Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
die zweiundzwanzig.
Aber vielleicht war es auch nur das spärliche Licht der Straßenlaterne, das sie wie eine junge Schönheit und die Verkörperung all seiner Träume aussehen ließ.
»Warum haben Männer eigentlich ein Problem damit, die Pille zu sagen?«, fragte sie.
Shane lachte. »Es sind nicht die Wörter«, sagte er. »Es ist das Konzept. Was, wenn ich das Ganze missverstanden habe, und –«
»Hast du nicht. Und zu deiner Information, wir sind hier in Massachusetts. Immer noch legal hier. Kein Grund, es klammheimlich zu tun.«
»Na gut. Aber … wir brauchen trotzdem … irgendwas.«
Sie lächelte, und großer Gott, sie war schön. »Keine Sorge, ich hab alles im Griff.« Ihr Blick wanderte einmal über seinen ganzen Körper, sodass er ihn fast spüren konnte, und verweilte einen Augenblick auf der unmissverständlichen Beule unter der Knopfleiste seiner Jeans. Sie sah ihm wieder in die Augen. »Oder werde es sehr bald.«
Kein Zweifel, eine Glückssträhne hatte begonnen.
»Bitte versprich mir, dass du mich nicht in deine Wohnung lockst, um mich in Ketten zu legen und als Sexsklaven zu halten«, sagte er. »Oder – Moment. Vielleicht will ich in Wirklichkeit, dass du mir genau das versprichst.«
Darüber musste sie lachen. »Du bist nicht mein Typ für eine Langzeit-Gefangenschaft«, sagte sie. Aber dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und zupfte vorne an seiner Jacke, sodass er sich zu ihr hinunterbeugte. Sie würde ihn küssen, das wussten sie beide, aber sie nahm sich Zeit, und er ließ sie gewähren und wartete einfach ab, während sie ihm in die Augen sah, ihren Mund emporreckte und sanft mit ihren Lippen über seine streifte.
Shane schloss die Augen – Gott, es war so schön –, und er ließ sich wieder und wieder küssen. Und dieses Mal kostete sie ihn, mit ihrer Zunge an seinen Lippen. Er öffnete seinen Mund, und dann, Donnerwetter, das war nicht nur schön, es war das nackte Verlangen, glühend heiß und überwältigend. Er zog sie fest an sich, und selbst als sie sich schon an ihn schmiegte, versuchte er sie noch enger zu umschlingen.
Um ihn herum hätte alles in die Luft fliegen können, es wäre ihm egal gewesen. Er hätte nicht mal aufgeblickt – hätte nicht aufgehört, sie zu küssen.
Und durch alle Kleiderschichten hindurch, ihre Jacken, ihre Hosen, seine Shorts und was sie auch immer unter ihrer Armee-Hose trug – Gott, er konnte es kaum abwarten, rauszufinden, was für Unterwäsche sie trug –, spürte Shane ihren Bauch, warm und fest an seine Erektion gepresst, und schon diese indirekte Berührung reichte, um ihn fast zum Explodieren zu bringen.
Er konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen – Himmelherrgott, allein, diese Frau zu küssen, trieb ihn in den Wahnsinn –, und beinahe wäre es zu spät gewesen.
Fast. Aber auch nur, weil sie von ihm abließ. Sie lachte, und ihre unglaublichen Augen blickten zu ihm auf. Als wüsste sie genau, was er fühlte.
Sie reichte ihm ihre behandschuhte Hand, und er ergriff sie, und, schlimmer Knöchel hin oder her – sie zog ihn vorwärts.
Hand in Hand rannten sie los.
4
Um kurz vor Mitternacht klingelte Annas Handy, und sie durchwühlte ihren Rucksack danach, obwohl es nicht Nikas Klingelton war.
Unbekannt wurde statt der üblichen zehnstelligen Nummer auf dem kleinen Display des Telefons angezeigt, und sie holte tief Luft, bevor sie abnahm, hin- und hergerissen zwischen Angst und Hoffnung. Vielleicht waren es die Entführer, die ein Lösegeld forderten?
»Hier Anna Taylor«, sagte sie und hoffte, dass sie sich weniger erschöpft und beherrschter anhörte, als sie sich momentan fühlte, nachdem sie wiederholt ohne Erfolg die Strecke von der Cambridge Academy zu der winzigen Studiowohnung abgelaufen war, in der sie mit Nika wohnte.
Ihr Atem hing in der kalten Nachtluft, als sie die Augen schloss und wartete und hoffte …
»Miss Taylor, hier ist Dr. Joseph Bach vom Obermeyer-Institut. Einer meiner Kollegen hat mich informiert, dass Sie eine Vermisstenanzeige wegen Ihrer Schwester Nika aufgegeben haben?«
Wer auch immer das war, seine Stimme war angenehm. Melodik und Aussprache waren bemerkenswert gut, so als ob er einmal professionellen Sprechunterricht gehabt hätte. Moses supposes his toeses are roses. » Singin’ in the Rain«, das alte Musical über die Anfänge des Tonfilms, war einer von Nikas Lieblingsfilmen.
Dr. Bach war vielleicht ein älterer Mann, der sich bester Gesundheit erfreute und immer noch die
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