Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
vergessen?«
    »Das wäre möglich, weil er sich wirklich nicht erinnert. Es muß einen Grund dafür geben. Was ist mit seiner Krankenakte?«
    Vernon reichte ihm das Cybofax. Greg überflog die eingeblendete Datenseite. Viel war da nicht – die üblichen Kinderkrankheiten, Windpocken, Mumps. Ein schlimmer Fall von Virusgrippe mit fünf, ein verstauchter Knöchel mit elf. Der letzte Eintrag stammte von einer Routineuntersuchung bei Aufnahme des Studiums – wieder alles ganz sauber.
    Nicholas Beswick war ein gesunder, normaler junger Mann.
    »Scheiße«, murmelte Greg.
    »Wirft irgend etwas ein neues Licht auf den Fall?« fragte Vernon.
    »Nein, überhaupt nichts.«
    »Hatte ich auch nicht erwartet.« Er winkte. »Das ist Sergeant Keith Willet«, sagte er, als sein Kollege vortrat. »Ist jetzt schon eine ganze Weile in Oakham.«
    Greg erwiderte einen leichten Händedruck. Der Sergeant trug weiße Hemdsärmel und Shorts und hatte die vorgeschriebene schwarze Krawatte mit einem winzigen Knoten gebunden. Er war Anfang Fünfzig und strahlte die Art gehärteter Geduld aus, die besagte, daß er schon so ziemlich alles erlebt hatte. In der Armee wäre er der perfekte Kandidat für einen Sergeant-Major gewesen.
    »Sie waren in der PSP-Zeit hier?« erkundigte sich Greg.
    »Ja, Sir«, antwortete Willet. »Habe inzwischen zwanzig Dienstjahre in Oakham absolviert.«
    »Sie könnten recht haben, was Launde angeht«, erklärte Vernon Greg. »Obwohl ich immer noch nicht erkennen kann, was das mit dem Mordfall Kitchener zu tun haben soll.«
    Greg sah Willet an. »Sie erinnern sich bei der Abtei an etwas?«
    »Ja, Sir. Ein Mädchen ist in einem der Seen im Launde Park ertrunken.«
    »Scheiße, yeah!« Jetzt fiel es ihm wieder ein. Er hatte es vor einer ganzen Reihe von Jahren in einem örtlichen Datentextkanal gelesen. In dem Artikel hatte gestanden, daß die Polizei die übrigen Bewohner der Abtei über den Unfall befragen wollte. Damals hatte Greg vermutet, daß es der Start zu einer PSP-Kampagne gegen Edward Kitchener war. Damals hatte ihn alles in dieser Richtung interessiert; jemand, der so prominent wie Kitchener war, wäre eine phantastische Verstärkung der Opposition im Untergrund gewesen. Aber daraus war nie etwas geworden.
    Auf seinen Ausruf hin drehten sich sämtliche Detectives um und starrten ihn an.
    Greg ignorierte sie. »Wissen Sie noch ihren Namen?« fragte er.
    »Clarissa Wynne«, sagte Willet. »Sie war eine von Dr. Kitcheners Studentinnen.«
    Der Name sagte ihm gar nichts.
    »Wann war das?«
    »Vor etwa zehn Jahren, Sir. Kann es nicht genau sagen.«
    »Fällt Ihnen dazu noch etwas ein?«
    Willet sah Langley an. Dieser nickte, wenn auch leicht widerwillig. Greg fragte sich, was wohl vor seinem Eintreffen gesagt worden war.
    »Ja, Sir, ich fürchte schon. Wir erhielten den Befehl, den Fall schnurstracks abzuschließen und als Unfalltod zu den Akten zu legen. Die Anordnung stammte direkt vom Ministerium für Öffentliche Ordnung.«
    »Jesus, die PSP wollte die Sache vertuschen? Warum?«
    »Ich habe keine Ahnung, Sir.«
    »War es ein Unfalltod?«
    Willet ließ sich Zeit mit der Antwort. Greg spürte die Unruhe in seinen Gedanken, ein regelrechter Konflikt, der dort tobte. Es wirkte fast, als ginge es darum, eine Sünde zu beichten, und er fühlte Erleichterung und Scham zugleich.
    »Der leitende Detective war nicht glücklich über den Befehl. Das Mädchen hatte getrunken gehabt, aber er vermutete, daß dort mehr schiefgegangen war als nur das wilde Studentenleben. Er konnte jedoch nichts mehr unternehmen und ganz bestimmt keine Untersuchung mehr einleiten. London pfiff, und wir alle sprangen. Das war alles, was wir damals überhaupt getan haben.«
    »Wer war dieser Detective?«
    Willet starrte ihn offen an.
    »Maurice Knebel, Sir.«
    »Ah«, sagte Greg. Maurice Knebel war der Hauptgrund, warum die Polizei von Oakham am Ort so schlecht angesehen war. Als in den letzten beiden Jahren des PSP-Jahrzehnts allen anderen schon klargeworden war, daß die Partei am Krückstock ging, hatte Maurice Knebel sein Bestes getan, um ihre Autorität in Rutland aufrechtzuerhalten, und auf die kleinste Provokation hin die Volkspolizei hinausgeschickt. Er verkörperte den kleinlichen Apparatschik, der blind der Parteilinie folgte, die Art, die Präsident Armstrong mindestens so geschadet hatte wie die städtischen Banden. Knebel stand auf der Inquisitorenliste der fünfzig Meistgesuchten. Auch so eine Art traurige Berühmtheit. Niemand

Weitere Kostenlose Bücher