Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
konnte sie nichts erkennen.
Sie war festgebunden – Fesseln fixierten ihre Arme und Beine. Als sie sich zu rühren versuchte, wusste sie, dass ihre Entführer es ernst meinten. Sie würde erst loskommen, wenn sie sie freiließen.
Ihre Füße waren nackt – sie konnte das Gewicht und den Stoff einer leichten Decke spüren, mit der sie zugedeckt worden war. Und dann merkte sie, dass ihre Kleidung weg war. Soweit sie mit der eingeschränkten Bewegungsfreiheit ihrer Hände feststellen konnte, trug sie eine Art Baumwollnachthemd, das bis zu den Oberschenkeln reichte.
Anna.
Anna erstarrte, als sie die Stimme erkannte, die in ihren Kopf projizierte, wie Bach es genannt hatte.
Willkommen in deinem neuen Zuhause.
Zuvor hatte die Stimme drängend und überzeugend ängstlich geklungen. Aber jetzt war sie – wer immer sie war – unterschwellig spöttisch und verächtlich.
Wer bist du?, fragte Anna und unterdrückte ihre naheliegenden Gedanken. Du hast mich ausgetrickst, du Miststück .
Mein Name ist nicht wichtig. Fast so irrelevant, wie du es sein wirst, wenn der Vorstand deine Blutergebnisse sieht. Der ganze Aufwand für nichts. Sie machte ein abwertendes Geräusch mit der Zunge.
Wenn ich irrelevant bin, sandte Anna zurück, dann lasst uns gehen.
Ich gebe dir einen heißen Tipp, Mädel. Verlang das niemals. Wir lassen Leute nicht gehen . Wir äschern sie ein und entsorgen sie mit dem Hausmüll. Das machen wir täglich – pass auf, dass es dich nicht trifft.
Wo ist Nika?, versuchte es Anna. Ich will meine Schwester sehen.
Hallo? Wer von uns beiden ist in einem dunklen Raum an ein Bett gefesselt? Ich jedenfalls nicht. Und damit bist du diejenige, die keine Forderungen zu stellen hat. Also weck deine kleine Freundin auf und sag ihr, sie soll ihre mentalen Blockaden und Schilde runterfahren, damit ich direkt mit ihr kommunizieren kann. Oh, und sag ihr, wenn sie ihre geheimen Superkräfte gegen mich oder irgendjemand anderen, der den Raum betritt, einsetzt – auf welche Weise auch immer –, werdet ihr beide sofort umgebracht. Ende der Durchsage.
Und damit war das Mädchen verschwunden und ließ Anna mit dem Geräusch ihrer eigenen unregelmäßigen Atemzüge zurück, während sie sich immer noch bemühte, etwas zu sehen, irgendwas in der Dunkelheit.
Ihr war gerade mitgeteilt worden, dass Mac sich mit ihr im Raum befand, aber sie konnte die Groß-Than nicht atmen hören.
»Mac?«
Stille.
Vor Annas geistigem Auge blitzte eine Erinnerung auf. Der Hubschrauber, die Männer, die Maschinengewehre – Mac, die getroffen wurde.
»Oh Gott, bist du verletzt? Kannst du mich hören? Mac? Mac! Mac! «
Sie wäre selbst nicht gerne so geweckt worden, aber ihre Panik ließ sie immer lauter werden, und schließlich hörte sie, wie sich am anderen Ende des Raumes die Groß-Than rührte.
»Was in aller Welt …?«, hörte sie Mac sagen, und dann, wie sie an ihren Fesseln zerrte und rüttelte. »Was zum Henker …?«
»Mac, ich bin’s«, sagte Anna. »Anna. Ich bin mit dir hier gefangen. Das Mädchen – das mich am OI kontaktiert hat und diese Nachricht projiziert hat … Sie sagt, du sollst deine mentalen Schutzschilde runterfahren, damit sie mit dir kommunizieren kann. Sie sagt, wenn du irgendwem mit deinen Kräften Schaden zufügst oder dich irgendwie wehrst –«
»Scheiß. Drauf.« Anna hörte knallende Geräusche von Macs Fesseln, die entweder gelöst oder schlichtweg zerrissen wurden.
Sie hörte ein Geräusch, das von Mac stammen musste, die aus dem Krankenhausbett stieg, ihre nackten Füße auf dem Boden. Sie musste gegen irgendwas gestoßen sein – ein anderes Bett –, denn sie fluchte, und dann hörte Anna klatschende Geräusche, während Mac murmelte: »Irgendwo hier muss doch der Scheißlichtschalter sein.«
Und dann gingen die Deckenlampen an – feierlich und grell – und Anna musste blinzeln, als sie den Kopf hob und Mac an der Tür erblickte.
Und tatsächlich, wie Anna trug sie ein Krankenhaushemd, das hinten gebunden war. Ihr Haar war mit Blut verkrustet, sie griff sich an den Kopf und zuckte zusammen. Ihre Finger wurden rot und nass vom Blut. Sie musste am OI von einer Kugel gestreift worden sein.
»Mac, sie hat das ernst gemeint«, beharrte Anna. »Die bringen uns um. Du musst dich wieder in dieses Bett legen.«
»Das kann ich nicht. Wenn wir hier nur rumsitzen, kommt Shane und versucht mich zu retten und riskiert seinen Fraktionierten-Arsch.« Stattdessen testete Mac die Tür. Aber die ging
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