Mind Control
sich erregte Menschengruppen, die sich verängstigt an die herumstehenden Militärangehörigen wandten. Doch die wirkten ebenso erschüttert wie alle übrigen Besucher. Die Übertragung der planetaren Katastrophe lief noch eine Weile, und Nikolaj konnte ebenso wie die beiden Konzerner von Artco Inc. mit ansehen, wie aus dem Collectors-Raumschiff ein stadiongroßer Kubus jagte, der rotierend in die Atmosphäre Betterdays eintauchte und den vielen Rauch förmlich in sich aufsog. Was für eine überlegene Demonstration von Macht! Nikolajs Kehle wurde trocken. Ebenso wie alle übrigen Cafe-Besucher war er längst aufgesprungen.
Vadors Gesicht wurde wieder eingeblendet, doch seine Stimme war aufgrund der Unruhe in der Abfertigungshalle kaum noch zu verstehen. Nikolaj glaubte etwas von einem Sicherheitstreffen der VHR, der Evakuierung irgendwelcher Planeten und dem Aufbau einer Verteidigungsflotte heraushören zu können. Doch er war sich nicht sicher. Himmel, war die Vernichtung Betterdays der Grund für das Auftauchen der Militärschiffe hier über Alpha 2? Wenn die SVR-Übertragung korrekt war, dann war Betterday bereits vor zwei Tagen vernichtet worden. Die Militärs befürchteten doch nicht etwa einen Angriff auf die Erde?
»Wir sollten jetzt gehen!«, schreckte ihn die Stimme des Afrikaners aus den Gedanken. Bitangaro wirkte wie die Ruhe in Person.
»Wissen Sie was, meine Herren?« Nikolaj sah die beiden Männer durch seine Multibrille an. »Ich glaube, mein Unternehmen verzichtet auf einen Erdbesuch. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt scheint es mir sicherer, andere Kolonien aufzusuchen. Möglichst in der entgegengesetzten Richtung von Betterday. Zumindest, bis sichergestellt ist, dass die Collies am Ende nicht auch hier erscheinen.«
»Das geht nicht!« Johnson leckte sich über die spröden Lippen. »Wir, äh, wir haben einen mündlichen Vertrag!«
Nikolaj war sich nun erst recht sicher, dass mit dem Mann etwas nicht stimmte. Unten vor den TransMatt-Schaltern brach eine Prügelei aus. »Mister Johnson, wir haben gar nichts. Außerdem beschleicht mich der Eindruck, dass Ihr Auftreten nicht ganz im Einklang mit den Interessen Ihres Konzerns steht.«
»Wie … wie kommen Sie darauf?«
»Lassen wir die Scharade doch einfach«, knurrte der Afrikaner. Mit raschem Griff hinderte er Nikolaj daran, zu seinem Kom zu greifen. »Sie werden uns jetzt begleiten.« Nikolaj starrte in einen knöchernen Mündungslauf, der aus der rechten Ärmeljacke des Afrikaners ragte. Der Schwarze pflückte Nikolajs Phonestick aus der Jackentasche und zertrat das elegante Gerät kurzerhand unter dem Stiefelabsatz. 1200 Tois waren dahin. Roger würde einen Schreianfall bekommen. »Ich hoffe, Sie wissen, was ich auf Sie gerichtet halte?«
»Ja.« Nikolaj knirschte mit den Zähnen. »Eine Biokolubrine, nehme ich an?«
»Ich sehe, wir verstehen uns.«
Nikolaj kannte Waffen wie diese aus seinem früheren Leben. Die mit Sehnen gespannte Miniaturkanone bestand zur Gänze aus genverändertem menschlichem Gewebe, das von Waffenscannern kaum aufgespürt werden konnte.
Vor allem war sie in der Lage, auf drei Meter Entfernung tödliche Knochenprojektile zu verschießen, die sogar Bretter durchschlagen konnten. Er hatte keine Ahnung, wie gut diese Waffen heutzutage waren.
»Es … es tut mir leid, Herr Poljakow.« Johnson sah Nikolaj flehend an. Die Furcht in seinem Gesicht war jetzt nicht mehr zu übersehen. »Ich bitte Sie, alles zu tun, was Herr Bitangaro Ihnen aufträgt. Sie haben meine Frau in ihrer Gewalt.«
»Und wer sind sie?«
»Das werden Sie schon noch erfahren«, antwortete der Afrikaner.
Bitangaro war ohne Zweifel ein Profi, der Aktionen wie diese nicht zum ersten Mal ausführte. War er auch ein Killer? Nikolaj hatte nicht vor, es herauszufinden. Zumindest nicht, solange Bitangaro die Biokolubrine auf ihn gerichtet hielt. Dabei wusste er sich durchaus zu wehren. Er war in den Straßen der Global City Sankt Petersburg aufgewachsen, und seine einstige Ausbildung tat ihr Übriges. Immerhin, er besaß noch das Kom in seiner Multibrille. Doch im Moment wagte er nicht, es zu aktivieren. Schließlich besaß er auch andere Möglichkeiten.
»Jetzt schlage ich vor, dass sich die Herrschaften hübsch unauffällig in Richtung Halle 3 begeben.« Bitangaro schob Nikolaj und Johnson unsanft vor sich her, bis sie wieder im Treiben der Abfertigungshalle eingetaucht waren. Dort diskutierten die Menschen noch immer erregt über die Vernichtung
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