Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

durfte, boten Sie ihm an, ihn den Hügel hinaufzufahren.
    Was er abgelehnt hatte, denn er wollte nicht zu schnell dort ankommen. Er wusste immer noch nicht, was er zu Mac sagen sollte, wenn er sie wiedersah. Ob er überhaupt etwas sagen sollte außer Guten Morgen.
    Doch die Enttäuschung vom Morgen war mit einem Schlag verflogen, als er mit ansah, wie der Helikopter angriff und Mac – schon wieder – angeschossen wurde.
    Angeschossen und entführt, zusammen mit Anna Taylor.
    Er rannte schreiend auf sie zu – und erntete einen Kugelhagel. Aber er hatte Glück und konnte ausweichen, indem er sich auf den Boden warf und abrollte.
    Aber Stephen Diaz war getroffen worden, und, großer Gott, der Mann sah furchtbar aus. Elliot kniete bereits neben ihm und arbeitete schweigend daran, die Blutung zu stillen. Shane half auch, indem er sein eigenes, geborgtes T-Shirt zerriss und damit den Fluss zu hemmen versuchte.
    Er hatte auf diversen Schlachtfeldern auf der Welt schon etliche tödliche Wunden gesehen, und diese war zweifellos lebensbedrohlich. Wäre kein Krankenhaus in der Nähe gewesen, wäre es unbestreitbar Zeit gewesen, ihm Morphium zu verabreichen, um dem Mann seine letzten Momente auf der Erde erträglicher zu machen. Aber die Krankenstation war direkt im Gebäude, und Elliot war eindeutig noch nicht bereit aufzugeben.
    Shane konnte es nachfühlen, denn ein Teil von ihm war oben in diesem Hubschrauber bei Mac – bitte, lieber Gott, lass sie am Leben bleiben, bis er sie finden und zurückbringen konnte … Er half dabei, Diaz hineinzutragen und hastig zur Krankenstation zu bringen, wo der Mann prompt starb.
    Aber selbst das wollte Elliot offensichtlich nicht akzeptieren, denn jetzt rief er nach dem Defibrillator und den Paddles und zehn ccm irgendwas. Shane trat zurück, um dem medizinischen Team bei der Arbeit nicht im Weg zu stehen.
    »Wo ist Bach?«, fragte er einen der Wächter, der fast genauso viel Blut an sich hatte wie Shane.
    Der Mann wirkte benommen und schüttelte den Kopf. Es gab noch andere Verwundete, aber alle nur leicht, zumindest im Vergleich zu Diaz. Und alle Groß-Thans hatten sich schützen können. Aber im Moment schien keiner zu wissen, was zu tun war.
    Da Elliot beschäftigt war, Mac entführt und Diaz außer Gefecht, musste irgendjemand das Kommando übernehmen. Also ging Shane zur nächsten Computerstation und loggte sich ein.
    »Computer, mit Analyse verbinden«, befahl er. »Ich will alle Satelliten, die den Kampfhubschrauber, der gerade Anna Taylor und Michelle Mackenzie mitgenommen hat, verfolgen. Ich will jede neue Information über den Aufenthaltsort von Nika Taylor, und ich will Dr. Bach finden und benachrichtigen – sofort.«
    »Dr. Bach ist in seinem Büro«, sagte ihm der Computer. »Er darf nicht gestört werden.«
    »Ihn trotzdem stören«, befahl Shane.
    »Dr. Bach darf nicht gestört werden.«
    Scheiß drauf. Shane wusste, wo Bachs Büro war, und er rannte los.

26
    Sie hielten das Meeting im Flur vor Stephen Diaz’ Zimmer auf der Intensivstation ab.
    Elliot hatte Diaz’ Herz wieder zum Schlagen gebracht und ihn in die Chirurgie geschafft, um seine Wunden auszuwaschen und zu versuchen, den angerichteten Schaden zu reparieren. Währenddessen hatte das Herz des Groß-Than noch zweimal zu schlagen aufgehört.
    Der Arzt sah jetzt ein bisschen geschockt aus, aber eins musste Shane ihm lassen. Was auch immer mit Diaz geschah – wie auch immer das endete –, schuld daran würde nicht sein, dass Elliot aufgegeben hätte.
    Dr. Bach sah auch extrem grau aus. Er befand sich, ziemlich buchstäblich, an zwei Orten gleichzeitig, und die Strapazen für seinen physischen Körper waren enorm. Shane hatte ihn zu einer Kugel zusammengerollt hinter seinem Schreibtisch vorgefunden, in einem Büro, das aussah, als wäre ein Hurrikan hindurchgetobt.
    Die Bücherregale waren umgestürzt, und die Kunstwerke hingen schief. Bücher und Akten waren zerfleddert und auf dem Boden verteilt. Und etwa ein Dutzend Kugelschreiber steckten mit der Mine voran in der Wand, als wären sie wie Dartpfeile mit ungeheurer Kraft dorthin geschleudert worden.
    Und um die Verwirrung komplett zu machen, blickte Bach sich beim Aufstehen voller Überraschung um, als erinnerte er sich nicht daran, irgendwas damit zu tun zu haben. Er hatte sofort angefangen aufzuräumen – bis ihn die Worte Anna und Mac und Hubschrauber und Entführung erreichten. Das hatte seine komplette Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wobei