Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
gehabt, bevor Bach weggerufen worden war. »Für alles, was nötig ist.«
Er nickte wieder und kam auf die Beine. »Ich sollte jetzt gehen. Ich schicke nachher jemanden, der Sie abholt – und in mein Büro begleitet. Da treffen wir uns. Aber es dauert noch ein bisschen. Wir haben noch andere Sachen zu besprechen, bevor wir zu Nika kommen.«
»Ich wüsste gern, was das für Sirenen waren«, fragte Anna und stand ebenfalls auf. »Vorhin.«
»Wir hatten einen Vorfall.« Seine Antwort war so vage, wie sie erwartet hatte. Aber dann überraschte er sie, indem er hinzufügte: »Einen sehr unglücklichen. Der Mann, den Mac auf den Satellitenbildern erkannt hat …«
»Rickie Littleton«, steuerte Anne bei. Sie blickte sich kurz nach dem Computer um. Das war der nächste Name, nach dem sie hatte suchen wollen.
Bach nickte. »Er ist ein kleiner Drogendealer«, sagte er. »Spezialisiert auf Destiny. Mac und Diaz haben ihn gefunden und hergebracht, damit ich einen kleinen Spaziergang durch sein Gedächtnis mache, um vielleicht herauszufinden, was er mit Ihrer Schwester gemacht hat. Aber das Sicherheitsteam hat nicht gewusst – keinem von uns war das klar –, dass Destiny heute als etwas verpackt und verkauft wird, das täuschend einem Epi-Pen ähnelt.«
»Einem was?«
»Menschen mit schweren Allergien, zum Beispiel gegen Bienenstiche oder Erdnussbutter, die tragen so was bei sich. Es ist ein Gerät, mit dem man sich leicht Medikamente injizieren kann. Man drückt sie sich in den Oberschenkel.« Er lächelte grimmig. »Genau, unser Leben wurde uns gerade noch viel schwerer gemacht. Die meisten Menschen schrecken davor zurück, sich eine Droge mit einer Nadel in die Vene zu spritzen. Aber mit so einem Injektionsgerät … Das macht die Sache viel leichter.«
»Und Littleton hatte einen dabei und hat Destiny genommen?«
Bach nickte. »Er war eine wandelnde Apotheke, und fast sein ganzer Vorrat wurde konfisziert. Eine Frau von den Wachleuten, die ihn durchsucht hat, hat ein Kind mit einer Schalentier-Allergie, und sie dachte, die Epi-Pens – er hatte zwei Stück – bräuchte er aus medizinischen Gründen. Also ließ sie sie in seiner Tasche, und er hat beide genommen. Er hat sicherlich gehofft, dass ihm das die Kraft verleiht, um auszubrechen. Stattdessen hat er den Joker gemacht.«
Oh Gott. »Wurde jemand verletzt?«, fragte Anna.
Bach nickte. »Er selbst . Er wurde bei unserem Versuch, ihn zu überwältigen, getötet.«
»Also bleibt uns nur noch Devon Caine«, vermutete sie, und ihr Magen schnürte sich zusammen.
»So ist es«, stimmte er zu.
Anna warf wieder einen Blick auf den Computerbildschirm und die Liste der Sexualstraftäter – von der Bach zweifellos gewollt hatte, dass sie sie fand. Er war niemand, der eine Computerstation achtlos offen ließ.
»Was kann ich tun, um zu helfen?«, fragte sie. »Anstatt hier nur herumzusitzen und zu warten, kann ich den Computer benutzen und versuchen, den Mann aus Nikas Projektion zu identifizieren – den mit den Narben im Gesicht.«
Bach lächelte, und sie hatte das Gefühl, dass er mit genau dieser Frage gerechnet hatte.
»Bitte«, sagte er. »Die Analyse ist überlastet, und … Sie haben Dinge gesehen, die die nicht gesehen haben.«
Sie hatte sich schon wieder dem Computer zugewandt, saß davor und tippte die Worte »Unfallopfer mit Entstellungen des Gesichts« in die Suchmaschine.
»Wir sehen uns gleich«, sagte Bach, und sie hörte das Klicken der Tür, als er rausging.
Elliot nahm beim ersten Klingeln ab. »Mac, was zum Geier? Wo in aller Welt bist du?«
»Im St. Elizabeth’s Medical Center«, sagte sie, während sie sich im Wartezimmer aus der Hörweite einer Mutter mit einem übel hustenden Kind entfernte. »Was zum Geier ich hier mache, ist irrelevant –«
»Für dich vielleicht«, unterbrach er sie. »Aber bestimmt nicht für Dr. Bach und –«
Bach würde wieder mal von ihr enttäuscht sein, blablabla. Mac liebte Elliot, wirklich, aber ach, die konnten sie mal . Sie fiel ihm ins Wort. »Hier ist ein Achtzigjähriger in der Notaufnahme, und ich bin zu neunundneunzig Prozent sicher, dass er kürzlich als Crashtest-Dummy für das JLG Arzneimittellabor hergehalten hat. Und ich bin zu neunundneunzig Prozent sicher, dass das Arzneimittel, das sie heute an ihm getestet haben, Destiny war. Ich weiß nicht, ob er den Joker gemacht hat oder was, aber ich weiß eins: Wenn er irgendeine Chance hat zu überleben, dann nur, wenn du aufhörst Fragen zu
Weitere Kostenlose Bücher