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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Im Vorzimmer saß eine Sekretärin und arbeitete an einem Terminal. Sie blickte auf und schaltete den Interkom ein.
    »Gehen Sie gleich hindurch«, sagte sie.
    Das Büro bildete einen Kontrast zum Rest der Anstalt. Wandgeräte, Schreib- und Konferenztisch waren allesamt individuell gestaltete Stücke aus Schwarzholz; alte Karten und etliche Diplome hingen an den Wänden, und eine Jalousie bedeckte das Aussichtsfenster und versperrte damit den Blick. Das war entschieden eine Enklave des gehobenen Managements, deren Inhaber jede Vergünstigung beansprucht hatte, die die Unternehmensregeln überhaupt gestatteten.
    Dr. James MacLennan stand hinter dem Schreibtisch auf, um Greg mit einem beruhigenden Lächeln und einem kräftigen Händedruck zu begrüßen. Er war siebenunddreißig, kleiner als Greg, mit dichtem schwarzem Haar und intensiv gebräunten, kompakten Gesichtszügen. Er trug einen brasilianischen Anzug in glänzendem Graugrün.
    »Nur fürs Protokoll und ehe wir weiterreden: Ich möchte gern kategorisch feststellen, daß Liam Bursken nicht für eine Nacht hinausschlüpfen konnte; so was ist einfach unmöglich«, sagte MacLennan.
    Sein Gebaren war ein bißchen zu überschwenglich und exaltiert, um Greg die geplante Zuversicht zu vermitteln. Greg vermutete, daß die Direktoren von Berkeley gar nicht glücklich über die Andeutung waren, daß Psychopathen wie Bursken nach Belieben kommen und gehen konnten. Die Methode des Mordes an Kitchener war der Presse nicht verborgen geblieben.
    »Nach dem, was ich bislang gesehen habe, scheint mir die Anstalt ziemlich sicher«, sagte Greg.
    »Gut, ausgezeichnet.« MacLennon deutete auf ein langes Sofa.
    Greg lehnte sich in die federnde Polsterung zurück. »Ich muß Bursken natürlich selbst fragen.«
    »Dafür habe ich volles Verständnis. Stephanie wird das Gespräch arrangieren. Prüfen Sie alles so gründlich, wie Sie möchten. Ich stelle mir unsere Leistungsbilanz gern tadellos vor.«
    »Danke; ich bin mir sicher, daß sie es ist.«
    Stephanie beugte sich über den Schreibtisch und murmelte etwas ins Interkom, kam dann herüber und setzte sich an den Tisch neben dem Sofa.
    »So, wie können wir helfen?« MacLennan schlug die Beine übereinander und widmete Greg seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
    »Wie Sie wahrscheinlich den Fernsehnachrichten entnehmen konnten, bin ich ein Drüsenpsioniker, den das Innenministerium zu den Kitchener-Ermittlungen hinzugezogen hat.«
    MacLennan verdrehte die Augen und grunzte. »Gott, die Presse! Erzählen Sie mir nichts von der Presse. Ich hatte die Typen hier alle vor der Tür, wie sie nach Interviews mit Bursken gebrüllt und das Personal auf dem Heimweg belästigt haben. Man sieht sie ja immer wieder im Fernsehen, diese Rudel, die Politiker und Angehörige des Königshauses überallhin verfolgen, aber ich konnte ja nie richtig würdigen, was es bedeutet, selbst davon betroffen zu sein. Und diese Art mikroskopischer Aufmerksamkeit ist genau das, was wir nicht wollen. Stocken war als unauffälliges Projekt geplant.«
    »Wie wäre es, wenn Sie mir ein paar Hintergrundinformationen geben? Was genau hat diese Verhaltens-Neuorientierung zu bedeuten, die Sie hier durchführen?«
    »Wissen Sie, was für Insassen wir haben?«
    »Yeah. Deshalb bin ich ja so daran interessiert, Liam Bursken zu treffen. Ich habe die Tatorthologramme des Kitchener-Mordes gesehen. Ich sage Ihnen, das war schlichte Metzelei. Ich habe Greueltaten im Krieg erlebt, und nicht nur solche der Gegenseite. Aber ein Bewußtsein wie das, das diesen Mord verübt hat, so was liegt weit abseits meiner Erfahrungen. Ich möchte wissen, wie es beschaffen ist.«
    MacLennan nickte mitfühlend. »Nun, unsere Insassen waren im Grunde psychologisch motiviert, ihre Verbrechen zu verüben, wobei die Motivation in allen Fällen tief verwurzelt ist. Keiner der Serienmörder verkauft Drogen oder stiehlt oder betrügt oder tut sonst etwas aus dem normalen Spektrum krimineller Aktivität. Solche alltäglichen Verbrechen liegen meist an soziologischer Konditionierung, die, allgemein ausgedrückt, durch bessere Wohnverhältnisse, verbesserte Bildung, einen guten Job, stabiles privates Umfeld usw. reparabel wäre – eine Aufgabe für Sozialarbeiter und Bewährungshelfer. Die Insassen unserer Anstalt genossen wahrscheinlich diese Vorteile, ehe sie eingeliefert wurden. Sie haben tatsächlich meist einen brauchbaren IQ, eine feste Arbeit, manchmal sogar eine Familie.«
    »Verfügt irgend jemand von

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