Mind Control
der Glasfront der Pilotenkanzel sah er einen afrikanischen Piloten. Er wurde von einem Kind begleitet, das sich vornüber gestützt gegen die Scheibe des Helikopters lehnte und mit großen Augen zu ihm herabstarrte. Moment, das war kein Kind! Der Wuchs wies auf einen Erwachsenen hin. Das war ein Pygmäe! Nikolaj war so verblüfft über die Entdeckung, dass er nicht einmal seine MP anhob. Der leicht gepanzerte Heli aus Ultrastahl hatte längst eine beeindruckende Repulsorkanone auf sie ausgerichtet. Nikolaj wusste, wann er verloren hatte.
»Tut mir leid, aber das war’s«, rief er nach hinten.
Langsam erhob er sich und drehte sich mit erhobenen Händen zu Bitangaro um. Der hatte ihnen mit seinem Hover längst den Rückweg abgeschnitten. Die Dipstick über ihnen bewegte sich nicht von der Stelle, und die Repulsorkanone war noch immer auf sie gerichtet.
»Was? Das war’s?«, fuhr ihn Johnson entsetzt an. Noch immer lag Zahnlückes Leichnam auf seinem Schoß. Er schien ihn nicht einmal zu bemerken.
»Da.«
»Ja? Das ist alles, was Sie Dilettant dazu zu sagen haben?«
Nikolaj beachtete Johnson nicht weiter, da Bitangaro und seine Männer absaßen und mit angelegten Waffen einen Halbkreis um ihren Hover bildeten. Die Kämpfer starrten zornig zu ihnen empor, allein Bitangaro wirkte wie die Ruhe in Person. Fast unbekümmert kaute er einen Kaugummi. Die Rechte lag auf seiner Arclight, während er ihnen mit einem lässigen Wink der Linken bedeutete, aus dem Hover zu klettern.
Nikolaj sprang aus dem Fahrerstand, während sich Johnson zitternd unter der Leiche des Afrikaners hervorzwängte und ihm mühsam nachfolgte. Bitangaro beachtete den Konzerner nicht weiter. Stattdessen setzte er seine Sonnenbrille ab und warf einen kurzen Blick auf die Leiche Zahnlückes. Angewidert schürzte er die Lippen, dann winkte er in Richtung der Kampflibelle, und der Heli stieg wieder in den Himmel auf.
Bitangaro trat vor Nikolaj und fixierte ihn. »Poljakow, Poljakow… Für einen Zoodirektor wie Sie war das eben eine reife Leistung. Wirklich, nur wenige schaffen es, mich zu verblüffen. Verraten Sie mir, wo Sie das gelernt haben?«
Nikolaj schwieg.
Bitangaro seufzte theatralisch. »Ihnen ist schon klar, dass ich Sie beide jetzt eigentlich erschießen lassen müsste?«
»Und warum tun Sie es nicht?«, fragte Nikolaj.
Bitangaro hätte schon längst kurzen Prozess machen können. Er wusste es. Bitangaro wusste es. Nur Johnson nicht, der den Afrikaner entsetzt ansah.
»Leider möchte mein Auftraggeber Sie lebend sehen«, antwortete der Afrikaner. Er rückte Nikolaj in falscher Freundlichkeit den Kragen der khakifarbenen Jacke zurecht. »Ich schlage daher vor, dass wir beide noch einmal ganz von vorn anfangen, in Ordnung? Sie erinnern sich, da stand noch die asiatische Begrüßung aus?« Einen Moment lang wirkte es tatsächlich so, als wolle sich Bitangaro vor Nikolaj verneigen. Stattdessen rammte dieser ihm mit Wucht den Schädel ins Gesicht, und es wurde schwarz um ihn.
Nikolaj erwachte mit dem Geschmack von Blut und bitterer Galle auf der Zunge. Um ihn herum war es dunkel, und ein kühler Wind blies ihm ins Gesicht, der nach Staub, Asche und warmer Erde roch. Sein Gehirn hatte die Eindrücke gerade verarbeitet, als ein scharfer Schmerz durch seinen Kopf schoss und ihn endgültig erwachen ließ.
Mit dem Schmerz kam der Brechreiz. Nikolaj würgte und rang nach Atem. Die Wirkung des Neuroleptikums hatte nachgelassen. Alles deutete darauf hin, dass er sich inmitten einer größeren Gruppe von Menschen befand.
Stöhnend versuchte er sich aufzurichten, doch seine Rechte glitt in einer Lache säuerlich riechenden Schleims aus.
Erbrochenes. Sein Erbrochenes.
Nikolaj schüttelte benommen den Kopf. Bunte Schlieren tanzten vor seinen Augen. Abermals rang er nach Luft und wischte sich die Finger lahm am Untergrund ab. Gestein. Wo war er? Sein linkes Brillenglas hatte einen Sprung abbekommen, und seltsamerweise hatte das verbliebene Glas auf Nachtsicht umgeschaltet. Doch angesichts der rasenden Kopfschmerzen konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Abermals würgte er, doch sein Magen war längst leer. Keuchend versuchte er, auf die Beine zu kommen. Er schaffte es nicht einmal bis auf halbe Höhe, da versagten ihm die Kräfte. Wie ein angeschossenes Tier brach er wieder zusammen. Jemand lachte. Seltsam verzerrt rollte das Lachen durch seinen Schädel und steigerte sich zu einem hallenden Crescendo, das ihn schier rasend machte. Na, ist es
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