, wie nett ihre Chefin ist und dass sie sie wegen ein paar Stichen hie
und da bestimmt nicht bestrafen wird.«
    Erstaunt bemerkte
Nell, wie sich die Schneiderin unter dem Vorwand, den Kleidersaum abstecken zu
wollen, bückte, um ihr Schmunzeln zu verbergen. Aber Nell war froh, dass heute
niemand bestraft werden würde - außer ihr natürlich. Hastig straffte sie ihren
Rücken, bevor noch jemand auf den Gedanken kam, sie erneut wegen ihrer
schlechten Haltung auszuschimpfen.
    Nell hatte sich in
den letzten paar Tagen gut in Angelicas Haushalt eingelebt. Frühmorgens ging
sie gewöhnlich zum Backen in die Küche hinunter, danach saß sie mit den Kindern
im Wohnzimmer oder im Spielzimmer. Zwischendurch im Musikzimmer und später
wieder in der Küche. Die Aufenthalte im Musikzimmer waren immer besonders
schön. Nell hatte noch nie so ausgezeichnete Musikerinnen erlebt, wie Angelica
am Klavier und Violet mit ihrer Geige. Wenn die beiden zusammen spielten, hatte
man das Gefühl, im Himmel zu sein.
    Am glücklichsten
jedoch war sie, wenn sich ihre neuen Freunde zu ihr in die Küche setzten und
ihr beim Kochen oder Backen zusahen. Und was für eine Fülle von Zutaten es hier
gab! Wie viele verschiedene Schüsseln und Töpfe und Pfannen - alles, was ein
Köchinnenherz begehrte. Aber das Backen war ihr dennoch am liebsten. Sie freute
sich wenn Angelica und Violet ihr zusahen, wie sie Marmeladen kochte, Torten
und Törtchen und Biskuitrollen buk. Das Einzige, worüber sich ihre Zuschauer
beschwerten, war, dass jetzt mehr Besucher als je zuvor ins Haus kamen.
    Obwohl im Grunde
niemand etwas dagegen hatte. Selbst der Prinz und Lord Patrick kamen jetzt
öfter nach Hause, um die Törtchen und Sahneschnittchen nicht zu verpassen, wie
sie sagten.
    Nell hätte nicht
glücklicher sein können. Die Kinder waren in Sicherheit, sie hatte neue Freunde
gefunden, schlief in einem wunderschönen Zimmer und hatte jede Menge schöner
Dinge zu tun. Ja, es wäre geradezu perfekt gewesen, hätten sie nicht zwei Dinge
gestört: Lady Denver, die täglich zu Besuch kam, und Mikhail, der fast nie zu
Besuch kam.
    Warum Mikhail sich
vom Haus fernhielt, wusste sie nicht. Vielleicht hatte er ja viel zu tun;
immerhin hatte er sich einen ganzen Monat lang nicht um seine Geschäfte kümmern
können. Oder vielleicht hielt er sich ja gar nicht absichtlich fern, vielleicht
bildete sie sich das bloß ein, weil sie ihn so schrecklich vermisste. Er kam
schließlich wenigstens einmal am Tag vorbei. Aber das Problem war, wenn er kam,
dann verbrachte er ein wenig Zeit mit den Kindern, unterhielt sich mit seiner
Schwester und seiner Cousine und ging dann wieder. Nicht dass er Nell
vollkommen ignorierte, aber ein flüchtiger Gruß war kein Vergleich zu dem, was
früher zwischen ihnen gewesen war.
    »Ach, bei den roten
Riesenameisen des Amazonasbe ckens, jetzt hör schon auf zu jammern!«
    »Nell? Haben Sie was
gesagt?«
    Angelica schien ebenso
verblüfft zu sein wie Violet.
    Nell errötete und
musste sich fieberhaft eine Ausrede überlegen.
    »Ich dachte nur, Sie
sollten besser auf Ihr Haar aufpassen, Angelica. Mitja könnte dran ziehen, und
dann verlieren Sie Ihren hübschen Haarreif.«
    »Ach?« Angelica
strich sich überrascht das Haar zurück. Stirnrunzelnd schien sie einen Moment
zu überlegen, dann sagte sie zur Schneiderin: »Ich

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