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Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe

Titel: Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Hepsen
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tun
hatte, aber alles mit Affektiertheit. Es gab so viele Gründe, diese Frau nicht
zu mögen, dachte Nell, während sie beobachtete, wie sie zwischen den anderen
hochmodischen Damen saß, die ebenfalls zum Tee ins Kourakin-Anwesen gekommen
waren, aber ihre heuchlerische Sorge um die Kinder setzte dem Ganzen die Krone
auf. Erneut hatte Lady Denver sich unter dem Vorwand, »die lieben Kinder« zu
vermissen, eine Einladung zum Tee erschwindelt. Aber obwohl sie nun schon eine
Stunde hier saß, Tee schlürfte und affektiert mit den Wimpern klimperte, hatte
sie die »lieben Kleinen« noch keines Blickes gewürdigt - obwohl beide bei ihren
Müttern auf dem Schoß saßen.
    Du bist doch bloß
neidisch, Nell Witherspoon!, meldete sich ihr schlechtes Gewissen zu
Wort, aber Nell hörte nicht hin. Vielleicht hatte sie ja wirklich nicht das
Recht, die Frau aus dem Haus zu wünschen, besonders, wo sie offenbar bald in
die Familie einheiraten würde - zumindest deutete sie das permanent an, aber
bei Gott, ihre Gründe, Caroline Denver zu verabscheuen, gingen
weit über ihre Gefühle
für Mikhail hinaus.
    Vielleicht,
vielleicht fühlte sie sich ja ein klein wenig betrogen ... Aber das war nur
normal, oder nicht?
    Nein. Sie war
töricht. Er hatte einen Fehler gemacht sie hatten einen Fehler gemacht. Solche
Dinge passierten nun mal im Leben, oder? Fest entschlossen, nicht länger auf
ihre Gefühle zu hören, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die
Unterhaltung der Damen.
    Eine korpulente Dame
mit zwei kreisrunden rosa Rougeflecken auf den Wangen sagte gerade: »Ach,
Prinzessin Kourakin, ich muss Ihnen einfach sagen, wie wunderschön Ihr
Empfangszimmer ist! Sie müssen mir den Namen Ihres
Innendekorateurs geben, Sie müssen einfach!«
    »O ja!«, pflichtete
ihr die Dame zu ihrer Linken zu. »Wissen Sie, manche Damen heutzutage
übertreiben es etwas. Lady Dule, zum Beispiel. Ihre Möblierung war derart
extravagant ... Es hat mich nicht überrascht, von Lady Bloomington zu erfahren,
dass Lady Dule nur über eine äußerst kärgliche Apanage verfügt!«
    Eine dürre Dame mit
dicken Sommersprossen nickte so eifrig, dass Nell schon fürchtete, sie würde
sich den Schildkrötenhals verrenken. Das musste Lady Bloomington sein.
    »Eine äußerst
kärgliche Apanage!«, wiederholte sie wie ein Papagei. »Eine Schande, dass Lady
Dule selbst nicht an ihr Empfangszimmer heranreicht! Aber das tun heutzutage ja
nur so wenige«, schloss sie seufzend.
    Nell konnte nur
mühsam ein Schnauben unterdrücken. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass all die
»Damen« in Begleitung von Lady Denver gekommen waren - die zufälligerweise vergessen hatte, dass sie mit den
Damen verabredet gewesen war, als sie diese Einladung zum Tee annahm, und sie daher einfach mitgebracht hatte -, sie hätte
ihre bisherige gute Meinung über Angelica Kourakin und ihre Cousine revidieren müssen. So, wie die Dinge
lagen, konn ten
jedoch weder die Prinzessin noch Lady Bruce ihre Langeweile ganz verbergen, auch wenn sie
höflich nickten.
    »Dieser Wolsey ist
einfach fantastisch, Prinzessin«, zwitscherte Lady Denver und deutete auf den
Stuhl, in dem sie saß.
    »Danke«, antwortete
Angelica höflich.
    »Genau so einen hab
ich neulich bei Christie's gesehen, und Sie werden mir nicht glauben, wer
darauf geboten hat...«, fuhr Lady Denver mit ihrer Geschichte -
Tratschgeschichte! - fort, aber Nell wollte dem Geschwätz nicht weiter zuhören.
Nicht dass Angelicas Empfangszimmer nicht wunderschön war, denn das war es!
Dicke grüne und blaue Teppiche, Tische aus dunklem Holz, Seidenvorhänge und
cremefarbene Sofas und Sessel - ein Raum, der einer Prinzessin wahrhaft gerecht
wurde. Aber wie man sich so lange über Möbel unterhalten konnte, war Nell ein
Rätsel. Wo es in diesem Zimmer doch weit interessantere Dinge gab, wie zum
Beispiel das Ölgemälde über dem Kamin.
    Abermals huschte
Nells Blick zu besagtem goldgerahmten Bild. Es war eine Landschaftsszene, ein
russischer Winter, wie sie vermutete. Die sinkende Sonne schien bleich über der
schneebedeckten Ebene, und die Äste der vereinzelten kahlen Bäume waren mit
einer dicken Eiskruste überzogen. Nell glaubte die Kälte fast spüren zu können.
    Und inmitten dieser
Weite stand ein einzelner Mann der dem Betrachter den Rücken zugekehrt
hatte. Die Haltung dieses Mannes drückte eine so tiefe Einsamkeit und, ja, Sehnsucht aus ... Nell konnte ihn
verstehen. Ja, sie hatte beinahe das Gefühl, dieser Mann zu sein.
    Unruhig rückte

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