Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
null-dreihundert.«
Diaz schmunzelte. »Drei Uhr morgens ist vollkommen okay, und … Glauben Sie mir, mir ist sehr bewusst, dass es noch Stunden bis Tagesanbruch sind. Entschuldigen Sie, Dr. Z. Ich will sichergehen, dass wir, ähm, genug Stühle im Raum haben.« Er beschleunigte seinen Schritt und zog an allen anderen vorbei.
Elliot seufzte fast unhörbar, lächelte aber dann, als Anna ihm einen Blick zuwarf. »Ziemlich schwer, ihn sich nicht auch nackt vorzustellen, was?«, raunte er ihr aus dem Mundwinkel zu.
Sie lachte, doch irgendwie bewirkte das, dass ihr die Tränen in die Augen schossen, und sie holte Luft, kräftig, damit sich ihr Lachen nicht in ein hörbares Schluchzen verwandelte.
Aber Bach drehte sich mit einem scharfen Blick zu ihr um, als hätte er es trotzdem gehört. Oder vielleicht hatte er auch nur eine Störung seines Kraftfelds gespürt – das war ja so was von krank.
Elliot schlang den Arm um sie und drückte sie leicht. »Hey«, sagte er und fühlte sich warm und tröstlich an. »Mit diesen dreien an Ihrer Seite, besteht keine Chance, dass wir Nika nicht zurückkriegen. Sie müssen Vertrauen haben.«
»Es ist nur alles so seltsam«, gab Anna zu. Sie zwang sich zu einem Lächeln, als sie zu ihm aufblickte. »Vor allem, wenn ich im besten Fall in einer Welt lande, in der meine kleine Schwester lernen wird, meine Gedanken zu lesen.«
Elliot lachte. »Ich weiß, unheimlich, hm?«, sagte er, während er sie in einen kleinen Raum mit einem Flachbildschirm führte, der fast eine ganz Wand einnahm. Es gab jede Menge Stühle. Und als Elliot sie an der Hand zu der Stuhlreihe zog, kam sie nicht umhin, zu bemerken, dass der große, dunkle und gut aussehende Dr. Diaz an der Seite, gleich neben der Tür, stehen blieb.
Bach nahm eine Art Fernbedienung von ihrer Station an der Wand und setzte sich, wobei er zwischen sich und Anna einen Platz freiließ. »Bringen wir das einfach hinter uns«, sagte er. »Computer, Zugang JB-eins. Licht dimmen. Bild an.«
Die Lichter im Raum wurden schwächer, und ein Bild erschien auf dem Flachbildschirm. Es war eine Luftbildkarte des Teils von Boston, in dem die Cambridge Academy lag. Nikas Weg von der Schule zu ihrer Wohnung war mit einer hellblauen Linie markiert.
Anna zwang sich weiterzuatmen, als Bach den Befehl »Computer, heranzoomen« erteilte.
Das Bild auf dem Schirm war keine direkte Draufsicht. Der Satellit musste südlich positioniert gewesen sein, denn obwohl er ihnen eine Sicht von oben lieferte, war der Winkel groß genug, dass sie erkennen konnten, dass das, ja, Nika war, die von der Schule nach Hause ging, den Rucksack über eine Schulter geworfen, die Jacke offen.
Ihr Kopf war jedoch gesenkt, sie sah auf ihr Handy und schickte Anna zweifellos gerade die SMS.
Und tatsächlich, die Zeitanzeige in der rechten Ecke des Videos, die die Sekunden hinunterzählte, war gerade bei 14:26:43. Als sie auf 14:27 umsprang, musste Nika auf Senden gedrückt haben, denn sie blickte schließlich von ihrem Telefon auf.
»Gott, wenn das mal nicht Ihre Schwester ist«, sagte Mac.
»Sie sieht Ihnen sehr ähnlich, nicht wahr?«, sagte Elliot.
Anna nickte, und das Herz schlug ihr bis zum Hals, als ein Auto – eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben – neben ihrer Schwester vorfuhr und mit ihr Schritt hielt.
Nika bemerkte es erst nicht, aber dann warf sie einen misstrauischen Blick über die Schulter. Sie rückte ihren Rucksack zurecht, wurde schneller und hielt sich das Telefon, das sie immer noch in der Hand hatte, ans Ohr.
»Cleveres Mädchen«, sagte Mac. »Jemanden anzurufen – oder zumindest so zu tun.«
»So zu tun«, bestätigte Bach. »Ihre Anrufliste weist keinen Anruf nach dieser letzten SMS auf.«
»Warum rennt sie denn nicht?«, hauchte Anna.
Doch dann rannte Nika – und sie bewies, dass sie ein sehr cleveres Mädchen war, denn sie rannte den Weg zurück, den sie gekommen war, Richtung Schule.
Auf der Straße herrschte so viel Verkehr, dass der Wagen ihr unmöglich folgen konnte, indem er rückwärtsfuhr. Stattdessen kam ein großer Mann aus der Beifahrertür gesprungen und jagte hinter Nika her.
Bach passte mit der Fernbedienung den Ausschnitt an.
Und es sah – für einen Moment – so aus, als würde Nika es schaffen, als würde sie entkommen. Sie warf ihren Rucksack nach dem Verfolger, was ihn aufhielt, denn er stolperte und ging fast zu Boden.
Aber dann gab es eine Lücke im Verkehr, und das schwarze Auto fuhr rückwärts, immer
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