Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
erreichen, dass störende Gedanken sofort unterbrochen werden und Entspannung einkehrt. Sie sind wieder im sicheren Hier und Jetzt.
Der amerikanische Psychiater Stanley H. Block nennt die Technik, aus einem belastenden Gedanken in Körperempfindungen zu wechseln, »bridging«. [25] Wir bauen in diesem Moment, wenn wir die Übung machen, eine Brücke heraus aus unserem gedanklichen Gruselkabinett hinein in die Wirklichkeit.
Block empfiehlt sogar, dann, wenn man sich nicht in der Lage sieht, in den eigenen Körper hineinzuspüren, einfach den Stoff der eigenen Kleidung bewusst zu berühren und wahrzunehmen, wie er sich anfühlt. Ist er rauh? Ist er weich? Fließend oder fest? Das alles sind Notfallmaßnahmen, die eine sofortige Wirkung zeigen und den Geist wieder frei machen.
Die Amerikanerin Byron Katie [26] empfiehlt, sich direkt im Raum oder in der Umgebung umzusehen, um sich zu vergegenwärtigen, dass man sicher und alles gut ist. Gerade dann, wenn wir Katastrophen- MINDFUCK betreiben und uns selbst Angst machen, sind das »Erden« im eigenen Körper, das Fühlen von Gegenständen und das genaue Betrachten unserer sicheren Umgebung sehr wirkungsvolle Sofortmaßnahmen. Unser eigener Körper ist also bei der Bekämpfung von
MINDFUCK
unser Freund und Helfer. Wir verspannen ihn mit schlechten Gedanken, aber wir können mit nicht bewertender Aufmerksamkeit auf ihn auch erreichen, dass wir unseren Gedankenmüll stoppen und uns wieder entspannen. In einem entspannten Körper fällt gutes Denken dann wieder leichter als in einem verkrampften.
Ablenken mit der Gedankeninsel
Eine eigene Gedankeninsel kann ein Retter in
MINDFUCK
-Not sein. Wir nutzen damit die Macht unserer Phantasie auf eine sehr schöne Art und Weise. Was ist eine Gedankeninsel? Sie ist die Vorstellung von einem Ort, an den Sie sich gerne zurückziehen. An diesen Ort denken Sie dann, wenn Sie bestimmte Gedanken loswerden wollen. Meine Gedankeninsel ist zum Beispiel ein bestimmter Wanderweg in Südtirol, den ich schon als Kind gerne gegangen bin. Ich stelle mir den Weg dann ganz genau vor. Ich kenne jede Biegung und freue mich innerlich auf den nächsten Ausblick.
Andere schlendern gedanklich in einem wundervollen Garten herum oder stellen sich eine Fahrt auf einem Segelboot, eine schattige Terrasse in Südfrankreich oder etwas anderes Angenehmes vor. Wie so oft verstärkt sich auch hier die Wirkung, wenn wir uns diesen Ort mit möglichst allen unseren Sinnen vorstellen. Wie riecht es dort? Wie warm ist es? Weht ein leichter Wind? Wie ist das Wetter? Zwitschern die Vögel? Summt eine Biene vorbei? Was höre ich? Wir nehmen wiederum den Körper mit allen sinnlichen Wahrnehmungsfähigkeiten zu Hilfe, um uns von störenden Gedanken abzulenken. Und es funktioniert.
Die Perspektive wechseln
Viele Menschen klagen über
MINDFUCK
-Attacken, wenn sie mit anderen Menschen zusammen sind. Besonders jene, die nicht gerne »Smalltalk« betreiben, berichten im Coaching häufig von Erfahrungen wie diesen: »Mir gehen in Smalltalk-Situationen mit fremden Menschen die dümmsten Gedanken durch den Kopf. Ich bilde mir dann ein, die anderen beobachten mich und bewerten mich, und dann beobachte und bewerte ich mich ebenfalls. Manchmal werde ich dann purpurrot im Gesicht oder fange an zu schwitzen. Schrecklich!«
Wenn wir also selbstsabotierend unterwegs sind, sind wir vor allem mit uns selbst und der Beobachtung unseres eigenen Verhaltens beschäftigt. Was hilft gegen diesen Gedankenmüll? Die Perspektive zu wechseln und sich auf andere zu konzentrieren. Ich rate schüchternen Menschen, sich voll und ganz auf andere zu »stürzen« und sich hemmungslos für sie zu interessieren. Eine kleine Übung mit verblüffenden Resultaten. In dem Moment, in dem wir uns fragen, wie ein anderer wohl tickt, was ihn beschäftigt, wer er ist etc., können unsere Gedanken nicht mehr um uns selbst und unsere Befindlichkeiten kreisen. Darüber hinaus werden wir sofort für andere sympathisch – denn das knappste Gut unserer Zeit ist Aufmerksamkeit. Menschen, die sich für andere interessieren, bekommen viel mehr positive Zuwendung als die, die vor allem mit sich beschäftigt sind und sich entweder selbst beweihräuchern oder selbst abwerten.
Umgekehrt hilft die gleiche Strategie des Perspektivenwechsels, wenn wir uns zu sehr im Außen aufhalten und uns grenzenlos von anderen Menschen, deren Stimmungen oder Anforderungen aufsaugen lassen. Dann hilft die Konzentration auf sich
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