Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
selbst, um aus dieser Selbstsabotage rauszukommen. Wir können unsere Aufmerksamkeit dann entweder auf unser Körpergefühl richten oder uns bewusst selbst fragen, wie wir die Situation um uns herum im Moment gerade finden, wie es uns im Leben geht und was wir machen wollen, wenn wir aus dieser blöden Situation wieder raus sind. Dieses bewusst initiierte Paralleldenken bringt uns wieder in Kontakt mit uns selbst.
Eine Klientin berichtete mir einmal, sie könne sich so über ihren Chef ärgern, dass sie wie ein Rumpelstilzchen im Büro auf und ab laufe und in ihrem Kopf wüste Beschimpfungen ausstoße. Ich bat sie, sich beim nächsten Mal vorzustellen, sie könne sich in ihrer Wut von außen beobachten. Beim nächsten Coaching erzählte sie mir daraufhin, dass sie bei ihrem nächsten Wutanfall in lautes Lachen ausgebrochen sei und sich sofort beruhigt habe. Sie sprach in der Zukunft die Dinge lieber mit ihrem Chef direkt an, statt sich selbst bei ihren Rumpelstilzchen-Aktionen zusehen zu müssen.
Wessen Angelegenheit ist es?
Ebenfalls von Byron Katie stammt eine Reihe von speziellen Fragen, die uns helfen, wenn wir uns über irgendetwas aufregen, das uns im Grunde nichts angeht oder das wir nicht beeinflussen können.
Hier zum Beispiel zwei ganz unterschiedliche Situationen. Die erste: Eine Freundin lässt sich mal wieder mit dem Mann ein, der sie bisher nur leiden hat lassen. Sie haben sich schon oft darüber aufgeregt. Nun die Fragereihe, die uns sofort wieder auf den Boden der Tatsachen kommen lässt: Wessen Angelegenheit ist das? Ihre eigene? Die Ihrer Freundin? Oder die Angelegenheit Gottes oder des Universums, wenn Sie so wollen? Natürlich ist es in unserer erfundenen Situation hier die Angelegenheit Ihrer Freundin, mit wem sie sich trifft. Sie können sich also entspannen und überlegen, was Sie Schönes mit Ihrem Tag anfangen wollen. Mit Sicherheit werden Sie von Ihrer Freundin wieder spannende Geschichten hören.
Ganz anders stellt sich die Situation im nächsten Beispiel dar: Sie regen sich auf, dass Sie wieder von selbst keine Gehaltserhöhung bekommen haben. Wessen Angelegenheit ist es? Ihre? Die Ihres Chefs oder die des Universums? Richtig: Es ist Ihre Angelegenheit, sich darum zu kümmern und das Thema anzusprechen. Raus aus dem Kind-Ich, rein ins Erwachsenenleben: das Gehaltsgespräch vorbereiten und mutig zur Tat schreiten.
Selbstverständlich können wir uns auch für Dinge einsetzen und über Sachen aufregen, die nicht von uns selbst verursacht werden. Viele Menschen engagieren sich, gerade wenn es um Hilfe für andere geht, oft sogar massiv, wie sich immer wieder nach Naturkatastrophen wie zum Beispiel dem Erdbeben in Haiti 2010 zeigt. Doch im täglichen Zusammenleben gibt es immer wieder Situationen, in denen es sich lohnt zu prüfen, ob die Ursache echtes Engagement oder Selbstverleugnungs - bzw. Katastrophen- MINDFUCK ist. Wenn das Helfenwollen zur Selbstverleugnung und Selbstschädigung führt oder sich gar zum Helfer-Syndrom steigert, führen wir einen ungleichen Kampf, den wir mit wertvoller Lebenszeit bezahlen. Aber mit einer ausgewogenen, echten Zuwendung zu anderen und uns selbst sorgen wir für mehr Lebensqualität für uns und unser Umfeld.
Timothy Gallwey empfiehlt, uns selbst zu fragen, unter wessen Kontrolle eine Angelegenheit ist. Vor einigen Jahren coachte ich eine Frau, deren Sohn unbedingt zu einer recht riskanten Sondereinheit der Polizei gehen wollte. Sie kam zu mir und wollte wissen, wie sie ihren Sohn davon abhalten könne, zu dieser Einheit zu gehen. Ihr Sohn war gerade 18 geworden und konnte rechtlich nun selbst entscheiden. Ich fragte sie, unter wessen Kontrolle es sei, zu dieser Einheit zu gehen oder nicht. Es war klar: Es war die Angelegenheit ihres Sohnes, und es war unter seiner Kontrolle. Ich fragte sie, was sie meine, selbst unter Kontrolle zu haben. Sie überlegte und kam zu dem Schluss: »Ich habe unter Kontrolle, wie ich darauf reagiere.« Sie lernte aus ihrem Thema, dass sie loslassen und einen Umgang mit riskanten Lebensentscheidungen ihres Sohnes finden musste. Das Interessante war: Nachdem sie den Widerstand aufgegeben hatte, entschied sich ihr Sohn von selbst für eine andere, weitaus weniger gefährliche Polizeieinheit.
Viele
MINDFUCK
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entstehen, weil wir denken, etwas kontrollieren zu müssen, was wir nicht kontrollieren können, oder weil wir – im Gegenteil – etwas nicht kontrollieren, was wir eigentlich kontrollieren müssten. Wenn wir
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