Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma
müßte immer noch dort sein.«
»Haben Sie Randon jemals erzählt, daß Sie an dieser Idee arbeiteten?«
»O nein, ich habe nie mit anderen darüber gesprochen, abgesehen von den übrigen Studenten.«
»Also hat das Unternehmen nie viel Interesse an dem gezeigt, was Sie auf Launde taten?«
»Sie haben mir das Sponsorengeld angeboten und eine Stelle in der Forschung garantiert, mehr nicht. Sehen Sie, Kitcheners Studenten haben nun mal diesen Ruf. Es ist ein bißchen snobistisch, aber viele von ihnen haben später wirklich viel erreicht.«
»Yeah.« Greg konnte nicht umhin, an Ranasfari zu denken. Man konnte sich keine größeren Gegensätze vorstellen als ihn und Kitchener, den kalten Ästheten und den ruhmreichen alten Wüstling. Die Chemie zwischen ihnen mußte allerdings gestimmt haben; Ranasfari verehrte seinen Mentor eindeutig.
Und Kitchener hatte sein Talent entdeckt, wie das von Nicholas.
»Alles wurde über eine Agentur in Cambridge vereinbart«, erzählte Nicholas. »Sie hat sich darauf spezialisiert, Universitätsabgänger unterzubringen. Ich bin nie direkt einem Vertreter von Randon begegnet. Ich habe mich aber darauf gefreut, in Frankreich zu arbeiten.«
»Sprechen Sie Französisch?«
»Nicht sehr gut. Ich habe einen dieser Selbstlernkurse auf einem Audiomemoxkristall. Ich werde die Sprache richtig beherrschen, sobald … Ich meine, ich hätte sie richtig gesprochen, sobald ich das zweite Jahr auf Launde abgeschlossen hätte. Man braucht sich nur den Wortschatz und die Syntax einzuprägen; das ist für mich kein großes Problem.«
»Interessant. Sie vertrauen sehr in Ihr Gedächtnis, nicht wahr?«
»Ja, mein Erinnerungsvermögen ist praktisch perfekt. Ich wollte nicht prahlen«, setzte er zerknirscht hinzu.
»Das hatte ich auch nicht behauptet.«
»Kitchener sagte, ich sollte stolz darauf sein. Er sagte, ich wäre darin besser als er.«
»Gab es jemals Tage, an die Sie sich nicht mehr erinnern können? Ereignisse, die Ihnen entfallen sind?«
Nicholas musterte ihn mit einer Spur Argwohn. »Sie meinen, wie bei befristeter globaler Amnesie?«
Greg war auf einmal froh darüber, daß Nicholas nicht seine Gedanken lesen konnte. Er hätte es jedoch besser wissen müssen, als sich im Gespräch mit Nicholas an ein Thema heranzuschleichen, besonders eines, das auch nur entfernt mit Wissenschaft zu tun hatte. »Yeah, befristete globale Amnesie oder sogar Traumalöschung.«
»Sie denken, daß Ihre Psifähigkeit deshalb keinerlei Schuldgefühl entdeckt hat, nicht wahr? Daß ich Kitchener ermordet und es dann einfach verdrängt habe.«
»Es ist möglich, Nicholas, und Sie wissen es.«
Die plötzliche Hitze der Streitlust in dem jungen Mann legte sich wieder. »Ja«, sagte er leise. »Aber ich habe keine Blackouts. Und ich habe noch nie einen Tag oder eine Stunde meines Lebens vergessen.«
»Okay.«
»Also habe ich die Wahrheit gesagt, oder?«
»Ja, Nicholas. Sie haben noch nie an Gedächtnisverlust gelitten.« Greg stand auf, immer noch so unschlüssig wie zu dem Zeitpunkt, als er hereingekommen war. »Ich halte Sie auf dem laufenden.«
»Danke, Mr. Mandel.«
»Sie sind noch nicht raus aus der Sache.«
Eine weitere Sintflut an Entropie war über das Kripobüro hereingebrochen. Noch mehr Aktenmappen und Memoxkristalle lagen auf den Schreibtischen herum. Der Abfalleimer lief über von zerknüllten Fast-Food-Verpackungen, Schalen aus gewachstem Tangkarton, verschmiert mit fest gewordener süßsaurer Sauce.
Die Detectives bildeten ihren üblichen dichtgedrängten Knäuel um einen der Schreibtische neben dem Lagebildschirm. Greg wurde mit einigen düsteren, spekulativen Blicken bedacht, als er eintrat. Nur Amanda empfing ihn mit etwas, was beinahe ein Lächeln war. Vernon Langley löste sich aus der Gruppe, und ein weiterer Mann folgte ihm.
»Hat er irgendwas zugegeben?« wollte er wissen.
»Nein.«
»Himmel, ist das vielleicht ein aalglatter Bursche! Was ist mit Ihrer ASW? Haben Sie diesmal irgendwelche Schuldwellen aufgespürt?«
»Nein«, antwortete Greg knapp.
»Was für eine Schande.«
»Yeah.«
Vernon hielt sein Polizeicybofax hoch. »Ich habe das Labor gebeten, noch einmal die Proben von Beswick zu analysieren.«
»Und?«
»Keine Spur von Skopolamin oder einer anderen Droge. Die Blutchemie des Jungen ist perfekt im Gleichgewicht.«
»Okay, war nur so ein Gedanke.«
»Ich hab’ die Labortypen über Skopolamin befragt. Denken Sie, Beswick hätte den Mord absichtlich
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