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Mind Control

Mind Control

Titel: Mind Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Flinn
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jetzt so weit?, glaubte er von irgendwoher die Stimme seines Partners zu hören. Geht es jetzt ans Ende?
    »Partner, bist du das?«, stöhnte Nikolaj. Stehen Sie auf, Sotnik!, brüllte eine andere Stimme in seinem Kopf. Für einen Versager haben wir in der glorreichen russischen Armee keinen Platz!
    Das war die Stimme seines Ausbilders. Aber General Smirnow lebte nicht mehr. Er war schon lange tot. Wurde er jetzt irre wie so viele andere vor ihm?
    Am Rande seines Verstands mischte sich ein wüster Kosakenchor in das laute Lachen, der lärmend das Wolga-Lied schmetterte. »Aufhören!«, keuchte Nikloaj. »Bitte … aufhören!«

    Nur am Rande bekam er mit, wie er fahrig nach etwas Unsichtbaren schlug. Doch da war nichts. Das hallende Gelächter ging über in lärmendes Rauschen, das wie fallende Wasser klang. Das Rauschen des Interims?
    Aus dem Rauschen schälte sich die temporeiche Melodie des Korobeiniki, die sein Bewusstsein ausfüllte wie blecherner Lärm eine leere Tanzhalle. Wie lange schon hatte er die alte russische Volksweise nicht mehr gehört?
    Er kicherte.
    Jemand packte ihn und zerrte ihn in eine aufrechte Position. Nikolaj schwindelte, doch er konnte nicht aufhören zu lachen. Sein Körper schüttelte sich in spastischen Krämpfen und weigerte sich, stillzuhalten. Selbst der plötzlich aufflammende Schmerz an seinem Hals änderte nichts daran. Nikolaj lachte und schüttelte sich - bis die Geräusche in seinem Kopf endlich abebbten und einer bleiernen Ruhe Platz machten. Allein das Lachen blieb. Und dieses Lachen war nicht das seine.
    »Poljakow«, dröhne Bitangaros Stimme durch seinen Verstand. »Sie sind ja ein viel ärmeres Schwein, als ich dachte! Sie haben sich sogar eingepisst! Schämen Sie sich denn gar nicht?«
    Erstmals spürte Nikolaj die Nässe, die sich in seiner Hose ausgebreitet hatte. Zusammen mit seiner Kotze musste er einen mehr als unwürdigen Anblick bieten. Die Auswirkung des Interim-Syndroms. Es war schon längere Zeit her, dass er von so einem schlimmen Anfall wie eben heimgesucht worden war.
    Bitangaro hielt einen Diffusor in Händen und lachte noch immer. Nikolaj war fast dankbar für das Neuroleptikum, das ihm der Afrikaner gespritzt hatte.
    »Sie stinken«, höhnte der Schwarze.
    »Sie haben damit sicher so Ihre eigenen Erfahrungen …«, krächzte Nikolaj.
    »Und immer noch der alte Witzbold«, erwiderte sein Gegenüber. »Wenn Sie möchten, besorge ich Ihnen eine Windel und führe Sie damit ein wenig in Bangui herum. Ich denke, damit wäre dann auch der afrikanischen Gastfreundschaft Genüge getan.«
    Ferner Jubel brandete auf, der Nikolajs Kopf zum Klingen brachte. Er verzog das Gesicht und sah sich um. Er befand sich im Eingangsbereich einer großen, natürlich geformten Höhle. Sie lag etwas erhöht inmitten einer schroff abfallenden Felsformation, und man konnte von hier aus auf eine von Fackeln beleuchtete Savanne mit vereinzelten Krüppelbäumen blicken. Sterne funkelten zwischen den Wolken, und fahler Mondschein beschien eine riesige Menschenmenge, die sich in ein oder zwei Kilometern Entfernung um einen seltsam geformten Felsen eingefunden hatte. Wie viele Leute mochten sich da unten aufhalten? Eintausend? Zweitausend? Nikolaj blinzelte.
    Sofort zoomte das intakte Glas seiner Brille den Ausschnitt näher heran. Das war kein Fels - das war ein altes rostiges Frachtschiff, das verloren im Irgendwo der afrikanischen Steppe lag. Ein von mehreren Bewaffneten flankierter Mann in dunkler Kutte stand von Scheinwerfern angestrahlt und mit einem Mikro in den Händen oben an der Reling des alten Kahns und sprach zu den Massen. Niklolaj sah über die Schulter und kämpfte den Schwindel nieder. Die Höhle selbst war in ein beunruhigendes Halbdunkel getaucht. Irgendwo war elektronisches Summen zu hören, und er konnte vor den Felswänden afrikanische Söldner ausmachen, die mobile Kontrollkonsolen im Blick behielten. Endlich entdeckte er Johnson. Der Konzerner hockte gefesselt an der Wand gegenüber und starrte ihn müde an.
    »Was geht da draußen vor sich?« Schwerfällig deutete Nikolaj in die Nacht.
    »Oh, dort spricht der Sanusi zu den Ärmsten der Armen.« Bitangaro wirkte wie euphorisiert.
    »Sanusi?«
    »Zulu, Poljakow. König Zulu! Unser Herrscher. Er war es, der mich damit beauftragt hat, Sie hierher zu bringen.«
    »Wollen Sie mich verarschen?«, stöhnte Nikolaj. »Warum sollte Ihr verdammter Zulu ausgerechnet an mir Interesse haben?« Endlich schaffte er es, sich an der

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