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Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

Titel: Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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perfekte Atemkontrolle hatte.
    »Ja, das ist richtig«, antwortete Anna rasch nach dieser langen und wahrscheinlich etwas merkwürdigen Pause. »Meine Schwester ist heute Nachmittag nicht von der Schule zurückgekommen. Und ja, ich weiß, dass sie noch nicht so lange vermisst wird und dass sie dreizehn ist und in der Lage, Regeln zu missachten, aber sie ist nicht …« Normal , hätte sie fast gesagt. Aber das hörte sich an, als wäre Nika ein Freak, aber das war sie nicht. »Der Typ, der einfach so von der Bildfläche verschwindet«, sagte sie stattdessen. »Niemals. Sie ist ein braves Mädchen, und sie weiß, dass ich viele Opfer gebracht habe, damit sie auf die Cambridge Academy gehen kann. Sie hat dort ein Stipendium. Wir sind nicht reich.«
    Sie betonte den letzten Teil, nur für den Fall, dass er einer dieser »Amateurdetektive« war – einer von denen, die sich Nika überhaupt erst geschnappt hatten.
    »Das ist mir bewusst«, sagte er. »Ich stehe vor Ihrer Wohnung und weiß, dass Sie nicht hier sind und wahrscheinlich noch nach Ihrer Schwester suchen, aber es ist wichtig, dass sie sich einen Moment Zeit nehmen, mit mir zu reden. Wenn Sie mir sagen, wo Sie sind, komme ich –«
    »Wissen Sie, wo Nika ist?« Anna war nur noch eine Straßenecke von ihrem Wohnhaus entfernt und begann wieder zu laufen.
    Er zögerte. Einen winzigen Moment. »Nicht genau.«
    »Was soll das denn heißen?«
    Wieder eine Pause. »Es soll heißen, dass ich eine Ahnung habe, wer sie entführt hat – und warum. Aber ich weiß nicht genau, wo man sie festhält. Noch nicht. Miss Taylor, Sie sollten dringend –«
    »Wer hat sie denn entführt?«, fragte Anna, während sie die Straße überquerte. Ihr Haus war schon in Sichtweite, und sie konnte jetzt einen großen, schlanken Mann mit einem langen, dunklen Mantel erkennen, der mit seinem Telefon am Ohr auf dem Gehsteig vor dem Haus stand. Sie wurde langsamer. Er war ohne Begleitung – so schien es zumindest. Dennoch …
    Plötzlich wurde ihr sehr bewusst, dass sie sich allein in einer dunklen, menschenleeren Straße befand. Und dass mindestens eine Nachbarin, der sie heute Abend in ihrem Wohnblock begegnet war, eine Drogenabhängige war. Wahrscheinlich Meth. Die Zähne der Frau hatten furchtbar ausgesehen.
    »Es ist … kompliziert«, sagte Dr. Bach, drehte sich um und sah sie direkt an, obwohl sie sich leise bewegte und er sie unmöglich hatte kommen hören können.
    »Ich bin ziemlich schlau«, sagte sie, klappte das Telefon zu und blieb in einer sicheren Entfernung von zehn Metern vor ihm stehen. Wenn es sein musste, konnte sie rennen, und sie war schnell. »Lassen Sie es auf einen Versuch ankommen.«
    Er war nicht alt. Überhaupt nicht. Sein schulterlanges Haar war dunkel, seine Augen braun. Er hätte einer dieser Black Irish sein können, wenn seine Augen blau gewesen wären. Trotz der braunen Augen wies sein Gesicht die für Briten typische Blässe auf, mit ausgeprägten, aristokratischen Gesichtszügen.
    Grausame Lippen.
    Anna hatte diese Beschreibung einmal in einem Liebesroman gelesen. Der Held hatte elegant grausame Lippen. Sie hatte das für eine alberne Übertreibung gehalten. Bis heute.
    Nika hätte gefunden, dass Dr. Joseph Bach mit diesen Lippen und dem blassen Gesicht wie ein Vampir aussah. Einer von der heißen Sorte, mit einer Seele – wie Angel oder Spike aus Buffy.
    Und wäre Anna nur ein paar Jahre jünger gewesen und hätte ihre Angst und Sorge um ihre kleine Schwester sie nicht so vereinnahmt, hätte sie vielleicht zugestimmt. Dieser Mann war tatsächlich ungewöhnlich gut aussehend. Aber da es so etwas wie Vampire nicht gab, weder mit noch ohne Seele, und da sie mit beiden Füßen fest auf dem Boden der Realität stand, die auch ohne Dämonen und Monster schon beängstigend genug war, sah er wie das aus, was er war – ein leicht übermüdeter, sehr gut aussehender junger Mann, der sich offensichtlich mit den Seelenqualen bei einer Entführung gut auskannte und mit Absicht redete und sich so kleidete wie ein ritterlicher Prinz aus einem Märchen.
    Ein Märchenheld, der selten an die Sonne kam und als ordentlicher Prinz nicht den Multikulti-Mix verschiedener Ethnien teilte, der ihr eigenes Erbe war. Natürlich, wer einmal über ein Königreich herrschen sollte, der musste blaublütig bis hin zur Inzucht sein.
    Er musterte sie ebenso genau, und ihr wurde einmal mehr bewusst, dass sie selbst für die meisten Leute nicht gerade wie eine Märchenprinzessin aussah –

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