Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
mit ihrer wilden, dunklen Lockenmähne, ihrer kaffeebraunen Haut und ihrer Nase, der man die entfernten Maya-Vorfahren noch ansehen konnte.
Allerdings, wenn er seinen Lebensunterhalt damit verdiente, Mädchen zu entführen und sie dann für ihre verzweifelten Familien zu »finden«, war es mit seinem Prinzentum auch nicht weit her.
Er hatte immer noch nicht versucht, sein es ist kompliziert zu erklären, also fragte sie ihn geradeheraus, »Wie viel?«
»Wie bitte?«
»Was wird es mich kosten, Nika zurückzubekommen?«
Er antwortete ihr nicht. Stattdessen sagte er: »Lassen Sie uns irgendwohin gehen, wo es wärmer ist – und sicherer. Dann können wir uns unterhalten.«
Anna lachte und verschränkte die Arme. »Tja, tut mir leid, Dr. Bach, ich werde Sie nicht reinbitten.«
»Das verlange ich auch gar nicht«, entgegnete er. »Genau genommen ist es das Letzte, was ich will. Ich bin sicher, dass Ihre Wohnung verwanzt ist.«
»Wenn die Entführer unsere Wohnung verwanzt haben, dann wissen sie ja, dass ich kein Geld habe, irgendein Lösegeld zu zahlen.« Und sie wussten auch, dass sie mit fünfundzwanzig in einem Stockbett in einem winzigen Zimmer schlief, das sie sich mit ihrer dreizehn Jahre alten Schwester teilte. Wenn sie in der Wohnung gewesen waren, hatten sie wahrscheinlich auch erraten, dass sie und Nika großes Glück gehabt hatten, dass sie eine eigene Küche und ein Badezimmer hatten, anstatt sich diese mit einem Haufen Fremder zu teilen.
Wenn Anna allerdings nicht bald einen richtigen Job fand, dann würden sie in so eine Art von Mietszimmer ziehen müssen. Vorausgesetzt natürlich, dass sie Nika wiederbekam. Ihre Kehle schnürte sich zusammen.
»Sie sind nicht auf Lösegeld aus«, sagte Bach düster, mit dieser Stimme, die direkt aus der goldenen Ära von Hollywood zu stammen schien. »Wenn es die sind, von denen ich es glaube, werden sie irgendwann in den nächsten paar Stunden – wenn nicht schon geschehen – entscheiden, dass sie Nika behalten wollen. Um jeden Preis. Und gleichzeitig wird ihnen klar werden, dass sie Sie loswerden müssen.«
Wen? » Mich loswerden?«
»Ja«, sagte er und nickte. »Um nicht zu sagen, umbringen. Obwohl sie vielleicht zuerst versuchen, Sie auch zu entführen. Wenn Nika so talentiert ist, wie ich glaube.«
»Talentiert …?« Langsam brachte er sie wirklich auf die Palme. »Das ergibt doch keinen Sinn. Warum sollten sie mich töten und sie behalten?«, fragte Anna. »Bei einer Entführung geht es doch darum, Lösegeld zu bekommen. Und sagen Sie nicht, es ist kompliziert .«
Er lächelte zerknirscht, als er einen Schlüsselbund aus seiner Tasche zog. »Das ist es aber, fürchte ich.« Er drückte auf einen Knopf, und ein kleines Auto, das direkt auf dem Bordstein parkte, blinkte auf, und die Türen entriegelten sich mit einem Klicken. »Warum kommen Sie nicht mit mir ins Obermeyer-Institut, und ich werde mich bemühen, es Ihnen zu erklären.«
Anna machte einen entschiedenen Schritt nach hinten. »Warum bemühen Sie sich nicht hier und jetzt, es mir zu erklären?«
Er seufzte. Fast unhörbar. »Ich weiß, die Vorstellung, dass Sie in Gefahr sind, ist nicht so leicht zu verarbeiten, und Sie haben keinen wirklichen Grund, mir zu trauen.«
»Warum sollte ich auch? Warum sollte ich Ihnen irgendwas glauben?«
Dieses Mal zögerte er nicht. »Weil ich Nika zurückholen kann – ich werde sie zurückholen. Ich bin einer von den Guten, Miss Taylor.«
Die Zeit schien hängen geblieben zu sein, während sie in Dr. Joseph Bachs dunkelbraune Augen blickte. Er wirkte durch und durch vertrauenserweckend, und sie ertappte sich dabei, dass sie ihm glauben wollte. Ja, es wäre so einfach, ihm zu glauben – sich in seine extrem attraktiven Arme zu werfen und ihn anzuflehen, sowohl sie als auch ihre Schwester zu retten und sich um sie zu kümmern, für immer.
Stattdessen entfernte sich Anna noch einen Schritt nach hinten und atmete tief ein. Dann heftig wieder aus. Schließlich bekam sie die Worte heraus: »Was für ein Doktor sind Sie denn genau …?«
Er nahm sich Zeit für die Antwort. »Ich bin Chirurg«, sagte er schließlich.
Sie lachte ungläubig auf. »Tut mir leid, aber … Bevor Sie mir Lügen auftischen, sollten Sie lieber Ihre Hausaufgaben machen. Meine Mutter war Ärztin und … Ganz im Ernst, Sie sind viel zu jung. Versuchen Sie es nächstes Mal mit Assistenzarzt. Assistenzarzt im Mass General, das wäre glaubhafter.«
Er lächelte. »Ich bin nicht so jung,
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