Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
lesen. Sondern Sie sagen, Sie würden es nicht.«
»Ich würde es nicht tun«, stimmte er zu, und in seinen Augen flackerte etwas auf, das sie nicht deuten konnte.
»Aber woher wissen wir, dass Sie das nicht bloß so sagen, damit es nicht peinlich wird?«, argumentierte Anna. »Ich meine, wenn wir hier mit dem Wissen sitzen müssten, dass Sie jeden unserer Gedanken anzapfen …«
»Tu ich nicht«, sagte Bach.
»Nun, nur für den Fall, dass Sie lügen – Entschuldigung«, sagte sie. Sie wandte sich Elliot zu. »Bevor ich wusste, dass er meine Gedanken lesen kann, habe ich den Fehler gemacht, ihn mir nackt vorzustellen.«
Elliot hatte ihre Unterhaltung mit einem halben Lächeln verfolgt, aber jetzt lachte er laut auf.
»Es war nichts Sexuelles«, sagte sie zu ihm – und Bach. Wieder, nur für den Fall. »Es war mehr eine Art Kunstbetrachtung. Obwohl ich zugeben muss, dass es schwer ist, sich jemanden nicht nackt vorzustellen, wenn man erst mal weiß, dass er Gedanken lesen kann.«
Joseph Bach wurde tatsächlich rot, während Elliot immer noch lachte.
»Was können Sie noch?«, fragte Anna Bach direkt. »Können Sie eine Kugel mit Ihren Gedanken aufhalten?«
»Ja«, sagte er. »Und ein Energieschild aufbauen, um mich gegen fast alles zu schützen, was nach mir geworfen wird. Aber das gehört eigentlich zu den Grundfertigkeiten.«
»Können Sie …« Sie fing anders an. »Haben Sie sich wesentlich jünger aussehen lassen, als sie es tatsächlich sind?«
»Ja. Aber ich sehe nicht nur jünger aus. Ich beherrsche meinen Körper und generiere neues Zellwachstum. Meine Gesundheit entspricht der eines Fünfundzwanzigjährigen.«
Die Vorstellung verschlug ihr den Atem. Es war eine Sache, darüber in der Theorie zu hören, aber eine ganz andere, das Ergebnis solcher mentalen Kraft vor sich zu sehen. »Wie alt sind Sie wirklich?«, fragte Anna.
Bach schüttelte den Kopf. »Ich will nicht, dass Sie ausflippen.«
Anna blickte ihn scharf an. »Zu spät.«
Er schmunzelte darüber. »Das tut mir wirklich leid.«
»Und? Können Sie die Möbel in diesem Raum demolieren, ohne von ihrem Stuhl aufzustehen?«, fragte sie und blickte im Konferenzraum umher, auf die schweren Bücherregale und massiven Sideboards, den riesigen Tisch …
Er zuckte nicht mit der Wimper. »Ja.«
»Ein Gebäude dem Erdboden gleichmachen?«
»Oder eins wieder aufbauen«, konterte er pointiert und nahm noch einen Schluck von seinem Tee.
»Können Sie … verschlossene Türen öffnen?«
»Ja.«
»Können Sie Menschen dazu bringen, mit Ihnen ins Auto zu steigen, obwohl sie eigentlich gar nicht wollen?«
Darauf antwortete er nicht sofort. Aber schließlich seufzte er und sagte es. »Ja.«
Dieses Mal sah er nicht zuerst weg. Sondern sie. Sie trank ihren Kaffee aus, der inzwischen kalt war, und stellte die Tasse auf den Tisch.
»Also, da draußen gibt es acht hundert Menschen wie Sie, mit Superheldenkräften«, sagte Anna, und es kam ihr immer noch surreal vor.
»Nur eine Handvoll davon kann alles, was Dr. Bach kann«, erinnerte Elliot sie. »Die meisten haben begrenzte Begabungen und Fähigkeiten.«
»Trotzdem«, sagte sie. »Warum habe ich davon noch nie etwas gehört?«
Bach und Elliot tauschten einen Blick aus.
»Ist es ein Geheimnis?«, fragte Anna.
»Nicht mit Absicht«, sagte Bach. »Wir geben regelmäßig Artikel über neuronale Vernetzungen heraus, aber …«
»Die Medien werden von den großen Konzernen kontrolliert, und unsere Forschungen – und die von allen anderen ähnlichen Einrichtungen im Land – werden darin regelmäßig ins Lächerliche gezogen«, sagte Elliot. »Es gibt noch vier Labore, die dem OI ähneln, aber wir sind das einzige, das durch private Gelder finanziert wird, daher schweben die anderen immer in der Gefahr, geschlossen zu werden. Nicht weiter verwunderlich, da doch die Forscher auf diesem Gebiet in den Medien immer nur als Randgruppe dargestellt werden, die verrückte und paranoide Ideen verbreitet.«
»Auch die ganze Destiny-Problematik ist unter den Teppich gekehrt worden«, sagte Bach zu Anna, »angeblich, um eine Panik in der Bevölkerung zu verhindern, aber in Wirklichkeit, um die Wahrheit über die Gefahren der Droge zu vertuschen, da die Pharmaunternehmen alles daransetzen, um eine Zulassung für diese Wirkstoffe zu erhalten.«
»Aber wenn die Leute als Joker derart durchdrehen, wie Sie sagen«, setzte Anna an.
»Die Kosten einer einzigen Spritze Destiny liegen bei fünftausend Dollar«,
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