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Mind Control

Mind Control

Titel: Mind Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Flinn
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ordern konnte. Am Nachthimmel glitten die ersten Shuttles und Antigrav-Jachten über den Himmel.
    Nikolaj lehnte sich zurück und rief auf seinem Brillendisplay die Hauspläne auf. Die nächste Stunde verbrachte er damit, sich diese einzuprägen, während nach und nach die Superreichen von Lantis Island erschienen. Stimmgewirr und manieriertes Gelächter erfüllten die Nacht. Man begrüßte sich mit angedeuteten Wangenküssen, und langsam füllten sich die Sitzreihen mit Männern im Smoking und Frauen in sündhaft teuren Kleidern, die der neuesten Mode von mindestens einem Dutzend Welten entsprachen. Unter den Gästen entdeckte Nikolaj sogar zwei Heavies sowie einen Eulen-Beta, dem es offenbar nicht nur gelungen war, sich von seinem Konzern freizukaufen, sondern der es auch zu sagenhaftem Reichtum gebracht hatte.
    Schließlich ertönte ein leises Klingeln. Die übrig gebliebenen Plätze füllten sich, und rings um das Freilichttheater nahm eine Heerschar Bodyguards Aufstellung. Allein die Sitzplätze unmittelbar neben Nikolaj blieben leer - auch das hielt er kaum mehr für einen Zufall. Erstmals konnte er einen Blick auf Müller erhaschen, der weiter hinten damit beschäftigt war, Gästen die Hand zu schütteln. In Begleitung zweier Konzerner und ihrer Frauen bestieg er eine der Antigrav-Logen, die schräg nach oben zum Himmel aufstieg, bis sie ihren Platz über den Köpfen der Gäste eingenommen hatte. Nikolaj verlor Müller aus dem Blick, aber er hatte inzwischen auch andere Probleme, denn ohne sein Neuroleptikum ertrug er die vielen Menschen nicht. Je mehr sich die Reihen füllten, desto stärker wurde das Pochen hinter seiner Stirn. Ein Gefühl, das sich wie Migräne anschlich und von dem Nikolaj wusste, dass es im Laufe der kommenden Stunden schlimmer werden würde. So lange, bis er vor Schmerzen nur noch schreien konnte. Auch der Hakenwurm in seinem Gedärm rührte sich, denn ihm wurde leicht übel. Verdammtes Interim-Syndrom! Heilung gab es keine, nur Verschlechterung. Selbst der Umstand, dass er zeitweise eine Möglichkeit gefunden hatte, ohne Medikamente zu leben, machte das Gefühl nicht besser. Hastig nahm er einen Schluck Wasser und unterdrückte den Impuls, sich den Pen doch noch zu setzen. Er brauchte gleich alle Fähigkeiten, die er besaß. Unvermittelt erloschen die Lichter, und die Gespräche um ihn herum verstummten.
    Dann erschien sie!
    Inmitten mehrerer Lichtkegel betrat Chu Jiang die Bühne. Sie trug jetzt ein blaues Kleid mit kleinem Stehkragen und schritt zu einem Instrumentenständer, der vor der stellaren Holokulisse im Raum zu schweben schien. Applaus brandete auf, der Nikolajs Ohren zum Klingeln brachte. Die Chinesin verneigte sich mit den Händen vor dem Gesicht, griff zum Bogen und dann zu einer sonderbar geformten Violine aus golden schimmerndem Xeno-Holz, das über ein ausufernd langes Griffbrett mit schräg aufliegenden Saiten verfügte. Der Klangkörper des nachgebauten Ancient-Instruments ähnelte unten mehr einer schlanken Amphore denn einer richtigen Violine. Er verengte sich in der Mitte aber auf vertraute Weise, nur um zum Griff hin in einem auf dem Kopf stehenden Korpus mit Dreiecksform auszulaufen.
    Bereits der erste Strich der Chinesin rief beim Publikum wohlige Gänsehaut hervor. Ihr Spiel begann leicht und träumerisch, so als wollte sie eine zarte Liebesgeschichte erzählen, steigerte sich dann aber zu einem Klangreichtum, der eine unheimliche, fast sakrale Atmosphäre heraufbeschwor. Nikolaj erkannte das Auftaktstück sofort: »Stardust«! Niemand wusste, welche Stücke die Uralten wirklich auf ihren Instrumenten gespielt hatten, doch Chu Jiangs Eigenkomposition beschwor die Schönheit der kosmischen Weiten herauf. Dabei stellte sie eine atemberaubende Virtuosität unter Beweis. Harmonische Strukturen, die wie das Rauschen des Interims klangen, wechselten mit barbarisch heftigen Strichen zu einem Rhythmus, aus dem man das Klopfen der Pulsare herauszuhören glaubte. Ein Klangerlebnis, das von beeindruckenden holografischen Effekten untermalt wurde. Am Nachthimmel ging scheinbar ein Meteoritenregen auf die Zuschauer nieder, in der Ferne explodierte eine Supernova, und rechts von ihnen stürzte ein Planet spektakulär in eine rote Sonne. Chu Jiang fand sogar die Zeit, mit dem Publikum zu kokettieren. Dieses schwelgte in wunderbaren Tönen und übte sich in kollektivem Atemanhalten.
    Nikolaj zoomte den Anblick der Chinesin näher heran und runzelte die Stirn. Zum ersten Mal

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