Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
der Mann Messer, Nadel und Faden nahm und zur Tür zurückhinkte, sie öffnete und den Raum verließ.
Ihr Arm blutete immer noch, das Blut sickerte zwischen den frankensteinreifen Nähten hindurch, und der Mann hatte rein gar nichts unternommen, um die Sauerei, die er hinterlassen hatte, zu beseitigen.
Einige der Mädchen schrien allein deswegen noch immer. All das Blut … Es durchtränkte ihr Laken, und sie spürte es jetzt nass und kalt an ihrem Bauch.
»Ist schon gut«, sagte Nika, als die sich langsam schließende Tür endlich hinter dem Mann ins Schloss schnappte. »Alles in Ordnung. Es geht mir gut.«
Manche Mädchen weinten immer noch – ein paar laut, andere etwas leiser.
Eine von ihnen – ein Mädchen etwa in ihrem Alter, das fast genau gegenüber von Nika an ein Bett gebunden war – sagte: »Letzte Woche hat er Leesa umgebracht. Er hat ihr einfach die Kehle aufgeschlitzt und sie verbluten lassen.« Das Mädchen fing wieder an, bitterlich zu weinen. »Genau in dem Bett, in dem du liegst.«
Nika hatte hart daran gearbeitet, nicht in Panik zu verfallen, aber bei dieser Neuigkeit begann ihr Herz wieder zu hämmern. Sie holte tief Luft, dann noch mal und noch mal. Und als sie wieder sprechen konnte, ohne zu weinen, fragte sie: »Wo sind wir?«
Aber das wusste niemand. Keins der Mädchen hatte auch nur die geringste Ahnung.
Elliot spielte gerade Anstandsdame und Dolmetscher für Joseph Bach und die unglaublich bezaubernde Anna Taylor, die – oh Mann! – dem Maestro doch tatsächlich ins Gesicht gesagt hatte, dass sie ihn sich nackt vorgestellt hatte, als er eine SMS von Mac bekam.
Geschätzte Ankunftszeit: jetzt.
Bach war in seine Erklärungen vertieft, warum Annas Schwester Nika entführt worden war. Die Quintessenz war, dass das Mädchen, weil sie eine seltene, ungeschliffene Zwanzigerin war, an ein Krankenhausbett gefesselt und in einem Zustand nahe dem Horror gehalten werden würde, um ihren Adrenalinspiegel auf einem hohen Pegel zu halten, hauptsächlich damit ihre Entführer ihr einen Hormonkomplex abzapfen konnten, den man in seiner höchsten Konzentration bei vorpubertären Mädchen fand. Diese Hormone wurden dann für die Herstellung von Destiny verwendet.
Bach brachte ihr diese Zusammenhänge natürlich schonender bei. Früher oder später musste er aber auf das Entsetzliche zu sprechen kommen, denn an der Wahrheit führte kein Weg vorbei. Nika war von ein paar Riesenarschlöchern in Diensten der Gesellschaft entführt worden, die sie terrorisieren, vielleicht schlagen oder sogar vergewaltigen würden, um sie in einem ununterbrochenen Zustand der Angst zu halten, nur um noch mehr von einer Droge produzieren zu können, die fast jeden umbrachte, der sie nahm.
Eine Droge, die ihre Hersteller und Vertreiber unglaublich reich machte …
Elliot erhob sich, und Bach verstummte mitten im Satz und blickte fragend zu ihm auf. In seinen Augen war etwas zu lesen wie Lassen Sie mich nicht mit der hier allein – was allerdings auch nur eine Erfindung von Elliots lebhafter Fantasie sein konnte. Joseph Bach hatte schließlich vor nichts Angst.
Insbesondere attraktiven Frauen, die ihn sich nackt vorstellten, stand er furchtlos gegenüber.
»Ich muss …« Elliot deutete auf die Tür. »Mackenzie ist aufgetaucht.«
Bach blickte Anna über den Konferenztisch hinweg an, dann wieder Elliot, während er tief einatmete und ein kurzes Nicken zustande brachte. Sehr interessant! Vielleicht bildete Elliot sich Bachs Beklommenheit, mit der Frau allein zu sein, doch nicht ein.
»Gut«, sagte Bach. »Sagen Sie ihr, dass ich sie sprechen will, bevor sie wieder verschwindet.«
»Mach ich.« Elliot sah von Bach zu Anna. »Hat Ihnen schon jemand Ihre Unterkunft gezeigt?«
Sie blickte blinzelnd zu ihm auf und sah dann zur Bestätigung Bach an. »Unterkunft?«
»Wir hätten gern, dass Sie hierbleiben«, sagte Bach zu ihr. »Wenigstens, bis wir Nika gefunden haben.«
Er hatte noch mit keiner Silbe erwähnt, was hoffentlich folgen würde, nachdem sie Nika aus dem Albtraum befreit hatten, in dem sie gefangen war. Sie hofften, dass Nika sich für die Ausbildung hier im OI anmelden würde – was bedeutete, dass sie und ihre ältere Schwester dauerhaft hier wohnen würden.
Für den Augenblick nickte Anna jedoch. »Und wenn ich nicht hierbleiben will, werden Sie … Ihre Kräfte anwenden und in meinem Kopf herumpfuschen, damit ich denke , ich will es.«
Autsch.
Ganz offensichtlich würde Anna Bachs kleinen,
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